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Schock beim AutobauerFord streicht in Köln 2900 Stellen

Lesezeit 4 Minuten
Ein Ford-Logo auf der Heckklappe eines Pick-up-Trucks ist vor dem Schild eines Ford-Händlers zu sehen.

Der Autobauer Ford läutet in Europa seine nächste Sparrunde ein.

Eine neue Sparrunde beim Autobauer: Bis Ende 2027 sollen 4000 Arbeitsplätze in Deutschland und England entfallen, davon 2900 in Köln. Die Kurzarbeit geht zudem weiter.

Ford startet eine weitere Sparrunde in Europa. Bis Ende 2027 sollen insgesamt 4000 Stellen wegfallen, vor allem in Deutschland und England. Dabei entfallen 2900 von derzeit etwa 13.000 Stellen auf Köln, 800 Stellen sollen in England abgebaut werden. Das Unternehmen müsse Kosten senken, so Ford am Dienstag. „Wir müssen daher schwierige, aber entschlossene Maßnahmen zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit von Ford in Europa umsetzen“, sagte Marcus Wassenberg, Arbeitsdirektor der Ford-Werke.

In welchen Bereichen gespart wird, sagte er nicht. Am Donnerstag soll es Gespräche mit dem Betriebsrat über die Pläne geben. Thema soll auch die Vereinbarung sein, nach der bis Ende 2032 betriebsbedingte Kündigungen bei Ford ausgeschlossen sind. Wassenberg sagte aber auch, dass Ford aus Tradition Stellen sozialverträglich abbaue.

Besonderer Fokus gelte aber dem Pkw-Segment, in dem Ford in den vergangenen Jahren in Europa hohe Verluste verzeichnet hat. Das Segment stehe unter Druck durch die hohen Kosten der Umstellung auf Elektroautos, neue Konkurrenten und strenge CO2-Emissionsziele. Die Pkw werden in Köln, Valencia und bis Ende November 2025 in Saarlouis gefertigt. Das Werk im rumänischen Craiova war an Ford Otosan verkauft worden, ein Gemeinschaftsunternehmen, das auch die leichten Transit-Nutzfahrzeuge in der Türkei fertigt.

Ford bekennt sich zu Europa und setzt auf „drei Säulen“

Ford bekenne sich zu Europa, so Wassenberg. Das Unternehmen hat allein in das Kölner Werk zwei Milliarden US-Dollar investiert, um hier E-Autos produzieren zu können. Das künftige Europa-Geschäft fußt laut Wassenberg auf drei Säulen. An erster Stelle nennt er eine starke Nutzfahrzeugsparte. Hier ist Ford Marktführer und will seine Position ausbauen.

Zweite Säule ist demnach eine profitable Pkw-Sparte, die sich auf ausgewählte Segmente fokussiert. Ford hatte zuvor bereits mitgeteilt, nicht mehr in jedem Segmente Fahrzeuge anbieten zu wollen. Stattdessen setzt der Konzern auf ikonische Modelle, die teils aus den US eingeführt werden wie den Mustang oder den Geländewagen Bronco. Generell sollen die Ford-Pkw die Lust am Abenteuer (Adventurous spirit) wecken. Das gilt laut Ford auch für die Köln gefertigten Explorer und Capri. Angeboten würde eine Reihe von Verbrenner-, Hybrid- und vollständig elektrischen Fahrzeugen. Gefertigt werde – als dritte Säule – in hocheffizienten Standorte, die neue Maßstäbe in Bezug auf Kosten und Qualität setzen.

Ford verwies in einer Mitteilung auch darauf, dass Voraussetzung für eine dauerhaft wirtschaftlich tragfähige Produktion von Elektroautos in Europa die Zusammenarbeit von Industrie, Regierungen, Gewerkschaften und Sozialpartnern sei. Der Autobauer hatte zuletzt einen entsprechenden Appell an die Bundesregierung gerichtet. John Lawler, stellvertretender Vorsitzender und Finanzvorstand der Ford Motor Company hatte die Notwendigkeit eines gemeinsamen Engagements aller betont, um die Marktbedingungen zu verbessern.

Ford fordert mehr Förderung der E-Mobilität

„Was uns in Deutschland und Europa fehlt, ist eine konsistente und klare politische Agenda zur Förderung der Elektromobilität, wie z.B. öffentliche Investitionen in die Ladeinfrastruktur, klare Anreize, um den Verbrauchern den Umstieg auf Elektrofahrzeuge zu erleichtern, eine bessere Kosteneffizienz für Hersteller und größere Flexibilität bei der Einhaltung der CO2-Ziele“, sagte Lawler.

Angekündigt hatte das Europamanagement Einschnitte bereits in einer Mail im Juni – und damit die Stimmung im Kölner Werk auf Talfahrt geschickt. Da hatten die Mitarbeitenden gerade mit der Produktion des E-Autos Explorer begonnen. Die war nämlich im August 2023 kurz vor der geplanten Serienfertigung des Explorers auf Eis gelegt worden. Der und das inzwischen Capri genannte zweite Kölner Modell, die auf einer VW-Plattform aufgesetzt werden, sollten eine neue Batterie bekommen. Ein weiterer Stimmungsdämpfer: Martin Sander, Chef der Ford-Werke und verantwortlich für die E-Autos des Konzerns in Europa, wechselte zu VW. Das war der Beginn zu einem Umbau im Management seit Ende Juni. Die Deutschland-Geschäftsführung wurde verkleinert - von ursprünglich zehn auf zunächst vier und zuletzt auf zwei Personen. Branchenexperten hatten das dahingehend interpretiert, dass die Zentrale im US-amerikanischen Dearborn in Köln durchregieren wolle. Neben Wassenberg steht jetzt an der Spitze Dave Johnston, der für Transformation und Partnerschaften zuständig ist.

Ford: Kurzarbeit in Köln soll weitergehen

Zahlen zu Stellstreichungen gab es im Juni nur für das Werk im spanischen Valencia. Hier sollen 1622 von aktuell rund 4800 Stellen abgebaut werden. 626 Stellen davon entfallen sicher. Knapp 1000 Mitarbeitende können sich Hoffnung auf eine Wiedereinstellung 2027 machen. Dann soll hier ein neues Hybrid-Modell vom Band laufen. Das dürfte erklären, dass es hier wie auch in weiteren europäischen Märkten laut der aktuellen Ford-Mitteilung nur geringfügige Personalveränderungen gibt.

Wassenberg kündigte auch weitere Kurzarbeitstage im ersten Quartal des laufenden Jahres an, möglicherweise auch noch im April. Explorer und Capri, die beiden in Köln gefertigten E-Autos, verkaufen sich nicht so wie erhofft. In Köln arbeiten jetzt schon 2300 Mitarbeitende kurz. Bis zu den Weihnachtsferien werden eine Woche Autos montiert, in der darauffolgenden Woche ruht dann die Arbeit. So ergeben sich drei Wochen Kurzarbeit bis Jahresende. Die Tagesbaurate wird von zuletzt 630 im kommenden Jahr auf 480 Autos gesenkt. Auch die werden im Zwei-Schicht-Betrieb gefertigt.