Die Aufkündigung der Bürgschaft für die Kölner Ford-Werke durch die US-Muttergesellschaft hat die Mitarbeitenden schwer getroffen. Am Dienstagabend gab es eine Mahnwache vor dem Ersatzteilzentrum.
Kölner Ford-WerkeMahnwache vor dem Ersatzteilzentrum

Ford-Mitarbeitende stehen mit Fackeln auf dem Gehweg vor einem Gebäude des Ersatzteilzentrums von Ford in Köln-Merkenich. "Fuck you - wir bleiben" und das Logo der IG Metall sind auf die Seitenwand projiziert.
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Um 20 Uhr setzt sich ein Fackelzug vom Parkplatz vor Tor 52 der Ford-Werke in Köln-Merkenich in Bewegung. Das Ziel der rund 70 Teilnehmer aus dem IG Metall-Vertrauenskörper: Das höchste Gebäude im Ersatzteilzentrum. Unter dem Ford-Logo leuchtet jetzt eine Protest-Parole. "Wir bleiben!", schallt es aus dem Protestzug, der die Parole aufgreift. "Dafür werden wir kämpfen!", rufen die Mitarbeitenden weiter.
Gut 20 Minuten dauert die Mahnwache. Verzweiflung, Angst oder auch Wut gibt es laut den Vertrauensleuten im Werk seit der Aufkündigung der Bürgschaft am Montag. "Wir wollen für unsere Kolleginnen und Kollegen ein Zeichen setzen, dass genau diese Wut zum Ausdruck bringt", sagt David Lüdtke, Vertrauenskörperleiter der Ford-Werke in Niehl und Merkenich. Dabei seien auch die Kolleginnen und Kollegen des Ersatzteillagers, wie Frank Koch, Leiter des Vertrauenskörpers dort ergänzt. Und dabei ist auch Kölns IG Metall-Chefin Kerstin Klein.
Sparrunde folgt auf Sparrunde
Die Mitarbeitenden fürchten mehr denn je um ihre Jobs. Bei Ford läuft noch ein Stellenstreichungsprogramm bis Ende des Jahres. Hart trifft es das Entwicklungszentrum, wo 1700 von ursprünglich 4000 Stellen gekappt werden. Bis 2027 sollen jetzt in Köln weitere 2900 Stellen wegfallen, 600 davon im Entwicklungszentrum. Übrig bleiben würden demnach 2027 nur noch 1700 Entwickler. Komplette Fahrzeuge für den europäischen Markt lassen sich mit dem Personal nicht mehr entwickeln und designen. Und wohl auch keinen keine E-Plattform etwa für kleine Autos, die Ford nach Experten-Meinung dringend braucht.
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Der Ford-Konzern entschuldet die deutsche Tochter teilweise, indem er ihr 4,4 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Außerdem finanziert er den Geschäftsplan für die kommenden vier Jahre mit zunächst "mehreren hundert Millionen", wie es im Unternehmen heißt. In den kommenden Jahren sinkt die Summe allerdings.
Ford-Werke haben Schuldenberg angehäuft
Das klingt nach viel Geld. Die Ford-Werke haben nach den letzten im Bundesanzeiger veröffentlichten Zahlen für 2023 allerdings einen Jahresfehlbetrag in Höhe von 126,0 Millionen Euro erlitten. Die Verbindlichkeiten erhöhten sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Milliarden auf 7,58 Milliarden. In der Bilanz steht ein nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag von 9,0 Milliarden Euro.
Die auf einer VW-Plattform basierenden Kölner E-Autos Explorer und Capri verkaufen sich nicht wie erhofft. Mit ihnen wollte Ford die Marke höher positionieren und ist in Preisdimensionen von Audi oder BMW vorgestoßen. Seit November gibt es bereits Kurzarbeit. Im laufenden Jahr wurde die Tagesbaurate von 630 auf 480 Fahrzeuge reduziert. Diese werden im Zwei-Schicht-Betrieb gefertigt. Auch bis Mitte April gibt es Kurzarbeit.
Autoexperten würde gerne ein Gesamtkonzept von Ford sehen, mit dem die Marke wieder nach vorne gebracht werden kann. Der Betriebsrat verlangt dies vor Gesprächen über den im November angekündigten Stellenabbau. Das dürfte neben der Rückgabe de Patronatserklärung einmal mehr Thema auf der Betriebsversammlung am Mittwochmorgen sein.