Ford Köln ist, was die Finanzen angeht, künftig auf sich allein gestellt.

Zur Zukunft von Ford in DeutschlandDer falsche Weg

Im Jubiläumsjahr kommt es knüppeldick für die Ford-Beschäftigten
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Im Jubiläumsjahr kommt es knüppeldick für die Ford-Beschäftigten. 100 Jahre, nachdem in Berlin die deutsche Tochter der Ford Motor Company gegründet wurde, die 1930 nach Köln-Niehl umsiedelte, wird nicht nur die Autoproduktion in Saarlouis im November eingestellt. Gestern erfuhr auch die Belegschaft in Köln, dass die Zukunftsaussichten für das Werk womöglich noch düsterer sind als bisher gedacht.
Die Erklärung der Konzernmutter in den USA, künftig nicht mehr für Verluste der Kölner Ford-Werke aufkommen zu wollen, ist ein weiterer Tiefschlag für die Beschäftigten, die in letzter Zeit schon so manche Hiobsbotschaft verkraften mussten. Zwar sollen aus Dearborn erneut bis zu 4,4 Milliarden Euro nach Köln fließen. Doch angesichts eines fast doppelt so großen Schuldenbergs ist das alles andere als der ersehnte Befreiungsschlag.
Die gestrige Botschaft lautet: Ford Köln ist, was die Finanzen angeht, künftig auf sich allein gestellt. Gleichzeitig trifft die Konzernzentrale in den USA weiterhin alle zentralen Entscheidungen zur Geschäftsausrichtung und Modellpolitik. Das ist eine sehr schwierige Ausgangslage.
Dass Ford in den vergangenen Jahren massiv Marktanteile verloren hat, dürfte auch dem Umstand geschuldet sein, dass man den Geschmack der Kunden nicht mehr so gut getroffen hat wie einst. Die Ford-Spitze in den USA hat in Köln allein auf die E-Autos Explorer und Capri gesetzt. Wer Verantwortung für diese Entscheidung trägt, sollte dem Werk jetzt auch die nötige Rückendeckung geben, um die Transformation des Standorts in das Zeitalter der E-Mobilität erfolgreich zu gestalten. Es gilt, neue Perspektiven zu entwickeln und langfristige Strategien für den deutschen und europäischen Markt zu entwickeln. Die Beschäftigten mit der Gefahr einer Insolvenz weiter zu verunsichern, ist der falsche Weg, um Ford wieder nach vorne zu bringen. Oder wollen die Bosse in Dearborn das etwa gar nicht?