Ford-Beschäftigte, Betriebsrat und IG Metall machen sich große Sorgen um die Zukunft des Kölner Werks. Wir erläutern, wie die Produktion dort mittlerweile nach der Umstellung auf E-Autos aufgestellt ist.
Sorge um den StandortSo sieht die aktuelle Produktion von Ford in Köln aus

Neuwagen vom Typ Explorer und Capri stehen auf dem Ford-Gelände in Köln-Niehl.
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Die Kölner Ford-Werke blicken auf eine stolze Tradition zurück – doch wie sieht ihre Zukunft aus? Diese Frage ist für die derzeit noch rund 11.500 Beschäftigten drängender denn je. Nach der jüngsten Entscheidung der Konzernspitze in den USA, nicht mehr für die Schulden der deutschen Tochter zu bürgen, ist die Sorge groß, dass der Standort über kurz oder lang vor dem Aus stehen könnte. Ein Überblick.
Die Wurzeln der Kölner Ford-Werke
Automobilpionier Henry Ford kam 1930 persönlich zur Grundsteinlegung des Werks in Köln-Niehl, die Produktion startete am 4. Mai 1931 mit 619 Beschäftigten. In seinen Glanzzeiten in den 70ern gab das Kölner Werk mehr als 40.000 Menschen Arbeit. Ford Deutschland produzierte mehr als eine halbe Million Autos im Jahr, der Marktanteil lag über 18 Prozent. 2024 waren es mit 99.600 verkauften Ford-Pkw gerade noch 3,5 Prozent. In Köln wurden von 1976 bis 2023 rund neun Millionen Exemplare des Ford Fiesta gebaut. Das Erfolgsmodell war 2015 der meistverkaufte Kleinwagen in Europa.
Die aktuelle Lage am Standort
Die Umstellung auf reine E-Auto-Produktion und andere Entscheidungen der Ford-Spitze haben im Kölner Werk für große Veränderungen gesorgt. Das ehemalige Gelände der Vorserienfertigung südlich der Geestemünder Straße wurde verkauft, die Gebäude sind abgerissen. Vorserien werden jetzt in Halle W3 gefertigt, wo noch bis 2021 V12-Motoren für die britische Edelmarke Aston Martin gebaut wurden. Im Getriebewerk (Hallen A, B und G) werden heute vor allem Sechsgang-Schaltgetriebe für den Nutzfahrzeug-Bestseller Transit gebaut.
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Die E-Auto-Produktion in Köln
In den Hallen F/K, X, S und T sind das Presswerk und der Fahrzeugrohbau angesiedelt. Hier werden die Rohkarossen für die E-Autos Explorer und Capri gefertigt. Ein neues Gebäude („P-Tech“) verbindet die Hallen F/K und X, dort erfolgt die Grundierung und Tauch-Phosphatierung der Rohkarossen. Diese werden anschließend in der Y-Halle lackiert.

Ford-Werke in Köln-Merkenich
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Ford-Werke in Köln-Niehl
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Dort wird auch die Antriebseinheit aus Batterie und E-Motor gefertigt, danach finden die sogenannte „Hochzeit“ von Antrieb und Karosse sowie die Montage von Türen, Motor- und Kofferraumhauben sowie die Endmontage statt. Teile dafür kommen aus dem nördlich gelegenen Zuliefererpark. Die Montage von Batteriezellen zu einsatzbereiten Batterien erfolgt in Halle W, wo früher die Ford-Eco-Boost-Motoren entstanden und heute noch Motorenteile gebaut werden.
Fertigung für den globalen Markt
Neben Getrieben für Nutzfahrzeuge werden in Köln weiterhin Presswerkzeuge für den weltweiten Markt hergestellt (Halle Z). Im Aluminium-Druckguss- und Schmiedewerk (Halle R) fertigen Kölner Fordler Teile für Getriebe, Motoren und E-Antriebe. Hier werden unter anderem Schmiederohlinge für Zahnräder hergestellt. Aluminium wird in eigenen Öfen geschmolzen und weiterverarbeitet.
Im „Vehicle Modification Center“ (Hallen N1 und N2) werden sowohl Import-Fahrzeuge von Ford für den europäischen Markt umgebaut als auch Sonderfahrzeuge für Flottenkunden wie Polizei, ADAC oder Paketdienste. Zwischengelagert werden sie in der Halle G3, wo Zulieferer Marelli bis 2023 E-Motoren baute, unter anderem für Porsche. In Niehl sitzen außerdem der europaweite Vertrieb von Ford, die Aus- und Weiterbildung und die Ford Bank.
Der Ford-Standort Köln-Merkenich
Im Werksteil Merkenich befindet sich das Hauptzentrallager von Ford Europa inklusive Ersatzteilentwicklung. Hier sitzt die europäische Entwicklungsabteilung von Ford, die nach dem Willen der US-Konzernspitze stark verkleinert werden soll. Noch vor kurzem waren hier rund 4000 Entwickler tätig, nach den jüngsten Plänen werden es 2027 nur noch 1700 sein. Doch mit immer weniger Ingenieuren lassen sich keine kompletten Pkw für den europäischen Markt mehr entwickeln. Und für amerikanische Modelle wie den Pick-up Ford Ranger oder den Sportwagen Mustang Mach-E ist der Kundenkreis begrenzt. Der Stellenabbau in Köln droht somit für Ford zum Bumerang zu werden.
Kölner Design- und Test-Zentrum
In Merkenich ist auch das Designcenter von Ford angesiedelt. Hier werden aus Styropor und Ton neue Modelle geformt. In den vergangenen Jahrzehnten wurden hier ikonische Ford-Modelle entwickelt – nun ist unklar, wie es weitergeht.
Außerdem befinden sich in Merkenich ein großes Testcenter mit Prüfständen, Klimaräumen und einem Klima- und Windkanal, eine Teststrecke und das Testcenter Sicherheit, wo Crashtests durchgeführt werden.
Die aktuelle Produktion
Im laufenden Jahr hat Ford die Tagesbaurate von zuletzt 630 auf 480 Autos gesenkt. Sie werden im Zwei-Schicht-Betrieb gefertigt. Rund 80 Prozent der Kölner Produktion gehen üblicherweise in den Export. Im Januar und Februar 2025 wurden laut Kraftfahrtbundesamt in Deutschland insgesamt 812 E-Autos vom Typ Ford Explorer neu zugelassen. Der vollelektrische Capri kam auf 279 Einheiten. Bei dem aktuell noch in Saarlouis gebauten Modell Ford Focus waren es dagegen 3090 Erstzulassungen.
Die Zukunftsperspektive
Im Ford-Betriebsrat und in der Gewerkschaft IG Metall sind vor der heutigen Betriebsversammlung die Sorgen groß. „Wir versuchen seit mehr als einem Jahr, von der Geschäftsleitung zu erfahren, wie die Zukunft von Ford in Köln aussehen soll. Aber bisher hat man uns nur hingehalten“, sagte Vertrauenskörperleiter David Lüdtke der Rundschau. Für die Ankündigung des US-Managements vom November, in Köln weitere 2900 Stellen einsparen zu wollen, gebe es „keinen nachvollziehbaren Grund“. Denn damit werde „Ford der Basis beraubt, die das Werk braucht, um am Markt erfolgreich sein zu können“, so Lüdtke.
Der Kündigungsschutz für die Beschäftigten in Köln sei erst 2023 bis Ende 2032 vereinbart worden – mit ausdrücklicher Genehmigung der Konzernspitze in den USA. Nun wolle diese aber den Stellenabbau beschleunigen und Köln auf ein Maß schrumpfen, das die Existenz des Werks gefährde. „Es gibt massive Zukunftsprobleme für viele Bereiche in Köln. Einige haben noch Arbeit für mehrere Jahre, bei anderen könnte das Aus schneller kommen. Die Lage ist wirklich dramatisch. Da werden wir nicht tatenlos zusehen“, so Lüdtke.
Man hoffe weiter auf eine echte Zukunftsperspektive, werde aber jetzt, so lange Köln bei Ford noch eine starke Rolle spiele, für einen Sozialtarifvertrag für alle Beschäftigten kämpfen. „Sowohl für jene, die sich jetzt entscheiden aufzuhören, als auch für all jene, die in Zukunft womöglich ihre Jobs bei Ford in Köln verlieren.“