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AutobauerFord plant reines E-Auto aus Rumänien

Lesezeit 3 Minuten

Im rumänischen Craiova sollen ab 2024 elektrische Nutzfahrzeuge entstehen. Das Bild zeigt die Fertigung des Ford EcoSport.

Köln – Ford plant die Produktion eines neuen leichten Nutzfahrzeuges im rumänischen Werk in Craiova. Der Autokonzern investiert dafür 300 Millionen US-Dollar. Die Fertigung soll 2023 starten. Ein Jahr später soll eine elektrische Version folgen. Damit wäre Craiova neben Köln und dem türkischen Kocaeli der dritte europäische Ford-Standort, der vollelektrische Fahrzeuge fertigt.

Bislang baut der Konzern in Rumänien die Modelle Puma und EcoSport, beides kleinere SUVs. Bereits seit 2019 läuft dort mit dem Puma Mild-Hybrid ein elektrifiziertes Auto vom Band. Auch mit Nutzfahrzeugen hat das Werk bereits Erfahrung. Bis 2011 produzierte Ford in Rumänien den Transit Connect, einen Kastenwagen. „Das Ford-Werk in Craiova verfügt über modernste Kapazitäten und ermöglicht eine wettbewerbsfähige Produktion auf Weltklasse-Niveau“, sagte Fords Europa-Chef Stuart Rowley. Das Werk, in das Ford seit 2008 fast zwei Milliarden US-Dollar investiert hat, zählt rund 6000 Beschäftigte.

Autoexperte sieht keine Beeinträchtigung für Köln

Nachdem Ford erst im Februar das Electrification Center in Köln ins Leben gerufen hatte, unterstreiche die Investition ins rumänische Werk „unsere Absicht, dass wir europäischen Kunden passende Fahrzeuge für eine elektrifizierte Zukunft bieten wollen“, sagte Rowley.

Die neueste Investition ist Teil der großen E-Auto-Pläne des Autobauers. Bereits im Februar kündigte der Konzern an, bis 2025 rund 22 Milliarden US-Dollar in Elektrofahrzeuge zu investieren, etwa doppelt so viel wie eigentlich geplant. Bis 2030 soll die Flotte vollständig elektrifiziert sein. Für den Umbau des Werks in Köln-Niehl will Ford über eine Milliarde Dollar (830 Millionen Euro) investieren. Das erste von Ford in Europa gebaute Volumen-E-Auto soll ab 2023 in Köln vom Band laufen.

Dort entsteht derzeit nur der Ford Fiesta, der aber in der Corona-Pandemie und auch wegen des Brexits weniger nachgefragt wird. Und auch wenn E-Auto und Fiesta für eine Zeit lang parallel gebaut werden, sind die Kapazitäten kaum vollständig ausgelastet.

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Die Investition in Craiova habe laut Autoexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule Bergisch Gladbach allerdings keinen Einfluss auf die zukünftige Rolle des Kölner Werks in der Produktion von E-Autos. In leichten Nutzfahrzeugen werde ein anderer Antriebsbaukasten verbaut, als in den PKWs, die in Köln produziert werden sollen. Wäre die Plattform die gleiche, hätte die Produktion auch gut nach Köln gepasst. „Die Produktion eines neuen Fahrzeugs in Craiova ist eher eine Ergänzung und insgesamt eine gute Entwicklung für Ford“, sagt Bratzel.

Ein neues, günstiges Produkt kommt ins Portfolio

Laut Ford-Betriebsratschef Martin Hennig werden in Craiova ein leichtes Nutzfahrzeug vor allem für Handwerker gebaut. Es geht offenbar um ein günstiges Produkt, wie Ford es bislang nicht im Angebot hat. Unklar ist noch, wie genau das neue Fahrzeug elektrifiziert wird.

Neues Batterie-Zentrum geplant

Autobauer Ford hat seine Pläne für ein Batterie-Entwicklungszentrum im US-amerikanischen Dearborn veröffentlicht.

Im Ford Ion Park will der Konzern in Zukunft die Forschung und Entwicklung zu den Themen Batterieantriebe und Batteriezellen-Technologie beschleunigen. Für 185 Millionen Dollar soll das Zentrum in Südost-Michigan auf knapp 19 000 Quadratmetern entstehen.

In dem neuen Zentrum untersucht Ford unter anderem Innovationsmöglichkeiten in allen Aspekten der Wertschöpfungskette der Batterie-Technik. (sim)

Für Stefan Bratzel sei die Investition das klares Zeichen: Man wolle das rumänische Werk erhalten und den Marktanteil in Europa halten. Das gehe nur mit zusätzlichen Werken jenseits von Spanien und Deutschland. Aus Sicht von Ford sei Rumänien auch aufgrund der geringeren Arbeitskraftkosten ein nach wie vor günstiger Standort.

Klar sei aber auch: Je höher die Auslastung des Werks in Köln ist, desto besser wäre das für den Standort. Dazu müsste noch ein zusätzliches elektrisches Modell im PKW-Bereich in Köln produziert werden. Überlegungen gibt es dazu laut Stuart Rowley bereits, Details sind noch nicht bekannt.