Köln/Dearborn – Der Chip-Mangel dämpfte Ford auch im letzten Quartal das abgelaufenen Jahres. Ihn macht der US-Autobauer für rote Zahlen in Europa im vierten Quartal verantwortlich. Die Probleme mit den Lieferketten seien schlimme als erwartet gewesen, sagte Fords Finanzvorstand John Lawler bei der Vorlage des Zahlenwerks am Donnerstagabend. Dabei hätten die Mitarbeitenden einen großartigen Job erledigt für eine maximale Teileverfügbarkeit. Die vorhandenen Teile seien stark nachgefragten Modellen wie dem SUV Bronco, dem Pickup Maverick, den Nutzfahrzeugen der F-Serie sowie dem Transit zugeteilt worden, so Lawler.
Kurzarbeit wurde für Ford in Köln zu Normalzustand
Beim in Köln hergestellten Fiesta und dem in Saarlouis gebauten Focus kam es dagegen im ganzen abgelaufene Jahr immer wieder Produktionsunterbrechungen. Chipmangel bremste bereits Mitte Januar 2021 die Produktion des Focus kräftig aus. Für zunächst vier Wochen ruhte die Fertigung. Weitere Produktionsunterbrechungen folgten. Im März 2021 erreichte die Chip-Krise auch Köln. 15 Tage Kurzarbeit gab es hier zunächst bei der Fiesta-Montage.
Für die rund 4000 Mitarbeitende in Köln wurde Kurzarbeit der Normalzustand. Kaum liefen die Bänder nach den Werksferien im August wieder an, da standen sie schon wieder. Fehlende Chips für ein Türmodul eines Zulieferers bremsten. Somit konnten die in den Vorjahren stark nachgefragten Fiesta und Focus nicht für Absatz sorgen. Und derzeit sind Chips, die für Scheinwerfer gebraucht werden knapp, so dass Produktionstage oder Schichten ausfallen.
Im vierten Quartal wurden gerade einmal 213.000 Ford-Fahrzeuge in Europa verkauft, 37 Prozent weniger als im Vorjahresquartal (siehe Grafik). Im Gesamtjahr waren es 891 000 - in vier großen Montagewerken in Europa.
Im Gesamtjahr erzielte Ford in Europa einen Umsatz von 24,5 Milliarden Dollar Das waren acht Prozent mehr als im Vorjahr. Der operative Verlust (Ebit) betrug 154 Millionen Dollar, immerhin fast 700 Millionen weniger als 2020. So sagte Lawler auch, dass die Richtung in Europa stimme.
Weltweit steht ein operativer Gewinn von zehn Milliarden Dollar
Insgesamt verkaufte Ford weltweit 3,94 (2020: 4,19) Millionen Autos im abgelaufenen Jahr. Der Umsatz im Autogeschäft stieg um neun Prozent auf 126,1 Milliarden Dollar, für weitere zehn Milliarden Umsatz sorgte die Finanzsparte Ford Credit.
Nach roten Zahlen im Vorjahr fuhr Ford einen Gewinn von 17,9 Milliarden Dollar ein. Über acht Milliarden davon sind Sondereffekte aus einer Beteiligung am Elektroautobauer Rivian, der an im November an die Börse gegangen war. Aber auch das bereinigte operative Ergebnis stieg um 7,5 auf zehn Milliarden Dollar.
Konzernchef Jim Farley unterstrich die Bemühungen von Ford auf dem Feld der E-Mobilität. Der Autobauer sei die Nummer 2 bei E-Autos in den USA. Das sei ein wichtiger Schritt um schließlich Marktführer zu werden.
Bis 2023 will Ford die Kapazitäten zum Bau von E-Autos auf mindestens 600 000 Einheiten im Jahr verdoppelt. E-Autos sollen 2030 mindestens einen Anteil von 40 Prozent an den Verkäufen von Ford haben.
Im laufenden Jahr will Ford den Absatz weltweit um zehn bis 15 Prozent steigern und das operative Ergebnis um 15 bis 25 Prozent. Dennoch zeigten sich die Anleger enttäuscht. Nachbörslich verlor das Papier am Donnerstag etwa fünf Prozent. GM, die Nummer 1 auf dem US-Markt, hatte ein stärkeres Wachstum angekündigt. Außerdem hatten Analysten einen höheren operativen Gewinn im vierten Quartal erwartet als die letztlich von Ford erreichten zwei (1,7) Milliarden.