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„Ohne uns ist nichts möglich“Die Grünen jubeln über ihr gutes Wahlergebnis

Lesezeit 3 Minuten
Neubaur jubelt

Mona Neubaur (Grüne) beklatscht das Ergebnis ihrer Partei.  

Düsseldorf – „Königsmacherin“ haben sie Mona Neubaur schon vor der Wahl genannt, denn es war ja klar: An ihren Grünen würde keiner vorbeikommen. Mit gut 18 Prozent nach Hochrechnungen holte ihre Partei so viele Stimmen wie noch nie in NRW. Die grüne Spitzenkandidatin wird damit nicht gleich selbst Ministerpräsidentin werden – aber ohne sie wird in Düsseldorf nicht regiert.

Wer auch immer ihr „König“ wird, sie selbst ist so gar nicht der Typ Majestät. Neubaurs roter Teppich ist die Wiese am Rheinufer. Die Grünen wollen eigentlich im Apollo-Theater feiern, aber dazu lacht die Sonne zu schön: Man trifft sich draußen.

Mona Neubaur (2.v.r): Sie und ihre Partei werden aller Voraussicht nach an der nächsten Regierung in NRW beteiligt sein.

Die Umfragen haben verraten, dass es für diese Party einen Grund geben wird; es wird schon gefeiert, da sind die Wahllokale noch gar nicht geschlossen. Neubaur lächelt, gerade haben sie im Fernsehen gesagt, dass die Grünen „entspannt“ sein können, und doch wird sie begrüßt mit verkrampften Fingern: gedrückten Daumen, nervös gepressten Fäusten. Neubaur reiht sich ein vor den Bildschirmen, die sie in diesem Moment einblenden: Bilder aus dieser Woche, als sie kühn schon ein „Regierungsprogramm“ vorstellte.

Spott für die FDP, Buh-Rufe für die AfD

Als um sechs Uhr die Balken nach oben gehen, ist es still, erst das FDP-Resultat wird mit spöttischem Gelächter quittiert, Buh-Rufe gibt es für die AfD. Doch dann geht alles unter im Jubel. 18,5 Prozent stehen da zunächst im Bild, Neubaur legt die Hand aufs Herz, dann umarmt sie ihren Co-Vorsitzenden Felix Banaszak. Und springt auf die Bühne. „Liebe Alle! Was für ein Vertrauensvorschuss!“

Die 44-Jährige wird viel von Vertrauen reden an diesem Abend und von einem „riesigen Auftrag“. Sie atmet tief durch, schluckt, blinzelt, ringt um Fassung. Was war das aber auch für ein Auf und Ab mit diesen Grünen im Landtag NRW: 2010 verdoppelt, 2017 wieder halbiert, nun fast verdreifacht. Und wer auch immer bald regiert, „ohne uns ist nichts möglich“.

Als indes ein Wahlreporter über mögliche Koalitionen spricht, legt Neubaur die Hände vor ernstem Gesicht zusammen, es werden Entscheidungen zu treffen sein. Wenn zwei sich streiten, freuen sich die Grünen, hatte das Land geunkt. Sie selbst hat das so kommentiert: „Es ist nicht spielentscheidend, welcher Mann Ministerpräsident wird.“ Ob Hendrik Wüst (CDU) oder Thomas Kutschaty (SPD), Schwarz-Grün oder Ampel, das entscheidet jetzt ihre Partei.

Neubaur wurde Nähe zur CDU nachgesagt

Dass die Grüne Schwarz trägt ist zwar noch keine Koalitionsaussage, das tut sie immer. Man hat ihr trotzdem zuletzt eine Nähe zur CDU nachgesagt, am Wahlabend will Neubaur nicht konkret werden – auch nicht, als man ihr vorhält, ihre Wähler wollten Rot-Grün. Eine Farbenpräferenz dürfe es nicht geben. Wohl sagt sie dies: Die „Menschheitsaufgabe Klimaschutz“ sei nicht verhandelbar. Welcher Koalitionsvertrag auch immer, „es wird eine starke grüne Handschrift geben“.

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Nur wenig später wird CDU-Mann Wüst den „Klimaschutz“ unter den wichtigsten Themen im Land zuerst nennen. Neubaur selbst hat am Morgen im Klassenzimmer einer katholischen Grundschule gewählt. „Jedes Mal ein Gänsehaut-Moment“, twittert sie. „Ich bin froh, in einem freien Land wählen zu können.“ Gerade in Krisenzeiten sei es wichtig, „Haltung und Kompass zu haben“, sagt sie. Die Düsseldorferin mit bayerischen Wurzeln lobt den Politikstil ihrer Partei im Bund.

Wie anders ist dieser Wahlsonntag in NRW als jener 2017, als die Partei fast fünf Prozent der Wählerstimmen verlor und damit ihren Platz in der Regierung – und beinahe auch noch den der Fraktion im Parlament. 6,4 Prozent holten die Grünen, weniger als die AfD. Eine bittere Niederlage. Fünf Jahre und eine Ampel-Koalition in Berlin später wird Neubaur, bisher nicht einmal Abgeordnete, zum ersten Mal regieren: wohl als stellvertretende Chefin.