Köln – Das erste direkte Aufeinandertreffen im Wahlkampf ist nicht gerade bequem für Henriette Reker und Andreas Kossiski. Mehr als eineinhalb Stunden stehen sie zwischen Schweißgeräten, Bohrmaschinen und Stahlprofilen und werden mit Fragen bombardiert. Die Handwerkskammer (HWK) hat die aussichtsreichsten Bewerber für das Oberbürgermeisteramt zum Streitgespräch geladen und eine passende Kulisse ausgesucht.
In der Schlosserwerkstatt der Sicherheitstechnikfirma Guett-Dern in Bickendorf werden sonst Tore und Zäune hergestellt, jetzt umkreisen Kameraleute und Fotografen die OB-Bewerber. Die erste Frage geht per Los an Reker. Moderator Jascha Habeck will wissen, was die OB in der Corona-Krise fürs Handwerk getan habe. Reker gerät etwas ins Schwimmen, räumt ein, dass es kein spezielles Programm fürs Handwerk gebe – für Musikclubs und Künstler hingegen schon. Aber Köln sei bisher gut durch die Krise gekommen, das nütze auch dem Handwerk. Und die neue Wirtschaftsförderungs-GmbH helfe mit Beratung.
„Ich hätte anders gehandelt“, kontert SPD-Kandidat Kossiski. Die Stadt habe es versäumt, IHK und Handwerkskammer bei wichtigen Themen mitzunehmen, er verweist auf Pläne zur Sperrung einer Fahrspur auf der Rheinuferstraße. HWK-Hauptgeschäftsführer Garrelt Duin (SPD) betont, es brauche kein Hilfsprogramm fürs Handwerk, aber die Stadt müsse ihre Investitionen zügiger ausschreiben. „Man darf nicht gegen Corona ansparen.“
Beim Thema Schule, Ausbildung und Fachkräftemangel verweist Kossiski auf das Bündnis für Arbeit, das er vor Jahren als DGB-Chef mit initiert hatte. Früher sei das Bündnis „sehr aktiv“ und erfolgreich gewesen, doch in Rekers Amtszeit habe es an Stringenz eingebüßt. Das weist Reker zurück, sie hält Kossiski vor, bei den Treffen des Bündnisses sei er als DGB-Chef und Landtagsabgeordneter nach ihrer Erinnerung „genau einmal dagewesen“. Sie wisse noch, „wie gut wir da zusammengearbeitet haben“. An dieser Stelle lernen die rund 40 Zuschauer, dass Reker und Kossiski sich duzen.
Dass 2019 in Köln nur 2157 neue Wohnungen fertig wurden, relativiert Reker: Mehr als 7000 Wohnungen seien genehmigt, aber noch nicht gebaut. Kossiski bleibt dabei, er wolle „alles dafür tun“, dass in Köln 10 000 Wohnungen pro Jahr entstehen. Am Handwerk werde das nicht scheitern, meint Kreishandwerksmeister Nicolai Lucks (CDU). „Wir haben die Power dafür.“
Duin beklagt sich, die HWK habe für die Innensanierung ihres Stammhauses 17 Monate auf eine Baugenehmigung gewartet. Es dürfe auch nicht sein, dass man drei Wochen auf eine Kfz-Zulassung warte. Ämter hätten sich verselbständigt: „Die machen, was sie wollen.“ Themen, bei denen Reker auf ihre Verwaltungsreform verweist und um Geduld bittet. Dagegen spricht Kossiski von „fünf verlorenen Jahren für Köln“. Am Ende holen beide noch den Hammer raus – und schlagen auf Kommando jeder einen Nagel ins Holz.