AboAbonnieren

Kölnerin Leonie Huhn im Interview„Unsere Songs sollen krass durch die Decke gehen“

Lesezeit 7 Minuten
Leonie Huhn

Auf dem Weg ins „seriöse Musik-Business“: Die junge Sängerin Leonie Huhn.

  1. Mit ihrer Partnerin hat Leonie Huhn den „Battle of the Bands“ Wettbewerb bei RTL gewonnen.
  2. Bernd Imgrund unterhielt sich mit der jungen Sängerin über ihre musikalischen Pläne und ihre Wahlheimat Köln.

Leonie Huhn ist ein wenig heiser am Tag des Interviews. Aber eine Gesangsstimme sollte sowieso nicht nur gut, sondern unbedingt individuell sein, sagt sie. Und das trifft heute definitiv zu.

Sprechen Sie besser Pfälzisch, Schwäbisch oder Kölsch?

Weder noch. Meine Mama stammt zwar aus Langenfeld, und in der Pfalz bin ich groß geworden. Aber wir wurden hochdeutsch erzogen.

Saumagen, Spätzle oder Sauerbraten vom Pferd?

Spätzle am ehesten, weil ich versuche, so gut es geht auf Fleisch zu verzichten – wegen der Tiere.

In Stuttgart haben Sie einen Bachelor in BWL gemacht.

Ja, das war ein Dualer Studiengang. Wir haben zum Beispiel den Mercedes-Online-Store und das Online-Banking für die Postbank gebaut. Ich war da vor allem im Consultingbereich und beim Projektmanagement tätig.

Letztes Jahr haben Sie das Studium abgeschlossen. Und wollten unbedingt nach Köln?

Berlin ist mir einfach zu groß, und in München können die Leute ganz schön reserviert sein. Meine Schwester hat mir dann zu Köln geraten, weil sie auch hier hingezogen ist. Und ich bin super happy mit der Entscheidung.

Zur Person

Leonie Huhn wurde 1995 in Kaiserslautern geboren, wo sie auch aufwuchs. Nach dem Abitur absolvierte sie ein Bachelor-Studium in Betriebswirtschaftslehre in Stuttgart. Im Anschluss arbeitete sie bei der von Schwester und Schwager geführten Agentur Spreadvertise als Talent-Managerin.

Im Sommer 2020 nahm sie an der RTL II-Casting-Show „Battle of the Bands“ teil und gewann dort mit ihrer Gesangspartnerin Shinade aus Wien. Die beiden gründeten das Duo Leonade und arbeiten an einem ersten Album. Seit dem Sieg konzentriert sie sich voll auf ihre Karriere als Sängerin.Leonie Huhn wohnt im Friesenviertel.

www.instagram.com/leocleo

Warum?

Weil die Leute hier so locker sind. Im Supermarkt steht zum Beispiel eine alte Dame neben dir und fängt direkt ein Gespräch an, so, Mensch, der Käse ist aber wieder teuer geworden! Man fühlt sich hier einfach wohl.

Sie haben im Sommer die RTL II-Casting-Show „Battle of the Bands“ gewonnen. Hat das Ihr Leben verändert?

Total! Vorher habe ich fest bei der „Spreadvertise Agency“ von meiner Schwester und ihrem Mann gearbeitet, 9 to 5. Dann wurde ich über Instagram gefragt, ob ich nicht bei dieser Sendung mitmachen möchte. Und jetzt habe ich meinen Traum verwirklicht, Sängerin zu werden.

Haben Sie direkt zugesagt?

Ich habe ich mir gesagt, ich höre mir das mal an. Eigentlich hätte ich nie gedacht, dass ich mal bei einer TV-Show mitmache. Weil man sich da so entblößt und nicht weiß, wie man dargestellt wird.

Haben Sie sich die Folgen hinterher angesehen?

Die Finalisten wurden nach dem Ende noch für eine Woche ins Save House gesteckt, und da haben wir alles geguckt. Glücklicherweise fand ich mich sehr gut präsentiert. Es gab andere, die hatten nicht ganz so glückliche Situationen.

Nach zwei Folgen wurde die Show nur noch per Stream gezeigt. Woran ist sie gescheitert?

Das Potenzial war da, aber wie es lief, war es einfach zu langweilig. Und man blickte nicht richtig durch, wann es worum ging. Ich glaube, eine Reality Show wie unsere mit Kameras überall kann nicht nur einmal pro Woche ausgestrahlt werden. Dafür passiert einfach viel zu viel in der Zwischenzeit. Big Brother zum Beispiel wird ja auch täglich gesendet.

Aber Sie sind durch die Show dennoch zur hauptberuflichen Sängerin geworden?

Ja, als Duo Leonade mit meiner Partnerin Shinade. Wir sitzen oft drei, vier Tage am Stück im Studio, mit sehr wenig Schlaf dazwischen. Wir produzieren, geben Interviews, haben Foto-Shootings …

Das könnte Sie auch interessieren:

Bislang wurde mit „Illusion“ lediglich ein Song veröffentlicht.

Genau, aber wir haben während Corona sehr viel vorproduziert. Wir hatten keinen eigenen Produzenten, wurden ins kalte Wasser geworfen, aber es ist unglaublich viel passiert. Seit dem 15. Januar ist unser neuer Song „Bad One“ online.

Wer schreibt die Lieder?

Ich kannte schon vorher einige Leute aus der Musikbranche, dadurch kommt man an den ein oder anderen Song. Aber Shinade und ich schreiben auch eigene Lieder.

Wovon handeln die außer von Liebe?

(lacht) Wir haben entschieden, keine Love Songs zu machen, weil wir eher ein bisschen rebellisch sein und Themen ansprechen wollen, die nicht jeder angeht.

Klimaschutz?

Eher nicht. Wir schreiben darüber, dass wir frei sind und unseren eigenen Kopf haben. Über offene Beziehungen vielleicht oder auch über Pansexualität. So ein bisschen Bad Ass-Vibe eben.

Gehen Sie und Shinade sich schon auf den Senkel, wie sich das bei Bands gehört?

Erstaunlicherweise kein bisschen! Mich überrascht das selbst, wir lieben uns wirklich. Shinade wohnt ja sogar seit Monaten bei mir in Köln in einer Zwei-Zimmer-Wohnung. Ich vermisse sie richtig, wenn sie mal ein paar Tage weg ist.

Sie haben als Show-Siegerin einen Vertrag bei Warner Music gewonnen. Klingt fett.

Ganz so fett ist das leider nicht. Der Plattendeal beinhaltet zwar ein Budget beim El Cartel-Label. Aber wir sind zunächst mal ganz kleine Fische, Warner als Publisher sieht sich das erstmal an.

Sie haben, liest man, ein kritisches Verhältnis zu Ihrer Stimme.

Früher habe ich mich immer gefragt, warum die Leute mich hören wollen, wo es doch so viele gute Sängerinnen gibt. Ich dachte immer, ich wäre nicht gut genug. Ich glaube, das liegt daran, dass ich sehr perfektionistisch bin. Dass ich noch nicht an Christina Aguilera rankomme, ist klar, aber ganz so selbstkritisch bin ich heute nicht mehr.

Was war während der Show Ihre größte Herausforderung?

Egoistischer zu sein. Ich bin eigentlich sehr harmoniebedürftig und schaue immer darauf, wie es den anderen geht.

Und jetzt haben Sie angespitzte Ellbogen?

Ich musste lernen, dass es bei der Show primär um mich geht. Wenn ich den anderen den Vortritt lasse, kann ich nicht gewinnen, ganz einfach.

Was wurde denn zum Beispiel nicht gezeigt im Fernsehen?

Wir haben sehr wenig Alkohol bekommen, weil die Showmacher uns schützen wollten – einmal die Woche drei Bier für zwölf Leute, so in der Art. An einem Abend jedoch hatten wir mehr, und da fiel auch noch der Strom aus. In der Nacht haben wir ordentlich gefeiert und hatten alle einen im Tee.Shinade oder Sie: Wer ist denn jetzt mit diesem smarten Mika zusammen?(lacht) Da war nie irgendwas, obwohl das im Fernsehen gehypt wurde. Mika und ich verstehen uns sehr gut, aber das ging nie übers Freundschaftliche hinaus.

Sie sind mit Ihrer Schul-Bigband durch die USA getourt. Eine gute Übung für zukünftige Gigs?

Ich war 18 und noch sehr unsicher. Ich hatte unglaubliches Lampenfieber und dachte, ich werde nie eine richtige Rampensau. Einmal hatte ich sogar einen Voice Crack. Meine Stimme war weg, und ich habe nur noch geheult. Das Beste an Battle of the Bands war für mich, das wir eben immer als Band gesungen haben und nicht jeder allein auf der Bühne stand. Das hat mir viel Kraft gegeben.

Sie haben sich inzwischen nicht heimlich bei „Deutschland sucht den Superstar“ beworben?

Nein. Ich hätte wirklich überhaupt keine Lust, allein auf der Bühne zu stehen – schon wegen dem Lampenfieber und weil ich so gern mit Shinade performe.

Und wenn Dieter Bohlen Sie anrufen und bitten würde?

Ich würde definitiv nein sagen. Im Moment will ich ohnehin in keine Casting-Show, das wäre zur Zeit ein Rückschritt für mich. Unser Umfeld glaubt an Leonade genauso fest wie wir selbst. Battle of the Bands war ein super Startschuss, aber jetzt müssen wir ins seriöse Musik-Business einsteigen.Auf Ihrem Instagram-Kanal präsentieren Sie sich selbst, aber Sie machen auch Werbung.

Das stimmt, aber da steht dann auch immer fett „Werbung“ drüber.Wie wichtig sind Instagram, TikTok & Co. für Künstler heutzutage?

Sehr wichtig, das ist die digitale Visitenkarte. In den Sozialen Medien spielt sich so viel ab, da muss man präsent sein.

Sie haben dort häufig relativ wenig an. Wie regulieren Sie die Reaktionen?

Ich habe mich dafür entschieden, solche Fotos zu posten, weil ich mit meinem Körper sehr zufrieden bin. Ich bekomme nur sehr wenige Hate-Kommentare, aber klar, es gibt viele Dating-Anfragen von irgendwelchen Männern. Meistens ignoriere ich das, ich schreibe sowieso nicht gern und deshalb auch niemandem zurück. Viele bekommen übrigens ein ganz anderes Bild von mir, wenn sie mich vorher nur über Instagram kannten und dann mal privat erleben.

Kann ich bestätigen. Was soll 2021 in Ihrem Leben passieren?

Unsere Songs sollen krass durch die Decke gehen und uns viele neue und spannende Zusammenarbeiten ermöglichen.