Köln – In einem Sport, in dem es am Ende auch um Sekunden geht, sind 1092 Tage eine halbe Ewigkeit. Diese Zeitspanne markiert die pandemiebedingte Durststrecke seit dem letzten Kölner Marathon im Herbst 2019. Am 2. Oktober soll die wettkampffreie Zeit enden. „Es ist eine schwierige Zeit gewesen, die wir dank der Unterstützung vieler Sponsoren aber ganz gut überstanden haben“, resümiert Marathon-Chef Markus Frisch. Bislang haben sich 8533 Sportlerinnen und Sportler für die Teilnahme entschieden – so wenige wie selten zu diesem Zeitpunkt. „Die Zahlen sind nicht so, wie wir sie gerne hätten“, gesteht Frisch.
Kölner Marathon-Wald
40 Erlen wollen die Verantwortlichen des Marathons in Köln oder der Region pflanzen – und somit einen eigenen Marathon-Wald anlegen. Die Medaillen für alle Teilnehmenden bestehen im Sinne der Nachhaltigkeit aus Holz, zwei Erlen müssen hierfür jedes Jahr gefällt werden. Dafür wird auf den Import von Metall aus Südafrika verzichtet. Rund 21 Tonnen CO2 sollen dadurch eingespart werden.
40 000 Euro sind beim Marathon bereits für die Anschaffung von 100 000 Mehrwegbechern und 100 Fangnetzen investiert worden, in welche die geleerten Becher zurückgeworfen werden. Darüber hinaus werden 300 000 recycelbare Becher eingesetzt. „Das Ziel sind 100 Prozent Mehrwegbecher“, sagt Frisch. Als Begleitfahrzeuge kommen ausschließlich Elektroautos zum Einsatz. (tho)
Rund 25 000 Athletinnen und Athleten gehen normalerweise bei Marathon, Halbmarathon und Staffel-Marathon an den Start. Nervosität verspürt Frisch aber noch nicht, wohl auch, weil er mit seinem Marathon-Team gerade erst eine gelungene Veranstalter-Premiere des Radklassikers „Rund um Köln“ erlebt hat. „Auch dort waren die Anmeldungen zunächst sehr zurückhaltend, am Ende hatten wir mehr Teilnehmende bei den Jedermannrennen als vor der Pandemie“, berichtet er.Noch weiß in der Branche niemand so recht, ob und wie sich die Pandemie als Zäsur für Breitensportveranstaltungen ausgewirkt hat. Der Halbmarathon in Berlin war mit 30 000 Teilnehmenden ausgebucht – aber Berlin ist eben auch die Top-Adresse bei den deutschen Straßenrennen. Viele Rennen hatten einen Rückgang von Teilnehmenden um die 30 Prozent verzeichnet. In Hannover, so berichtet Frisch, seien im Frühjahr dagegen erstaunlich viele Neulinge auf die Strecke gegangen, die erstmals Marathon oder Halbmarathon gelaufen sind. Menschen, die vermutlich in der Pandemie den Laufsport für sich entdeckt haben.
Einen langen Atem hat auch die Generali-Versicherung bewiesen, die kurz vor der Pandemie als neuer Titelsponsor des Marathons vorgestellt worden war. Nach zwei virtuellen Rennen steht nun die eigentliche Premiere an. „Wir legen schon lange den Fokus auf den Laufsport in Deutschland“, sagt Generali-Kommunikationschef Giulio Benedetti. Das Unternehmen unterstützt mehrere Laufveranstaltungen, die Deutsche Sporthilfe und den Deutschen Tennisbund. Vor fünf Jahren startete die Versicherung mit Tennisprofi Angelique Kerber als prominenter Partnerin die Aktion „Generali bewegt Deutschland“. Über Spendenmatten soll beim diesjährigen Marathon Geld für ein SOS Kinderdorf gesammelt werden.
Ford ist zurück unter den Sponsoren
Auf der Sponsorentafel des Marathons taucht in diesem Jahr die Firma „R&S“-Mobile auf, ein Vertragshändler des Autobauers Ford. Bei der Kölner Marathon-Premiere 1997 war Ford noch Titelsponsor, später folgte der Ausstieg. „Der Einstieg von R&S schreit nach mehr Engagement. Lassen wir uns überraschen, was am Ende dabei rauskommt“, kommentiert Markus Frisch vielsagend.
Zuletzt hatte das Kölner Marathon-Team geschafft, den deutschen Laufnachwuchs an den Start zu bringen. Hendrik Pfeiffer, Olympia-Starter in Tokio und Deutscher Marathonmeister, will auch wieder in Köln laufen. „Das große Saisonziel ist die Europameisterschaft in München im August. In Köln werde ich deshalb wohl eher den Halbmarathon laufen“, gibt er einen Einblick in seine Planungen. Vielleicht werde er beim Marathon aber auch den Tempomacher für seinen Freund Tobias Blum spielen, der den Marathon in Köln 2018 gewonnen hatte.
Ohnehin wird vieles bleiben, wie es war. Im Ziel kommentiert Moderator Tom Bartels. Die Strecke wird sich nicht ändern. Der Start befindet sich in Deutz, das Ziel am Dom.