Am Freitagabend hat die Stadt Köln eine Absichterklärung für eine neue Stellplatzlösung für Touristenbusse abgegeben
Diese sieht vor, dass Reisebusse zukünftig entlang des Musical-Domes in der Goldgasse halten
Fachleute kritisieren die Pläne scharf – nicht nur hinsichtlich der Toursitenmassen, die im Advent nach Köln strömen
Köln – Seit Jahren stellen sich die Touristenbusse in der Komödienstraße auf. Seit Jahren gibt es daran Kritik. Doch am Freitagabend, ganz plötzlich, verkündete die Verwaltung , dass es nun bald ein Ende haben wird mit dem „Busbahnhof“ am Fuße des Doms. Auf Geheiß von ganz oben, von Oberbürgermeisterin Henriette Reker, würden die Reisebusse schnellstmöglich an der Goldgasse Halt machen. Auf jeden Fall noch vor dem Ansturm im Advent.
An dem noch nicht einmal 100 Meter langen Streifen vor dem „Blauen Zelt“ und dem Hotel Kommerz sollen die Busse die Reisenden hinauslassen. Ein Schnellschuss, über den sich die Busbranche und die Industrie- und Handelskammer (IHK) wundern.
Bisher nur eine Absichtserklärung
Das neue System, soweit es bisher klar ist: Nachdem die Busse ihre Gäste an der Goldgasse hinausgelassen haben, sollen die Fahrer auf die Rheinuferstraße auffahren und ihren Bus zum Kuhweg im Schatten der Mülheimer Brücke steuern. Sind die Reisenden mit ihrem Stadtrundgang fertig, holt der Bus sie an der Goldgasse wieder ab. Doch auch das soll nur eine Interimslösung sein. Angesichts drohender Dieselfahrverbote ist ein Shuttleservice mit CO2 -armen Bussen zwischen Kuhweg und Goldgasse geplant, so dass die Reisebusse direkt den Stellplatz an der Mülheimer Brücke anfahren können.
Wann wird das alles eingerichtet? Das ist noch unklar. Die Stadt hat am Freitagabend nur eine Absichtserklärung abgegeben. Nach Informationen der Rundschau ist wohl ein erster Versuch gescheitert, Fördermittel für E-Busse zu beantragen. Jetzt sollen es eventuell Wasserstoffbusse für den Shuttleservice werden. Doch um die zu bekommen, muss mit einer rund zweijährigen Vorlaufzeit gerechnet werden.
Höchstens vier Busse am „Blauen Zelt“
„Das ist absurd“, macht Jürgen Weinzierl seinem Unverständnis Luft. „Ist das noch seriöse Politik?“, fragt der Kölner Busunternehmer. Wenige Monate vor der Adventszeit werde eine solche Lösung per Dekret präsentiert. „Vielleicht hätte man mal mit Leuten sprechen sollen, die davon etwas verstehen“, sagt er. Den Bahnhof als Halt für Touristenbusse findet er grundsätzlich nicht verkehrt. „Aber an dem Abschnitt entlang des ,Blauen Zelts’ können sich höchstens vier Busse aufstellen“, warnt er.
In der Adventszeit strömen bis zu sechs Millionen Touristen in die Domstadt. Viele kommen mit Bussen. An den Adventswochenenden stauen die sich nicht selten zweireihig in der Komödienstraße auf. „Wenn das in der Goldgasse passiert, ist eine der wichtigsten Zufahrten zur Rheinuferstraße blockiert“, sagt Weinzierl. „Dabei ist die Rheinuferstraße noch eine der wenigen funktionierenden Verkehrsachsen in Köln.“
Toursiten kommen an „besserem Drogenumschlagsplatz“ an
Und noch etwas kann der Tourismusexperte nicht verstehen. „Dann ist also der Kuhweg das Erste, was die Touristen von Köln sehen. Da ist nichts. Keine Toilette. Keine Abzäunung. Das ist ein besserer Drogenumschlagsplatz. Na, Dankeschön.“
Wie Weinzierl, so kann auch Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK, die Entscheidung der Verwaltung nicht nachvollziehen. „Die Goldgasse ist doch jetzt schon überlastet. Da ist ständig Verkehr.“ Soénius erinnert daran, dass aus diesem Grund die Stadtverwaltung 2015 die Fernbusse von dort vertrieben und selbst Gerichtsverfahren dafür nicht gescheut hat. Nun kommen die Touristenbusse. Und das an einen der Kölner Plätze, an dem laut des IHK-Fachmanns „schlimmste Zustände“ herrschen. Seit Jahren sei es versäumt worden, den alten Busbahnhof zu ertüchtigen.
Kaum auszudenken, wenn die Touristen durch den Tunnel Johannisstraße gehen müssten, in dem es nach Urin rieche und den die Drogenszene bewohne. Soénius hatte vor Jahren schon eine Lösung für die Touristenbusse mit mehreren Haltepunkten in der Stadt vorgeschlagen. Dass der „Umschlagsplatz“ nun der abseits liegende Kuhweg werden soll, lässt ihn nur aufstöhnen: „Wie präsentiert sich denn da Köln der Welt?“