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Gewerkschaften machen DruckKommt jetzt die Testpflicht in Betrieben?

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Derzeit müssen Unternehmen ihre Mitarbeiter nich nicht regelmäßig auf das Corona-Virus testen.

Berlin/Köln – Braucht es im Kampf gegen Corona eine Testpflicht in den Betrieben? Neue Zahlen heizen die Debatte an. „Trotz eindringlicher Appelle aus der Politik, von Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften läuft das Testprogramm bisher nur schleppend an“, heißt es aus dem Gewerkschaftslager. Für die Mehrheit der Präsenzbeschäftigten (54 Prozent) gibt es weder betriebliche Schnelltests, noch sind diese angekündigt – Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.

Nur 23 Prozent der befragten Arbeitnehmer berichteten demnach in der zweiten Märzhälfte, dass alle Präsenzbeschäftigten in ihrem Betrieb schon mindestens einmal pro Woche einen Schnelltest machen können. Für sechs Prozent werden solche Tests dem WSI zufolge zwar schon angeboten, „jedoch noch nicht im vorgesehenen Umfang“. Weitere 17 Prozent gaben an, dass der Arbeitgeber die Einführung von Schnelltests bereits angekündigt, aber noch nicht umgesetzt hat. „Zwischen 80 und 90 Prozent der deutschen Unternehmen testen oder bereiten den Teststart unmittelbar vor“, betont dagegen der Arbeitgeberdachverband BDA.

Arbeitgeber verweisen auf anstehende Herausforderungen

In einem „Sachstandsbericht“ an die Bundesregierung räumen die Wirtschaftsverbände BDA, BDI, DIHK und ZDH ein, natürlich gebe es auch Herausforderungen. Dazu zählen sie unter anderem die aufwändige Organisation der Tests in den Betrieben sowie eine zögerliche Annahme des Testangebots bei Beschäftigten. Zugleich warnen sie aber, per Verordnung oder Testpflicht ließen sich die Herausforderungen nicht bewältigen. Der Bedarf an Selbsttests könne derzeit noch nicht ausreichend gedeckt werden.

Für DGB-Vorstand Anja Piel steht fest: „Die Selbstverpflichtung allein reicht nicht.“ Da könne es auch nicht sein, dass sich die Arbeitgeber wieder mit dem Totschlagargument von zu viel Bürokratie herausreden wollten, so Piel. Sie kündigte an: „Betriebs- und Personalräte werden nach Kräften die Durchführung der Tests unterstützen, die für die Beschäftigten weiterhin freiwillig sein müssen.“

Ford errichtet ein Corona-Schnelltestzentrum

Auch in Kölner Unternehmen gibt es Bewegung im Thema. Bereits in der vergangenen Woche hat Ford auf dem Gelände des Werks in Köln-Niehl ein Corona-Schnelltestzentrum eröffnet. Das Angebot auf der 200 Quadratmeter großen Fläche richtet sich an die Belegschaft des Autoherstellers, aber auch an die Öffentlichkeit. Derzeit sind rund 1500 Tests pro Tag möglich. Besuch gab es am Donnerstag bereits von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart . Zudem arbeite Ford am Aufbau eines eigenen Impfzentrums, teilte das Unternehmen mit. Läuft alles nach Plan, soll es ab Mai seinen Betrieb aufnehmen.

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Die Rewe Group teilte mit, ihren deutschlandweit über 250 000 Mitarbeitern kostenlose Corona-Selbsttests zur Verfügung zu stellen. „Schnellstmöglich“ solle dies geschehen, sagte Vorstandsvorsitzender Lionel Souque. Auch die Sparkasse Köln Bonn teilte mit, ihren Mitarbeitern zwei Tests pro Woche anzubieten. Insbesondere ist dieses Angebot für Filialmitarbeiter vorgesehen.

Die Sparkasse Köln Bonn prüfe derzeit die Möglichkeit, ihren 3700 Mitarbeitern ein Impfangebot über ihre Betriebsärzte zu machen.

Auch rund um Köln gibt es bereits Test-Initiativen in der Wirtschaft. Der Industriedienstleister Yncoris aus Hürth hat in der vergangenen Woche ein Testzentrum für Mitarbeiter und Öffentlichkeit eröffnet. Ein ähnliches Angebot macht die Lang AG aus Lindlar aus dem Bereich der Veranstaltungstechnik, die sich in der Corona-Krise auf Testangebote spezialisiert hat.