Bei Ford in Köln wurde vor zwei Wochen wieder die Fertigung aufgenommen.
Der Betrieb hatte schon vor der Krise Kurzarbeit angemeldet.
Jedoch gibt es ein Problem: ein Minus von Neuwagenkäufen von 50 Prozent und mehr.
Köln – 460 Ford Fiesta laufen in Köln-Niehl pro Tag vom Band, nachdem vor zwei Wochen die Fertigung wieder aufgenommen wurde. Das sind etwa 70 Prozent der Fertigung einer normalen Schicht.
Freilich wurde vor der Corona-Krise und der sechswöchigen Produktionspause bei Ford im Zwei-Schicht-Betrieb gearbeitet. Bis zu 1400 Fahrzeuge am Tag hätten sogar montiert werden können. Außerdem laufen jetzt nur an vier Tagen in der Woche Fiesta vom Band. Kurzarbeit, die das ermöglicht, hatte Ford bereits vor der Krise für das ganze Jahr angemeldet.
Auch eine höhere Fertigung
„Auf dem aktuellen Produktionsniveau halte die Lieferketten“, sagte Betriebsratschef Martin Hennig. Sie könnten wohl auch eine höhere Fertigung aushalten. Wirtschaftlicher wäre die Fertigung dann außerdem. Muss doch auch für nur eine Schicht etwa der Lackofen angeworfen werde, der danach abkühlt und am nächsten Tag wieder vorgeheizt werden muss. Während in Saarlouis seit dieser Woche der Focus wieder in zwei Schichten, wenn auch mit eingestreuter Kurzarbeit, gebaut wird, bleibt es Niehl bis zu den Werksferien im Juli wohl bei einer Schicht.
Für mehr Arbeit, müsse die Nachfrage anspringen, so Hennig. Aber die will nicht so recht in Gang kommen. 52,6 Prozent der in einer Umfrage des Zentralverbands des deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) befragten Händler berichten von einem Minus bei Neuwagenkäufen von 50 Prozent und mehr. 28,7 Prozent verkaufen zwischen 30 und 50 Prozent weniger. Und der Branche hilft gewiss nicht, dass noch keine Entscheidung über mögliche Kaufprämien gefallen ist. „Das war kontraproduktiv“, sagt Ulrich Köster, ZDK-Pressesprecher. Da zögert manch einer mit dem Kauf in der Hoffnung, dass eine Prämie die Anschaffung günstiger macht.
Hoffen auf Anschubfinanzierung
Auch Hennig hofft auf eine solche Anschubfinanzierung für die Branche. Verbraucher kaufen Neuwagen derzeit wohl nur, wenn sie etwa aus beruflichen Gründen Ersatz für einen alten Wagen brauchen. Und die Händler ordern keine Neuwagen, weil sie die Lager noch voll haben. Diese Fahrzeuge wollen sie erst losschlagen.
VW hat nach dem Wiederanlauf der Fertigung die Produktion sogar schon wieder gedrosselt. Vier Kurzarbeitstage in diesem Monat sind in Wolfsburg bei der Fertigung sportlicher Geländewagen angemeldet, und nach Medienberichten entfallen auch einzelne Schichten bei Golf-Montage.
Steigendes Interesse an neuen Autos
Dabei hat die Konjunkturforschung der Allianz-Gruppe für Deutschland wieder ein steigendes Interesse an neuen Autos festgestellt. Sie hat Internet-Suchanfragen analysiert. Stichwörter wie „Autokauf“ oder „Autopreis“ haben die Bundesbürger bei Google in den ersten beide Mai-Wochen sogar schon wieder häufiger in die Suchmasken eingegeben als vor der Krise.
Das deute auf Autokäufe in den kommenden Wochen hin, heißt es in einer Studie. In den anderen wichtigen europäischen Märkten – dem Vereinigten Königreich, wo die Autohäuser noch geschlossen sind, Frankreich, Italien und Belgien - sieht es freilich deutlich schlechter aus. In Spanien sei noch gar Interesse am Autokauf erwacht, heißt es bei Allianz Research. Wenn die übliche Zeit zwischen Suche im Internet und Autokauf zugrunde gelegt werde, dann erhole sich die Nachfrage in Frankreich nicht vor Ende des Sommers.
Ohne eine Stimulierung des Absatzes durch Rabatte von Autobauern oder Händlern oder Kaufprämien erwartet die Allianz einen Rückgang des europäischen Automarktes in diesem Jahr um etwa 30 Prozent von 19 Millionen Neuwagen auf etwa 12 Millionen. Sie ist damit noch etwas pessimistischer als die Autoexperten Stefan Bratzel und Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Bergisch Gladbach beziehungsweise der Uni St. Gallen.