AboAbonnieren

E-Autos werden separiertFord teilt das Pkw-Geschäft in zwei Sparten auf

Lesezeit 3 Minuten
Ford Logo

Das Logo von Ford 

Dearborn/Köln – Auch Ford hat jetzt so etwas wie eine Bad Bank. Der Autobauer stellte am Mittwoch Pläne zur Aufspaltung des Pkw-Geschäfts vor. Auf der einen Seite stehen die Elektroautos (Ford Model e), auf der anderen die Verbrenner (Ford Blue). Ab 2023 soll es für die Bereiche auch eigene Geschäftszahlen geben, kündigte Konzernchef Jim Farley in Dearborn an.

Farley erhofft sich durch die Aufspaltung einen Schub für die E-Mobilität. Er hat nicht weniger vor als an Tesla vorbeizuziehen, nachdem der E-Auto-Pionier Ford und anderen etablierten Anbietern zuletzt die Rücklichter gezeigt hat.

Ab 2030 werden in Europa keine Verbrenner mehr gebaut

Die Verbrenner (ICE) sind Auslaufmodelle. In Europa soll es 2026 bei jedem Modell eine elektrifizierte Varianten geben, ab 2030 sollen gar keine Pkw mit Verbrennungsmotoren mehr gebaut werden. „Die Mission von Ford Blue ist es, ein profitableres und dynamischeres ICE-Geschäft zu führen, unsere erfolgreichen und legendären Fahrzeugfamilien zu stärken und durch das Angebot bestmöglicher Dienstleistungen (und Erfahrungen) für unsere Kunden deren Loyalität zu erhöhen“, sagte Farley.

Setzt voll auf E-Autos: Ford-Chef Jim Farley.

Die Sparte soll aber auch einen Großteil der Kostensenkungen von drei Milliarden schultern, die der E-Mobilität zu Gute kommen sollen. Groß investiert wird hier wohl nicht mehr. Gleichzeitig soll sie aber auch den E-Auto- und den Nutzfahrzeugbereich befruchten und durch „bewährte, globale Konstruktions-, Einkaufs-, Fertigungs- und Fahrzeugtest- und Entwicklungskapazitäten unterstützen“, heißt es in der Mitteilung. In dem Bereich sollen die „legendären und beliebten Ford-Fahrzeuge wie die F-Serie, Ranger- und Maverick-Trucks, Bronco- und Explorer-SUVs sowie Mustang mit Investitionen in neue Modelle, Derivate oder Dienstleistungen gestärkt werden. Die E-Auto-Sparte soll laut Farley das Zentrum für Innovation und Wachstum sein.

Autoexperten sehen Aufteilung als sinnvoll an

Die Aufteilung mache Sinn, sind sich die Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer vom privaten CAR-Institut und Stefan Bratzel von der Fachhochschule Bergisch Gladbach einig. Zuvor war auch über eine Abspaltung des Verbrennerbereichs spekuliert werden, der dann leichter hätte abgewickelt werden können. Durch die Aufteilung lasse sich effizienter arbeiten. Die Aufteilung komme wohl auch bei Investoren besser an, so Bratzel. Geld in Verbrenner werde aber kaum noch fließen.

Bratzel kann aber keine Gesamtstrategie bei Ford erkennen, wie das Unternehmen in Europa erfolgreich arbeiten wolle. Ab dem kommenden Jahr läuft in Köln ein E-Auto auf Basis einer VW-Plattform vom Band. Das wird größer sein als der derzeitige Fiesta. VW stellt schließlich auf die Plattform auch Fahrzeuge, die an die Mittelklasse heranreichen.

Ford könnte eine eigene Plattform brauchen

Die Plattform brauchte Ford in Ermangelung einer eigenen Basis. Sie engt laut Bratzel aber auch Fords Möglichkeiten zur Differenzierung im Wettbewerb ein. Auch überweise Ford für die Nutzung viel Geld nach Wolfsburg. Er glaubt, dass Ford dringend eine eigene Plattform braucht. Und das Unternehmen brauche ein zweites E-Modell. Darum ringen gerade die Werke in Saarlouis und in Valencia.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dudenhöffer sieht Ford dagegen besser mit einer E-Auto-Partnerschaft bedient. Der Autobauer habe zu viel Volumen verloren, so dass sich eine Milliardeninvestition für eine eigene Plattform in Europa kaum rechne. Sellantis, Toyota, Hyundai/Kia und VW sieht er deutlich besser im Markt platziert. Und angesichts des gesunkenen Volumen sieht er für den Fortbestand des Werks Saarlouis, wo derzeit der Focus vom Band läuft, kaum eine Chance.

Ford-Betriebsratschef Benjamin Gruschkla sieht durch die Aufspaltung des PKW-Geschäft in einer ersten Einschätzung keine Auswirkungen auf die Geschäfte vor Ort. Detailplanungen seien aber noch unklar. In Dearborn war ja auch von Kostensenkungen die Rede. Der Autobauer werde aber agiler und effizienter, so Gruschka. Durch ein gemeinsames Dach für die E-Autos könnten mögliche Schwierigkeiten bei Modellen besser angegangen werden. Bei dem in Köln gebauten Fiesta wird unterdessen derzeit bis zum 14. März wieder kurz gearbeitet.