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„Das hat alles abverlangt“Premierenvorstellung im Rheinbacher Autokino trotz Regen

Lesezeit 4 Minuten

Ton aus dem Stereo-Radio.

Rheinbach – Menschen sitzen in Autos und schauen auf der Leinwand Menschen zu, die in Autos sitzen – das Rennstall-Epos „Le Mans 66" oder Ford versus Ferrari war von daher am Donnerstagabend genau der richtige Einstiegsfilm für das Rheinbacher Autokino. Unterhaltsam für die Zuschauer in den 90 parkenden Wagen, nervenaufreibend für die Organisatoren Oliver Wolf und Rudi Knorr. „Das hat uns alles abverlangt“, sagte Wolf denn auch am Freitag.

Im kontaktlosen Kino hat vieles auf Anhieb geklappt, Kleinigkeiten werden nachgebessert. Mancher Autofahrer kämpfte mit den Tücken der hochmodernen Technik, denn der Ton zum Film soll über eine UKW-Frequenz, die eigens erworben wurde für das Projekt, über das Autoradio empfangen werden. Das geht bei abgestelltem Motor auf die Batterie; und tatsächlich brauchten fünf Autos am Ende Starthilfe. Aber auch darauf waren Oliver Wolf und sein Team vorbereitet und hatten Hilfe-Sets parat.

Autos umgeleitet

Bevor das Filmvergnügen begann, wurden die Fahrzeuge um die Halle der Firma Wotec herumgeleitet. An einem Stand wartete Personal mit Mundschutz, um die online erworbenen Tickets zu scannen und die vorbestellten Menüs zu übergeben. Da hatte sich allerdings ein Fehler eingeschlichen, zehn Bestellungen waren nicht registriert. Also fuhren Helfer des Teams los, um für die Kunden Menüs zu besorgen. „Reagieren, entscheiden, machen“, sagte Oliver Wolf.

Die Eintrittskarten wurden zu Beginn gescannt.

Diese Prämisse liegt auch dem gesamten Projekt zugrunde, das Kinobetreiber Rudi Knorr vom „Drehwerk 17-19“ in Adendorf, Event-Veranstalter Oliver Wolf aus Rheinbach und die Firma „moving movies“ aus Münster in nur wenigen Wochen auf die Beine gestellt haben. Für diesen „unternehmerischen Mut und die Risikobereitschaft“ gab es am Freitag auch Lob von Burchard Kraus, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Voreifel, dem Hauptsponsor des temporären Kinos. „Was man in Corona-Zeiten alles schaffen kann“ fand auch der Rheinbacher Bürgermeister Stefan Raetz erstaunlich. Er schwebte eigens auf einem Hubsteiger einige Meter über den Autos, um gut gesehen zu werden, und fand die Aussicht von dort oben „herrlich“. Raetz schilderte auch, wie es auf dem kurzen Dienstweg so schnell zu diesem Projekt gekommen war. Wolf habe ihn angerufen und er habe gesagt: „Olli, gute Idee! Kannste machen. So sehen Genehmigungen in Rheinbach aus.“ Das Schwierigste sei allerdings gewesen, die UKW-Frequenz zur Übertragung des Tons zu bekommen.

Ein riesengroßer Versuch für uns alle

Oliver Wolf selbst bat die ersten Kinogänger um Verständnis, „wenn noch nicht alles funktioniert. Das ist ein riesengroßer Versuch für uns alle“. Er freute sich sehr darüber, dass von den 14 bisher vorgesehenen Kinoabenden bereits zehn ausverkauft sind. „Das zeigt uns, dass die Leute das hier gerne möchten“, unterstrich der Veranstalter. Sein Dank galt zuerst dem gesamten Team und den Sponsoren, denn mit Ticketverkäufen allein seien die Kosten nicht zu decken.

Es gab eine Ansprache im Hubsteiger.

Wer hier Blockbuster anschauen möchte, der muss sich natürlich an Regeln halten. „Motor aus, Licht aus, Aussteigen nur im Notfall oder für den Gang zur Toilette!“ Manch einer reinigte noch schnell die Windschutzscheibe, andere bedeckten die Frontscheinwerfer mit dunklen Tüchern. Als nicht ganz so einfach erwies es sich, die Fahrzeuge nach Größe in die mit Flatterband abgetrennten Reihen einzuweisen. „Eigentlich war es geplant, größere Fahrzeuge kurz auf der Straße zu sammeln und dann zuletzt einfahren zu lassen. Aber Freitag stand auf einmal ein Transporter mit Campingaufbau mitten in einer Reihe“, schmunzelte Oliver Wolf. Auch dieses Problem wurde gelöst.

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Fortan sollen die SUVs schräg in den äußeren Reihen aufgestellt werden, damit die Sicht auf die Leinwand besser ist. Letztlich dauerte es nur neuneinhalb Minuten, bis auch alle 90 Autos wieder ausgefahren waren. Die Muße, sich selbst mal im Auto einen Film auszuschauen, hat Oliver Wolf noch nicht. Noch vor wenigen Tagen hatte er über Konzerte auf der variablen Bühne des Autokinos nachgedacht. Jetzt gibt es schon den ersten Termin: Liedermacher und Komponist Björn Heuser wird am 14. Mai nachmittags auftreten, der Kinofilm schließt sich dann an. Heuser ist am 28. Mai dann auch bei den Bonner Auto-Konzerten Am Westwerk dabei, die der Veranstalter „BonnLive“ gestern angekündigt hat.