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Kreativ in der Corona-KriseViktoria Köln will Spiele in Kölner Autokinos zeigen

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Auch Brings hat die Leinwand in Porz zur Übertragung genutzt.

  1. Wie die Rundschau erfuhr, plant der Drittligist seine elf ausstehenden Spiele in den Kölner Kinos zu übertragen.

Köln – Fußballfans blicken harten Zeiten entgegen. Auf Stadionbesuche müssen sie wohl noch monatelang verzichten. Und auch der alternative Gang in die Kneipe zum „Rudelgucken“ droht während der Corona-Pandemie flachzufallen. Wer seinen Anhängern dennoch ein gemeinsames Fußballerlebnis unter Einhaltung der behördlichen Vorschriften ermöglichen möchte, muss Einfallsreichtum beweisen. So wie der FC Viktoria Köln.

Wie die Rundschau erfuhr, plant der Drittligist bei einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs seine elf ausstehenden Partien abwechselnd in den Autokinos an der Rudolf-Diesel-Straße in Porz sowie am Girlitzweg in Vogelsang zu übertragen. „Wir befinden uns in guten, konkreten Gesprächen mit den Betreibern“, sagt Viktoria-Geschäftsführer Eric Bock. Auch zum Telekom-Portal „Magenta Sport“, das die Fernsehrechte für die 3. Liga innehat, sei über den DFB bereits Kontakt aufgenommen worden. „Nach Auskunft des DFB sind wir der erste Verein in Deutschland, der mit diesem Vorhaben an ihn herangetreten ist“, freut sich Frank Bleydorn, der Medienchef des Drittliga-Neulings.

Ablenkung von den Alltagssorgen

Die Idee dahinter: Das Public Viewing in angepasster Form soll den Viktoria-Fans Mut machen, ihnen Ablenkung von den Alltagssorgen verschaffen, Zusammenhalt symbolisieren und die Möglichkeit bieten, im Kampf um den Drittliga-Klassenerhalt gemeinsam zu fiebern, zu jubeln oder zu trauern. Das alles natürlich in geschütztem Abstand, indem alle Zuschauer in ihren Autos bleiben. Dorthin erhielten sie den Ton des Kommentators mit Hilfe der eigenen Lautsprecher per Radiofrequenz übertragen.

Auch Brings nutzte das Autokino in Porz

„Wir sind uns sicher, dass das Angebot bei unseren Anhängern sehr gut ankäme“, meint Eric Bock. Denn mitten in der Corona-Krise feiert das fast schon in Vergessenheit geratene Autokino 60 Jahre nach der Gründung in Deutschland ein fulminantes Comeback – weil es ermöglicht, kontaktlos Kultur zu erleben und etwas zu unternehmen. Als Brings Mitte April an zwei Abenden im Porzer Autokino spielten, waren beide Konzerte der Kultband mit jeweils 250 zugelassenen Fahrzeugen ausverkauft.

Die derzeitigen Überlegungen sehen vor, die Wochenendspiele des FC Viktoria im „Car Watch“ zu zeigen, Kölns neuem Autokino auf dem Außengelände der Eventlocation Halle/Tor 2 im Vogelsanger Industriegebiet. Dank einer tageslichttauglichen LED-Leinwand haben die Besucher dort auch bei sonnigem Wetter eine gute Sicht auf das Geschehen. Das Porzer Autokino, das zur Drittliga-Hauptanstoßzeit samstagmittags bereits durch einen Wochenmarkt regelmäßig belegt ist, würde sich auf die Viktoria-Partien unter der Woche konzentrieren.

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Die Übertragungen der Fußballspiele wären zeitlich eng getaktet: Im Idealfall soll die 3. Liga mit fünf englischen Wochen bis zum 30. Juni zu Ende geführt werden. So sieht ein Szenario vor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach würde die Liga ihren Betrieb am 16. Mai mit dem 28. Spieltag und dem von der Deutschen Fußball Liga erarbeiteten und vergangene Woche vorgestellten Organisations- und Hygienekonzept wieder aufnehmen. Der letzte Spieltag wäre für das Wochenende 20./21. Juni geplant. Danach folgen noch die Relegationsspiele. Ob es zur Umsetzung des Zeitplans kommt, ist von den nächsten Entscheidungen der Politik abhängig.

FC Viktoria Köln relativiert Aussage zur Saisonfortführung

Der FC Viktoria Köln hat seine Stimmabgabe für eine Fortführung der derzeit ausgesetzten Drittliga-Saison relativiert. „Wir vertreten den Standpunkt, dass eine mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs nicht zu Lasten der Allgemeinheit und des Gesundheitsschutzes gehen darf. Wenn die staatlichen Verfügungen, gesundheitlichen Voraussetzungen und wirtschaftlichen Aspekte dafürsprechen, dass in der Dritten Liga wieder gespielt werden kann, dann sollte der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden. Ob die Saison fortgesetzt wird oder nicht, ist somit nicht von unserer Meinung, sondern von den Erkenntnissen und Entscheidungen der Mediziner und Politiker abhängig“, betont Viktoria-Geschäftsführer Axel Freisewinkel. Zu Wochenbeginn hatten sich zehn der 20 Drittliga-Vereine in einer offenen Abfrage für eine Fortsetzung der Saison 2019/20 auch über den 30. Juni hinaus ausgesprochen. Das gespaltene Meinungsbild soll nun im Liga-Ausschuss diskutiert werden. Die Entscheidung fällt letztlich der Deutsche Fußball Bund (DFB), dessen Vizepräsident Peter Frymuth die zerstrittenen Clubs der Dritten Liga zur Beachtung der Entscheidungsgewalt eindringlich aufrief: „Klar ist: Das Gesamtwohl der Liga ist über alle Einzelinteressen zu stellen.“ (tca)