Hupen ist das neue KlatschenBrings spielen im Autokino unter Schutzvorkehrungen
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Köln-Porz – Livekonzerte sind weltweit wegen der Corona-Krise eine Seltenheit geworden. Da passte es zum Kölner Selbstverständnis nur zu gut, dass Brings wohl eine der ersten öffentlichen Auftritte auf einer echten Bühne und nicht im Internetstream seit Wochen hinlegte.
Im Porzer Autokino, das seit vergangener Woche wieder öffnen durfte, spielte die Mundart-Band im 30. Jahr ihres Bestehens einen ihrer außergewöhnlichsten Gigs überhaupt: vor rund 250 Autos mit maximal jeweils zwei erwachsenen und einem minderjährigen Insassen und unter besonderen Schutzvorkehrungen, die uns allen in den vergangenen Wochen bereits so vertraut geworden sind – der Mindestabstand von 1,5 bis 2 Metern musste auch zwischen den Fahrzeugen eingehalten werden und wurde vor Ort vom städtischen Ordnungsdienst kontrolliert.
Von einer „Streicheleinheit für die kölsche Seele“ hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Vorfeld gesprochen. Dass beide Konzerte, deren Erlös zugunsten des Pflegepersonals der Uniklinik gespendet wird, in Windeseile ausverkauft waren, sollte kaum verwundern.
Und mit einem Blick auf die Kennzeichen der geparkten Autos zeigte sich zudem schnell, dass die gesamte Republik nach einer solchen musikalischen Streicheleinheit lechzte – aus ganz NRW, aber auch etwa aus Hannover oder aus Eisenach in Thüringen kamen Fans am Freitag zum Nabel der Welt angereist.
Bereits Minuten vor Beginn des Konzertes zeigten die Anhänger mit einem lauten Hupkonzert und dem Aufflackern der Scheinwerfer und Warnblinkanlagen, dass die Vorfreude groß ist. Hupen ist das neue Klatschen, lässt sich in Corona-Zeiten schon einmal festhalten.
Brings ließen sich daraufhin auch gar nicht lange bitten und eröffneten mit „Willkumme in Kölle“ den Abend. Während der Sound vom Start weg gut funktionierte – das Konzert wurde über die hauseigene Senderfrequenz direkt übers Radio in die Autos übertragen –, musste man sich für das visuelle Erlebnis zunächst noch ein wenig gedulden. Fast schon winzig klein wirkte die Bühne auf dem riesigen Areal und in Front der PKW.
Dass das Treiben ebenfalls auf die 540 Quadratmeter große Leinwand gezeigt wurde, war zu Beginn des Konzertes allerdings nur zu erahnen. Zu hell war es da noch draußen, was sich aber mit jedem weiteren gespielten Lied bessern sollte. Spätestens zu „Su lang mer noch am lääve sin“ war alles aufeinander abgestimmt und die Stimmung am Siedepunkt angelangt.
Nicht nur die Sichtbarkeit des Konzertes auf der Leinwand wurde von Lied zu Lied besser, auch die anfangs spürbar große Nervosität der Bandmitglieder während der Premiere am Freitag legte sich immer weiter ab.
Vor allem Frontmann Peter Brings, der sich zu Beginn noch fast schon schüchtern zeigte, fand mit jedem weiteren Song zu seinem berühmten kölschen Humor und zu seinen Entertainer-Qualitäten.
So animierte er etwa zu „Sünderlein“ zum Schunkeln im Auto, forderte die Scheibenwischer als Wink-Ersatz und zu „Superjeilezick“ das alte Leben zurück und wollte irgendwann, wenn er denn könnte und dürfte, „in jedes Auto kommen, um euch zu knutschen“.