Peter Brings im Interview„Karneval in Corona-Zeiten – wie soll das gehen?“
- Peter Brings spricht im Interview über die Brings-Konzerte im Autokino und die Zukunft mit Corona.
Köln – Ein Konzert in einem Autokino ist auch für Brings noch mal etwas Neues. Ist die Aufregung groß?
Brings: Ja, die Aufregung ist total groß. Vor allem die technischen Herausforderungen sind neu für uns – das Konzert wird über eine Sendefrequenz in die Autos übertragen. Im Großen und Ganzen machen wir das aber, um ein bisschen gute Laune zu bringen, ein wenig Kohle zu sammeln, um diese zu spenden und so etwas Gutes zu tun. Und um einfach mal wieder etwas anderes zu hören als Corona und Covid-19. Da habe ich nämlich keinen Bock mehr drauf.
Und wahrscheinlich auch, um einfach mal wieder auf einer Bühne vor Menschen spielen zu können?
Das natürlich auch. Obwohl wir eigentlich derzeit Urlaub haben und gar keine Auftritte anstehen würden. Die Proben mit den Jungs haben aber schon einmal wieder viel Spaß gemacht.
Was vermuten Sie, wie werden die Fans während des Konzertes ihre Freude zum Ausdruck bringen – mit der Hupe, per Lichthupe oder wird man klassisches Klatschen hören können?
Das frage ich mich auch. Ich vermute schon ein bisschen, wenn es heißt „alle Hände hoch, von links nach rechts“, dann gehen die Scheibenwischer an (lacht). Ich weiß es aber auch nicht. Die ganze Zeit, in der wir uns gerade bewegen, ist für uns alle doch Neuland. Keiner weiß gar nichts. Aber Herausforderungen können ja auch eine Chance sein.
Wie erleben Sie persönlich gerade die Zeit, in der wir leben?
Wie alle anderen auch. Aber ich bin zumindest noch privilegiert, habe einen Garten, ein Haus und keine Etagenwohnung. Der Konsens gerade in der Gesellschaft ist zwar, wir halten zusammen, aber wenn man mal ehrlich ist, ist das Land genauso wie vorher, und wir sind nicht alle gleich. Die, die jetzt um ihr tägliches Überleben kämpfen müssen, mussten das auch bereits vor der Krise. Auch in meinem Bekanntenkreis sind Menschen, denen gerade alles um die Ohren zu fliegen droht.
Befürchten Sie als Musiker, dass die Kulturszene in Köln sich drastisch verändern könnte durch Corona?
Was Köln ja mitunter ausmacht, ist unser Karneval. Bei uns gibt es keine Bürgerschaft, es gibt Karnevalsvereine (lacht). Dort kommt die gesamte bürgerliche Mitte zusammen. Ganz ehrlich: Ich kann mir nicht vorstellen, wie der Karneval nächste Session stattfinden soll. Wenn man mal realistisch ist, gibt es ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt das Virus ganz schnell durchlaufen, um eine Herdenimmunität zu erzeugen, wobei aber unheimlich viele Menschen sterben. Oder man macht es wie jetzt, verlangsamt alles. Dann kann es aber noch gute 16 bis 18 Monate dauern. Keine Gesellschaft kommt nach so einer Zeit wieder unverändert heraus.
Sie glauben, Karneval kann nächste Session nicht stattfinden?
Wie soll das gehen, solange das Virus im Umlauf ist? Karneval hat mit Feiern und mit Ausgelassenheit zu tun. Ich sag nur Bützchen. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen im Moment. Wird dann im Straßenkarneval der Sicherheitsabstand kontrolliert? Ich will jetzt aber auch nicht schwarzmalen, sondern mache mir nur ganz nüchtern meine Gedanken darüber – und da komme ich einfach nicht gut bei raus.
Haben sie denn Hoffnung, dass sich aus der Krise auch etwas Positives entwickeln kann?
Ja, das auf jeden Fall. Ich hoffe schon, dass wir daraus lernen werden, dass vielleicht viele Menschen erkennen, dass man, nur weil man etwas machen kann, weil man das Geld dafür hat, es nicht auch unbedingt machen muss, wenn es eigentlich doch unverantwortlich ist. Das meiste davon geschieht am Ende auf den Knochen derer, die es sich nicht leisten können. Das bekommt man ja jetzt besonders gut mit. Wir alle sehen, wer gerade letzten Endes an vorderster Front für uns alle kämpft – fast jeder davon unterbezahlt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Kommen wir zum Schluss noch einmal auf das Konzert zu sprechen: Wenn das Konzept gut ankommt, könnten noch ein paar Autokino-Konzerte folgen?
Wir spielen jetzt erst einmal die Konzerte in Köln und Ende April zweimal in Düsseldorf, danach sehen wir mal weiter. Als Band freut man sich aber natürlich immer über solche Möglichkeiten, auch wenn sich diese Gigs jetzt, ehrlich gesagt, wirtschaftlich gesehen nicht lohnen. Aber darum geht es jetzt ja auch nicht. Für die ganze Crew ist es gut, weil es endlich wieder was zu tun gibt, und wir kommen endlich mal wieder raus und hängen nicht nur in der Bude. Das ist doch schon mal klasse.