- Wegen der Corona-Krise gibt es auf dem Wohnungsmarkt laut Immobilienscout weniger Nachfrage.
- Doch welchen Einfluss hat das auf den Kölner Immobilienmarkt? Kommen bald neue von Wohnungen von umstrittenen Plattformen wie Airbnb auf den Markt?
- Wir haben Immobilien-Experten um ihre Einschätzung gebeten.
Köln – Die Corona-Krise wird nach Ansicht einiger Experten in nächster Zeit möglicherweise zu nicht mehr ganz so stark steigenden Mieten führen. Eine Entspannung für den Kölner Wohnungsmarkt bedeutet das aber nicht.
Das hat eine Abfrage der Rundschau bei Beteiligten in Köln ergeben, beispielsweise sagt Immobilienmakler Roland Kampmeyer: „Jetzt darauf zu spekulieren, leichter an eine Wohnung zu kommen, ist Quatsch.“ Das hängt vor allem damit zusammen, dass der Markt ohnehin sehr eng ist. Laut Kampmeyer gab es bis vor der Krise eigentlich keinen Leerstand, innerhalb von ein bis drei Tagen war ein neuer Mieter gefunden.
Immobilienmarkt: Weniger los bei Immobilienscout
Aber wie ist das in einer Phase, in der die Welt quasi still steht? Dazu teilt eine Sprecherin des bekannten Internetportals Immobilienscout mit: „Aktuell sehen wir eine temporäre Verringerung der Marktaktivität.“ Was das speziell für Köln konkret bedeute, konnte sie noch nicht sagen. Allerdings betont die Sprecherin, eine verlässliche Prognose sei schwierig, weil es noch sehr früh in der Krise sei. Das sehen auch Kampmeyer und alle anderen Gesprächspartner aus der Branche so.
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Trotzdem: Könnte Corona dafür sorgen, dass die Mieten sinken oder weniger stark steigen? Ein Abflachen, weil die Nachfrage abnimmt oder die Menschen nicht mehr so viel zahlen können? Auf diese Entwicklung hofft Hans Jörg Depel vom Kölner Mieterverein – schränkt aber ein, dass nichts gewonnen ist, wenn die Menschen aufgrund der Krise eventuell weniger verdienen und der Anteil ihres Lohn gleich bleibt, den sie für die Miete zahlen.
Das sieht auch Immobilienökonom Holger Arentz von der Uni Köln. Und Kampmeyer sagt: „Ich glaube schon, dass wir nicht mehr unbedingt ganz stark steigende Miete sehen werden.“ Rückgänge sieht er nicht, weil das Angebot seit Jahren nicht die Nachfrage stille.
Wenige Menschen wollen während der Corona-Krise umziehen
Kölns Wohnungsmarkt ist wohl zu eng, damit aktuell große Effekte zu erwarten sind – zumal in einer Phase der Unsicherheit laut der Experten viele Menschen nicht noch umziehen wollen, außer es ist lange geplant. Grundsätzlich sind Umzüge erlaubt.
Sind Umzüge noch erlaubt?
Generell gilt für das Kölner Stadtgebiet laut eines Sprechers: „Ein Umzug darf grundsätzlich durchgeführt werden, wenn dieser dringend notwendig und zeitlich unaufschiebbar ist.“ Umzugsunternehmen dürfen weiter ihrer Arbeit nachgehen. Allerdings sind sie dafür zuständig, sich an die Hygiene-Vorschriften zu halten, zum Beispiel häufiges Hände waschen oder Abstand halten.
Anders sieht es aus, wenn der Umzug privat durchgeführt wird. Auch in diesem Fall sind besonderen Maßnahmen laut Stadt „zwingend zu beachten“. Heißt: Zwei Meter Abstand und nicht mehr als zwei Personen in der Öffentlichkeit, was praktisch nicht ganz einfach sein wird. Das gilt nicht für Verwandte in gerader Linie, also Ehegatten, Lebenspartnerinnen und Lebenspartner sowie in häuslicher Gemeinschaft lebende Personen.
Generell sollten Nachweise über den Umzug vorliegen, falls Ordnungsamt oder Polizei kontrollieren. Wer wegzieht, sollte sich informieren, wie die Regeln in der neuen Heimat sind. (mhe)
Klaus Wilsberg, Sprecher des Kölner Studentenwerks, sagt: „Plausibel ist natürlich, dass durch das Zuhausebleiben viele ihre aktive Suche vielleicht verschieben werden und dadurch nicht am Markt sind. Gleiches gilt natürlich auch für die Vermieter. Insofern würde ich eher vermuten, dass auch hier ein gewisser Stillstand eingetreten ist.“
Auch der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein registriert einen Rückgang im Geschäft, in den vergangenen zwei Wochen hat er ein Drittel weniger Mietverträge verkauft. Geschäftsführer Thomas Tewes sagt: „Wir gehen jedoch davon aus, dass es sich um Verschiebungseffekte handelt und der Bedarf nachgeholt wird. Aber auch hier ist eine Auswirkung der Krise möglich, sollten die Einschränkungen noch länger dauern.“
Zumal: Das Kontaktverbot erschwert Besichtigungen, auch wenn sie laut Kampmeyer weiter möglich sind, nur unter besonderen Bedingungen und mit einem Minimum an Kontakt – oder sie finden per 360-Grad-Videotour statt. Vorbesprechungen verlagern er und seine Kollegen auf die Videokonferenzen.
Der Einfluss der Krise auf Airbnb-Anbieter
Auf lange Sicht wird der Markt laut Experte Arentz davon beeinflusst, ob Gebäude weiter als Investitionsobjekt gelten. „Vieles wird davon abhängen, ob Immobilien weiter als sicherer Hafen für Anleger gelten, das muss man aber abwarten, eine Aussage dazu wäre zu früh.“
Mieterverein-Geschäftsführer Depel bringt ein anderes Thema auf: die umstrittene Vermittlung von Wohnungen als Ferienzimmer über Plattformen wie Airbnb. Die Zimmer sind häufig günstiger als in Hotels und für die Vermieter ist das Geschäft profitabler als die dauerhafte Vermietung an einen Mieter. Depel sagt: „Wie reagieren jetzt die Anbieter? Aktuell kommen keine Touristen, Wohnungsinteressenten gibt es aber genug. Vielleicht gelangen ja so Wohnungen auf den Markt zurück.“