Köln – Die Baustelle, die Köln landesweit wegen ihrer Probleme Schlagzeilen gebracht hat, steht seit Donnerstagnachmittag, 16.05 Uhr, noch mehr unter Druck. Sanierungs-Chef Bernd Streitberger hat sich festgelegt: Bis zum 22. März 2024 sind die vier Bühnen (Oper, Schauspiel, Kleines Haus, Kinderoper) am Offenbachplatz fertig saniert. Im vergangenen Jahr hatte Streitberger der Rundschau gesagt, ob der Druck zunehme, wenn der Termin fix ist: „Ja, diesen Druck gibt es, den müssen mein Team und ich aushalten.“
Streitberger will im März 2024 die Schlüssel an die Intendanten übergeben. Nach zwölf Jahren. Oder anders: Nach 4296 Tagen. Geplant waren gut drei Jahre, als die Sanierung am 18. Juni 2012 begann – vor mehr als einem Jahrzehnt, genauer gesagt zehn Jahren und 13 Tagen. Die gefühlt ewige Geschichte schleppt sich dem Ende entgegen.
Endlich gibt es ein Datum für das Ende der Sanierung
Zwischenzeitlich hatte die Stadt 2015 die Eröffnung absagen müssen, ein neues Team um Streitberger installieren, vor allem die Gebäudetechnik um Heizung und Lüftung neu planen. Seit vorigem Jahr wird wieder richtig gebaut.
Seit Donnerstag heißt es damit auch: Die Intendanten haben jetzt ein Datum, das zählt, auf das sie sich verlassen sollen und müssen – der Spielbetrieb 2024/2025 gilt als Ziel. Streitberger sagt: „Die Sparten erhalten vier einzugsbereite Häuser mit vier neuen, voll funktionsfähigen Bühnen und einsatzfähiger Gebäudetechnik.“
Chronik der Sanierung
2012 hat die Sanierung am Offenbachplatz begonnen. Es geht dabei um das Opernhaus von 1957 mit 1300 Plätzen und das Schauspielhaus von 1962 mit 650 Plätzen. Zudem baut die Stadt eine Kinderoper und ein Kleines Haus mit je 300 Plätzen.
2015 sollte die Sanierung vorbei sein, 253 Millionen Euro kosten. Eine Illusion. Im Juli 2015 sagte die Stadt die Eröffnung im November ab, begründete es mit Problemen mit der Haustechnik. Später kündigte sie der Firma Deerns, zog vor Gericht.
2016 begann die Stadt, die Sanierung neu aufzusetzen.
Je nachdem, wie viele Risiken eintreten, kostet die Sanierung zwischen 621 und 644 Millionen Euro. Dazu kommen 239 Millionen Euro für die Finanzierung sowie mehr als hundert Millionen Euro für die Interimsspielstätten in Staatenhaus und Depot. Das könnte also mehr als eine Milliarde Euro bedeuten.
Doch zwischen März und nach der Sommerpause 2024 sind nur einige Monate als Puffer, falls nicht alles klappt wie geplant – und die Baustelle hat weiter Probleme, etwa rügen zwei Firmen Vergabeverfahren zu den Arbeiten der Baulogistik. Eine andere Firma führt eine Insolvenz in Eigenregie durch. Dazu kommen Corona, die gestörten Lieferketten – trotzdem soll der Termin Sicherheit für die Kultursparten schaffen, sie brauchen Vorlauf für ihre Spielpläne, die Planungen laufen.
Streitberger sagt am Donnerstag: „Auch wenn wir bekanntlich noch Risiken auf der Baustelle haben, wie zum Beispiel die Problematik der gestörten Lieferketten, haben wir soweit an Sicherheit gewonnen, dass wir heute den 22. März 2024 als realistischen Termin zur Schlüsselübergabe nennen können. Somit ist an diesem Punkt Planungssicherheit gegeben und die Sparten können ihre Vorbereitungen weiterführen.“
Hält der 22. März 2024 tatsächlich, wäre es in knapp zwei Jahren das Ende eines Bau-Dramas, das Köln im Magen liegt, wie der ehemalige Baudezernent Franz-Josef Hönig mal gesagt hat. Er sagte vor Jahren über die Sanierung: „Es hat am Selbstbewusstsein der Stadt derart gekratzt, die Bürger sind skeptischer geworden, wie viele Großprojekte die Stadt sich vornehmen sollte.“ Tatsächlich könnten die Kosten summa summarum mehr als eine Milliarde Euro betragen (siehe Info-Text).
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Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte deshalb voriges Jahr um Verständnis geworben, am Donnerstag sagt sie: „Die Bühnenbaustelle befindet sich endlich auf der Zielgeraden. Ich bin froh, dass dem aktuellen Zeitplan zufolge mein Ziel, Oper und Schauspiel kehren in meiner Amtszeit an den Offenbachplatz zurück, realisiert werden kann.“ Für Reker und ihre Bilanz geht es darum, was sie nach zwei fünfjährigen Amtszeiten bis 2025 fertig bekommen hat.