350 Schülerinnen und Schüler kamen in der Integrierten Gesamtschule Innenstadt zusammen.
Auschwitz-BefreiungSo setzen sich Kölner Schüler mit dem Holocaust auseinander
Anlässlich des 80. Jubiläums der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz fand am Montag der „Jugend- und Schülergedenktag 2025“ statt. An der Integrierten Gesamtschule Innenstadt (Igis) präsentierten Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulen aus Köln und dem Umland ein den Opfern des Nationalsozialismus gewidmetes Bühnenprogramm. Durch szenische Auftritte, musikalische Darbietungen und Vorträgen setzten sich die Schüler mit Diskriminierung, Antisemitismus und Rassismus auseinander und setzten so ein Zeichen gegen Ausgrenzung. Veranstaltet wurde der Gedenktag von dem NS-Dokumentationszentrum (NS-Dok) und dem Amt für Schulentwicklung der Stadt Köln.
Rund 350 Schüler fanden sich in der Mensa der Igis ein, um dem Bühnenprogramm mit Beiträgen von sieben verschiedener Schulen zu lauschen. Die Schüler setzten sich in Vorträgen mit den Biografien deportierter Juden auseinander, präsentierten eine selbst gestaltete Filmdokumentation oder führten Songs gegen Diskriminierung auf. Ergänzt wurde die Veranstaltung durch ein digitales Angebot: Eine Gruppe Schüler baute Szenen aus der Erinnerung des Rundfunkredakteurs und NS-Opfers Peter Finkelgruen als Papp-Installation nach. Er beschrieb sein Leben in einem Shanghaier Ghetto unter der japanischen Besatzungsmacht. Die Installationen wurden eingescannt, sodass sie auf einer „Virtual-Reality-Brille“ abgespielt werden. So bekamen die Schüler ein eindrucksvolles Bild davon, was es hieß, Opfer des NS-Regimes zu werden.
Juri Mayer ist stellvertretender Schülersprecher der Stufe 10 an der Igis Köln und moderierte die Veranstaltung. Dem 16-Jährigen bedeutet es viel, bei dem Gedenktag mitwirken zu können. Er sei beunruhigt durch die aktuelle politische Situation: „Wir können deutschlandweit, europaweit, und weltweit einen erstarkenden Rechtsextremismus beobachten“. Deswegen sei nun die Aufklärungsarbeit über die Verbrechen im Nationalsozialismus besonders wichtig. Dass auch junge Menschen rechtsextremer Ideologie aufsitzen, erklärt sich der Schüler so: „Die Geschichte hat offenbar keine mahnende Wirkung mehr, weil sie eben schon 80 Jahre zurückliegt.“ Für ihn hat die Bildung über die eigene Vergangenheit nun besondere Relevanz: „Gerade die Zeitzeugengespräche, die in absehbarer Zeit nicht mehr gehalten werden können, sind in meinen Augen wichtig.“
Alles zum Thema Henriette Reker
- Konrad-Adenauer-Preis Bewegende Würdigung und Erinnerungen an Wolfgang Schäuble
- Dreikönigsempfang in Köln Katholikenausschuss kritisiert Sparmaßnahmen der Stadt scharf
- Silvester in Kölner Altstadt Anwohner werfen Stadt Handlungsunfähigkeit vor
- Kommentar zum Jahreswechsel „Köln muss sich aufs Wesentliche konzentrieren“
- Kölner Museum Wallraf Das sagt der Baudezernent zur möglichen Schließung
- Generalinstandsetzung ab 2026 Wallraf-Richartz-Museum in Köln soll eineinhalb Jahre schließen
- Nach Anschlag in Magdeburg Weihnachtmärkte in Köln reagieren – Teils Absperrung aus Mülltonnen und mehr Security
„Diese Veranstaltung ist so wichtig, weil sie eine Vielzahl an Perspektiven auf Geschichte und Gegenwart zeigt“, erklärt Dirk Lukaßen, Leiter der Bildungs- und Vermittlungsarbeit des NS-Dok. Er ist begeistert von dem Einsatz der Schüler: „Es ist immer wieder toll zu sehen, wie viele Jugendliche sich mit ihrer Umwelt, mit der aktuellen Gesellschaft, aber auch mit den Nachwirkungen der NS-Zeit auseinandersetzen“.
Köln: Gedenkstunde am Löwenbrunnen
Am Montag fand am Löwenbrunnen auf dem Erich-Klibansky-Platz eine Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus statt. Mit dabei: die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Sie mahnte zur Wachsamkeit bei Gewalttaten mit antisemitischem Hintergrund, die in ihrer Häufigkeit angestiegen seien. „Es ist so wichtig, dass wir das im Keim ersticken“, sagt Reker. Die Oberbürgermeisterin mahnte: „Wir tragen alle dafür die Verantwortung, dass das nie wieder passiert. Nicht in Deutschland und nicht in Köln.“
Eingeladen hatten der evangelische Kirchenverband Köln und Region, das katholische Stadtdekanat und die Synagogen-Gemeinde Köln. Schülerinnen und Schüler von vier Kölner Schulen hatten einen Workshop im Lern- und Gedenkort Jawne besucht und sich mit den Biografien der Opfer der NS-Zeit auseinandergesetzt. Während der Gedenkstunde präsentierten die Schüler ihre Erkenntnisse aus der Arbeit mit der Vergangenheit. Sie reden über antisemitische Vorurteile im Vergleich von damals zu heute. Auch die Biografie des Kölner NS-Überlebenden Kurt Marx wurde von einer Schülergruppe behandelt.