Die Katholische Kirche in Köln steht im kommenden Jahr vor vielen Herausforderungen. Beim Dreikönigsempfang haben engagiert Katholiken gesagt, wie sie sie angehen wollen.
Dreikönigsempfang in KölnKatholikenausschuss kritisiert Sparmaßnahmen der Stadt scharf
Das Geld schwindet, die Mitgliederzahlen sinken und die Seelsorgebereiche werden immer weitläufiger: Feierstimmung mag nicht so recht aufkommen beim Dreikönigsempfang des Katholikenausschusses Köln und des Kölner Stadtdekanates. Und als würde das nicht schon an Problemen reichen, sieht sich die katholische Basis aus der Domstadt mehr und mehr in einem bundespolitischen Umfeld, in dem für christliche Werte Front gemacht werden muss.
Beklemmende Stille
Mögen die Zeiten auch düster sein, einen Lichtblick gibt es immer. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat mich zum 1. „September für eine weitere Amtszeit von sechs Jahren im Amt bestätigt, worüber ich mich natürlich sehr freue“, beginnt Robert Kleine seine Rede. Und die Freude ist nicht allein auf seiner Seite. Jubel bricht aus im Saal des Maternushauses. Doch der weicht im Laufe der weiteren Rede einer bedrückenden Stille. „Als ich 2012 Stadtdechant in Köln wurde, gab es auf dem Kölner Stadtgebiet 35 Seelsorgebereiche“, führt Kleine weiter aus. Eine Zahl, die in der Zukunft der katholischen Kirche nicht gehalten werden kann. Für 2030 prognostiziert Kleine: „Dann wird es in unserem Stadtdekanat zehn neue Pastorale Einheiten geben - und damit nur noch zehn Pfarrer.“ Vor diesem Hintergrund entwickelt sich die für dieses Jahr anstehenden Kirchenvorstandswahlen laut Kleine zur „Herausforderung“. Wer traut sich zu, in den neuen großen Einheiten für die Gemeinden und deren Infrastruktur die Verantwortung zu übernehmen? Ehrenamtlich.
Also den Kopf in den Sand stecken? Das würde dem christlichen Selbstverständnis zuwiderlaufen. „Auch wenn die finanziellen Ressourcen der Kirche zeitnah geringer werden, kann und muss die Kirche einen Aufbruch wagen, der eben kein Abbruch ist“, so Kleines Aufruf. Und die Basis für diesen Aufbruch könne nichts anderes sein als „die Frohe Botschaft, dass Gott die Menschen liebt“.
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Einstehen für christliche Werte
An dieser Stelle, an der Kleine den Blick über den Tellerrand richtet, muss er sich entschuldigen. Denn angesichts der vor der Tür stehenden Bundestagswahl und der nahenden Kommunalwahl müsse er seine Predigt vom Gottesdienst der Karnevalisten im Dom wiederholen. Es folgt ein Plädoyer für Frieden, Freiheit und Vielfalt. „Diese Vielfalt anzunehmen, bedeutet für uns als Kirche, aber auch als Gesellschaft, dafür einzutreten, dass niemand wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens oder seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden darf.“ Kleine erntet dafür tosenden Applaus.
Traditionell zu Gast beim Dreikönigsempfang: Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker: Wohl in dem Wissen um die Kritik, der sie in der anschließenden Rede des Vorsitzenden des Katholikenausschusses, Gregor Stiels, ausgesetzt sein wird, hielt sie zu einer finanzpolitischen Rechtfertigung aus. Der Haushaltsentwurf der städtischen Kämmerei sieht aufgrund immer geringer werdenden Finanzmittel deutliche Sparmaßnahmen vor, auch bei den sozialen Trägern. Für die Verwaltungschefin ist das alternativlos, weil eben die Einnahmen nicht mehr sprudeln würden und eine immer komplexer werdende Gesetzgebung steigende Kosten nach sich ziehe. Bei allem Verständnis, die sie für die Sorgen bei den sozialen Trägern habe, „das ist kein sozialer Kahlschlag“, sagt Reker. Wie auch in den Vorjahren flössen ein Fünftel des Haushaltsvolumens in die sozialen Aufgaben.
„Gefahr für den sozialen Frieden“
Verständnis für die finanzielle Lage der Stadt habe er durchaus, versichert Gregor Stiels. Doch anders als Reker stellt der Vorsitzende des Katholikenausschusses infrage, dass der Rotstift ausgleichend geführt wurde. „Dieser Haushaltsentwurf gefährdet das Ehrenamt in unserer Stadt. Und dieser Haushaltsentwurf gefährdet den sozialen Frieden in unserer Stadt.“ Stiels appelliert an die Ratsmitglieder: Die Entscheidung aber, was uns in Zukunft wichtig ist, wo wir in Zeiten sinkender Finanzmittel unsere Prioritäten setzen, das ist nicht die Aufgabe der Verwaltung, das ist die Aufgabe der Politik und deshalb müssen im Finanzausschuss die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Und er gibt den Politikern mit auf den Weg: „Kritisch müssen wir dafür in den Blick nehmen, welche Entscheidungen uns in unserer Stadt zu horrenden Zahlungen für Oper, U-Bahn, Kliniken und so weiter geführt haben und uns heute deutlich in unseren Handlungsfähigkeiten einschränken.“