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Droht das Aus?Wie es mit der Fähre in Köln nun weitergehen könnte

Lesezeit 4 Minuten
Faehre St Michael startet offiziellen Betrieb

Die Fähre St. Michael startete den offiziellen Betrieb im Juli dieses Jahres.

Möglicherweise droht der Fähre zwischen Köln-Langel und Leverkusen-Hitdorf 2026 das endgültige Aus. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie geht es weiter mit der seit etwa 1840 bestehenden Fährverbindung zwischen Köln-Langel und Leverkusen-Hitdorf? Zwar wurde im Sommer mit der „St. Michael“ ein Ersatz für das am 5. Dezember 2023 havarierte Fährschiff „Fritz Middelanis“ angeschafft. Doch es gibt Probleme im Betrieb, und der Konflikt zwischen Köln und Leverkusen um die Finanzierung der Verluste spitzt sich zu. Möglicherweise droht der Fähre 2026 das endgültige Aus. Fragen und Antworten.

Wem gehört die Fähre?

Die Fähre wird von der „Rheinfähre Köln-Langel/Hitdorf GmbH“ betrieben. Gesellschafter der GmbH sind je zur Hälfte die Stadt Leverkusen und die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK), eine Tochter des Kölner Stadtwerkekonzerns. Beide kommen bisher gemeinsam für die Verluste der Fähre auf, die jährlich in sechsstelliger Höhe anfallen. Ab 6. Dezember 2023 ruhte der Fährbetrieb für sieben Monate, weil die 1962 gebaute „Fritz Middelanis“ nicht mehr repariert werden konnte. Dann wurde auf Drängen der Stadt Leverkusen die „St. Michael“, Baujahr 1954, angeschafft und am 29. Juli offiziell in Betrieb genommen.

Menschen stehen auf der Fähre St. Michael.

Die Fähre St. Michael startete den offiziellen Betrieb im Juli

Wie lief der Betrieb bisher?

Zuletzt konnten die regulären Fährzeiten nicht immer eingehalten werden. Wiederholt fand aufgrund von Personalmangel nach 14 Uhr kein Fährbetrieb statt. An diesem Wochenende fährt die Fähre wegen krankheitsbedingtem Personalausfall gar nicht. Außerdem gab es mehrfach technische Probleme.

Wie steht es um die langfristige Finanzierung der Fähre?

Zuletzt war der Fährbetrieb nur bis Ende 2025 gesichert. Hintergrund ist eine Gesellschaftervereinbarung zwischen der HGK und der Stadt Leverkusen vom 17. Juli 2024. Beide sichern darin zu, die Betriebsverluste der Jahre 2024 und 2025 auszugleichen. Für 2025 werden nach Rundschau-Informationen rund 310.000 Euro Defizit erwartet. Für die Zeit ab 2026 gibt es keine Regelung. Die HGK hat eine Option, dann ganz aus dem Fährgeschäft auszusteigen.

Wie sieht diese Option aus?

In der Vereinbarung hat die HGK dem Ankauf der gebrauchten Fähre „St. Michael“ für 250.000 Euro nur unter der Bedingung zugestimmt, dass der Fährbetrieb ab der Wiederinbetriebnahme bis Ende 2025 anhand wirtschaftlicher Kennzahlen evaluiert wird. Dazu zählen die Nutzerzahlen (Fußgänger, Radfahrer, Pkw, Lkw, Traktoren etc.), die Ausfallzeiten sowie Umsatz und Ergebnis. Für den Fall, dass der Betrieb weiterhin Verluste einfährt (wovon auszugehen ist), hat sich die Stadt Leverkusen verpflichtet, die Gesellschaftsanteile der HGK zum symbolischen Preis von einem Euro zu übernehmen.

Was bedeutet das für die Zukunft der Fähre?

Ohne eine Verlustabdeckung durch die HGK müsste die Stadt Leverkusen künftig alleine für die Defizite der Fähre aufkommen. Das wird schwierig, denn Leverkusen musste wegen seiner zunehmend prekären Finanzlage im August 2024 eine Haushaltssperre verhängen. Die HGK als Wirtschaftsunternehmen möchte den defizitären Fährbetrieb gerne loswerden. Da sie zu den Stadtwerken und damit letztlich der Stadt Köln gehört, könnte die HGK jedoch vom Kölner Stadtrat dazu verdonnert werden, die Fähre auch weiterhin mitzufinanzieren.

Warum hat sich Leverkusen auf den Deal eingelassen?

Man sei dazu bereit gewesen, „um den Fährbetrieb der Rheinfähre zeitnah wiederaufnehmen zu können“, schrieb der Leverkusener Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) am 6. Dezember an Kölns OB Henriette Reker (parteilos). Nun stelle sich die Situation jedoch anders dar, da Leverkusen in den nächsten zehn Jahren ein Haushaltssicherungskonzept aufstellen müsse. Die CDU Hitdorf forderte OB Reker auf, den Fährbetrieb aus dem Kölner Stadthaushalt mitzufinanzieren.

Wie geht es jetzt weiter?

Am Donnerstag sollte der Kölner Rat in nicht-öffentlicher Sitzung der Vereinbarung der HGK mit der Stadt Leverkusen inklusive der Ausstiegsklausel für die HGK zustimmen. Beschlossen wurde jedoch ein Änderungsantrag der SPD, diesen Beschluss so lange zu vertagen, bis das Ergebnis der Evaluierung da ist. Der Bericht soll bis März 2026 vorliegen.

Wie fallen die Reaktionen aus?

Einen Änderungsantrag der FDP, die Fähre langfristig zu erhalten, wurde im Kölner Rat abgelehnt. FDP-Ratsherr Ralph Sterck zeigte sich „sehr enttäuscht“. Der SPD-Antrag sei „eine Mogelpackung“, da er den Betrieb nicht dauerhaft sichere. „Wenn die HGK als Miteigentümerin der Fähre und Tochterunternehmen der Stadt Köln der größte Binnenschiffer südlich von Hammerfest sein will, dann ist es mehr als nur eine moralische Pflicht, in ihrer Heimatstadt diesen Teil der Daseinsvorsorge zu finanzieren. Und wenn das Modell mit der HGK nicht funktioniert, müssen Alternativen gefunden werden“, erklärte Sterck.

SPD-Fraktionschef Christian Joisten entgegnete: „Unser Ziel ist der Weiterbetrieb der Fähre. Deshalb haben wir den geplanten HGK-Ausstieg im Stadtrat im November vorerst gestoppt und den Betrieb der Fähre bis ins erste Halbjahr 2026 für die Menschen im Kölner Norden gesichert. Eine Auswertung des Nutzerverhaltens soll die Nachfrage im Jahr 2025 faktensicher klären. Auf dieser Grundlage kann dann ein tragfähiges Zukunftskonzept für die Fähre entwickelt und entsprechende politische Beschlüsse in den Gremien des Stadtrates gefasst werden. Denn die Rheinfähre ist weit mehr als nur ein Transportmittel – sie ist ein wichtiger Teil der Infrastruktur, der die Menschen in Leverkusen und im Kölner Norden verbindet.“