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Konrad-Adenauer-PreisBewegende Würdigung und Erinnerungen an Wolfgang Schäuble

Lesezeit 2 Minuten
Ingeborg Schäube und Henriette Reker

Witwe Ingeborg Schäuble nahm den Preis von Henriette Reker für ihren 2023 verstorbenen Mann entgegen.

Im Kölner Rathaus wurde das Lebenswerk des CDU-Politikers Wolfgang Schäuble gewürdigt.

Noch zu Lebzeiten nahm Wolfgang Schäuble den Konrad-Adenauer-Preis an. Da der bekannte CDU-Politiker aber am 26. Dezember 2023 im Alter von 81 Jahren verstarb, gab es nun eine Premiere bei der neunten Verleihung der 2002 ins Leben gerufenen Auszeichnung. Der undotierte Preis wurde posthum an seine Witwe Ingeborg Schäuble überreicht.

„Er, der sonst immer etwas knorrig mit mir sprach, sagte mit übergroßer Freude zu, sodass es mir vorkam, als hätte er Sekt getrunken am Telefon“, erzählte Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Feier im historischen Rathaus von ihrem Anruf im Herbst 2023 bei dem ehemaligen deutschen Finanzminister und Bundestagspräsidenten. Die Laudatio hielt der ehemalige französische Finanzminister Bruno Le Maire, der zur gleichen Zeit wie Schäuble im Amt war. „Wolfgang war mein Freund, und ich vermisse ihn“, sagte der fast 17 Jahre jüngere Weggefährte der Jahre 2009 bis 2017 in seiner sehr persönlichen Ansprache. Nach Stabilität hätten sie beide gestrebt, weil sie meinen, dass sich nur so den Bürgern und den Unternehmen Vertrauen vermitteln lasse. Dabei habe sie lediglich unterschieden, dass der Deutsche von „Schulden reduzieren, da Schulden ein Fehler sind“ sprach, der Franzose dagegen von „Ausgaben vermeiden, obwohl Ausgaben eine Notwendigkeit sind“.

Wolfgang war mein Freund, und ich vermisse ihn.
Bruno Le Maire, früherer französischer Innenminister

An Schäuble bewunderte Le Maire die Klarheit, schwierige Wahrheiten zu sehen und den Mut sie auszusprechen. So habe er 2014 bei der Annexion der Krim offen vor imperialistischen Ambitionen Russlands gewarnt. Ungebrochen sei sein Wille zum politischen Gestalten gewesen nach dem Attentat am 12. Oktober 1990, das ihn an den Rollstuhl fesselte. Auch darin sah Henriette Reker eine Parallele zur Persönlichkeit des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland. „Beide ließen sich von Tiefschlägen nicht ermutigen, sondern starteten mit unbedingtem Durchhaltewillen erst recht durch“, so die Oberbürgermeisterin. Von der „Lichtgestalt Adenauer“ habe sich Schäuble in den 1960er-Jahren allerdings emanzipiert, da ihm der „harsche und persönlich geführte Wahlkampf gegen Willy Brandt“ missfiel. Unerwähnt blieb in der Feierstunde, dass Schäuble wegen seiner Verstrickung in die CDU-Parteispendenaffäre 2000 als Partei- und Fraktionsvorsitzender zurücktrat.

Für Bruno Le Maire war Schäuble „ein offener Mensch, ein sanfter Mensch, ein Mann der Kultur und der Vernunft“. Immer habe er die Argumente anderer gehört und immer den Dialog gesucht. „Wolfgang Schäuble wird als eine der großen europäischen Persönlichkeiten unseres Jahrhunderts in Erinnerung bleiben“, schloss der Laudator.