Museum Ludwig und PhilharmonieSo reagieren Kölns Politiker auf den Sanierungsstau
Köln – Der Exklusiv-Bericht der „Kölnischen Rundschau“ über den Sanierungsstau im Museum Ludwig und der Philharmonie hat bei Politikern im Stadtrat für Entsetzen gesorgt. Dass die Sanierung des Kulturtempels von 1986 nach ersten groben Schätzungen bis zu einer Milliarde Euro kosten könnte, nannte Ralph Elster (CDU) „bedrückend“.
„Ein finanzieller Totalschaden“
Das sei „de facto ein finanzieller Totalschaden, bei dem man sich eigentlich über einen Neubau unterhalten müsste, würden wir nicht über ein solch gelungenes und prägendes Architekturensemble reden“. Die Sanierung müsse nun „sehr sorgfältig“ geplant und aufgesetzt werden.
„Dabei dürfen die Fehler, die beim Römisch-Germanischen Museum oder beim Stadtmuseum gemacht wurden, nicht wiederholt werden. Wir können eine Philharmonie oder ein Museum Ludwig nicht zehn Jahre vom Netz nehmen. Es muss doch möglich sein, eine solche Sanierung im laufenden Betrieb durchführen zu können", sagte Elster.
SPD-Fraktionschef Christian Joisten betonte, als Leuchttürme der Kulturlandschaft und Tourismusmagneten müssten Philharmonie und Museum in erstklassigem Zustand gehalten werden. „Die beschriebene Summe für eine Sanierung der beiden Gebäude verschlägt allerdings erst mal die Sprache. Wir erwarten darum von der Verwaltung eine enge Einbindung der Politik in diesen Vorgang. Denn eines ist klar: Ein Desaster wie bei der Oper darf sich nicht noch einmal wiederholen.“
FDP zeigt sich geschockt von der gigantischen Summe
„Wir waren von der Zahl geschockt. Das erschüttert einen“, sagte Ralph Sterck (FDP). „Es stellt sich die Frage, ob die Stadt die Gebäude vernachlässigt und so den Sanierungsstau selbst verschuldet hat.“ Die FDP fordert, auf den Bau der „Historischen Mitte“ am Dom zu verzichten und stattdessen das historische Zeughaus als künftige Heimat das Stadtmuseums zu sanieren.
Auch die Linke bekräftigte ihr Nein zur „Mitte“. Ratsherr Michael Weisenstein: „Die Stadt sollte erst mal begonnene Kulturbauten fertigstellen und vorhandene in Ordnung bringen, ehe sie zusätzliche Projekte beginnt.“
Die Volt-Fraktion zeigte sich von der Höhe der geschätzten Sanierungskosten überrascht. Brigitta von Bülow (Grüne) erklärte: „Damit wir gerade in dieser stark von Sanierungsprojekten geprägten Lage vorausschauend planen können, ist es richtig, dass die Gebäudewirtschaft den konkreten Bedarf bald mit einer Studie klären lässt.“ Diese solle zudem eine Bestandsaufnahme aller laufenden und geplanten Sanierungsprojekte vorlegen und darlegen, wie diese „möglichst reibungslos organisiert werden können“. Wie mehrfach berichtet, droht die unmittelbare Domumgebung in den nächsten 10 bis 15 Jahren zur Dauerbaustelle zu werden. Seit Jahren wird hier das Dom-Hotel saniert, im benachbarten Laurenz-Carré beginnen gerade die Bauarbeiten, das Römisch-Germanische Museum muss von Grund auf saniert werden, und nebenan soll die "Historische Mitte" samt Stadtmuseum neu gebaut werden.
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„Die Herausforderungen für den Kölner Kulturbetrieb hinsichtlich Bauen und Sanieren sind zweifellos groß", betonte Kulturdezernent Stefan Charles. „In einer Gesamtbetrachtung von zehn bis 15 Jahren wächst die Dimension entsprechend an. Deshalb möchte ich, was eine zukünftige Sanierung von Philharmonie und Museum Ludwig betrifft, darauf hinweisen, dass wir hier noch ganz am Anfang stehen.“ Mit der geplanten Machbarkeitsstudie, die der Rat im nächsten Jahr beschließen soll, wolle man „eine belastbare Grundlage schaffen, um in rund zwei Jahren aufgrund von Fakten über das Sanierungsvorhaben zu sprechen. Von der Seite der Kultur muss es gelingen, das inhaltliche Programm von Philharmonie und Museum Ludwig sorgfältig zu schützen und das kulturelle Angebot für die Bevölkerung in Köln und für unsere Kulturgäste nachhaltig zu sichern“, teilte Charles auf Anfrage der Rundschau mit.