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Verordnung für Straßenmusiker in KölnMit Pauken und Trompeten durchgefallen

Lesezeit 3 Minuten

Balkan-Jazz vom Feinsten: An der Ecke Hohe Straße/Am Hof dürfte die Combo gar nicht stehen – und zu laut ist sie auch.

  1. Die neue Verordnung für Musiker im Domumfeld ist nun amtlich. Und das war wohl etwas voreilig.
  2. Denn die wenigen markierten Bereiche, die die Straßenmusiker jetzt noch nutzen dürfen, sind noch gar nicht markiert, die neuen Lautstärkenmessgeräte noch gar nicht geliefert.

Köln – Amtlicher geht es nicht mehr: Was im Amtsblatt der Stadt Köln veröffentlicht wird, gilt ab dem Veröffentlichungstag. Daran ist nichts zu rütteln. Und in der neuesten Ausgabe vom 22. Juli steht der Passus „Darbietung von Straßenmusik.“ Er steckt Musikern rund um den Dom ab sofort enge Grenzen, so wie vom Rat im Juni beschlossen. Nur noch an wenigen Stellen dürfen sie in die Tasten hauen, und nur noch in moderater Lautstärke. Wie gesagt, das ist amtlich. Was in Köln noch lange nicht heißt, dass es auch umgesetzt wird.

Schluss mit teils nervigen Darbietungen

Sie haben schon so manchen Anwohner an den Rande des Wahnsinns getrieben und stehen nicht immer im Einklang mit der Würde des Doms: Nasenflöter, Balkan-Jazzer, Afro-Trommler. Einige spielen gekonnt auf, andere stehen noch ganz am Anfang ihrer Karriere. Und wenn es dicke kommt, stehen sie nur wenige Meter voneinander entfernt. Die neue Verordnung soll damit Schluss machen. Sie stammt aus der Feder des „Domkümmerers“ Wilhelm Belke, der von Oberbürgermeisterin Henriette Reker vor rund zwei Jahren berufen wurde, aufzuräumen im Schatten des Weltkulturerbes.

Seine Idee schlug mediale Wellen. Nur noch vier markierte Stellen sind als „Bühne“ erlaubt. An ihnen sollen Dezibelmesser die Lautstärke messen. Die sollte 80 Dezibel nicht markant überschreiten, wie Belke Anfang des Jahres in der Rundschau erklärte. Ansonsten rückt der Ordnungsdienst aus. Und so ist es auch festgehalten in Schrift und Skizze im aktuellen Amtsblatt.

Die Realität sieht anders aus

Ein ganz anderes Bild ergibt sich allerdings auf der Straße. Nicht einer der im Amtsblatt genannten Punkte ist markiert, damit die Straßenmusiker wissen, wo sie hingehören: nicht am Bahnhofsvorplatz, nicht am Römischen Nordtor, nicht am Museum Ludwig und auch am Roncalliplatz. Dezibelmesser? Fehlanzeige. Stattdessen freies Spiel der lustigen Musikanten. Eine Balkan-Combo steht an der Ecke Hohestraße/Am Hof. Ein Standort, der seit dem 22. Juli tabu ist. Die Musiker geben alles. Eine Messung mit einer Handy-App ergibt satte 101 Dezibel. Weitere Beispiele sind in nur wenigen Metern Abstand anzutreffen.

Eine Stadtsprecherin: „Die Orte werden ab Montag gekennzeichnet, die Messtechnik wird ab September eingesetzt. Es werden zwei Masten neu gesetzt sowie zwei vorhandene Beleuchtungsmasten genutzt. Die Technik wird nach und nach angelernt und kalibriert.“ Statt eines Bußgeldes gebe es zur Einführung einen Info-Flyer.

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Aber wäre es da nicht sinnvoller gewesen, mit der offiziellen Bekanntgabe der neuen Maßnahmen noch etwas zu warten? Wie in der Musik, so in der Verwaltung: Es ist nicht immer leicht, sich aufeinander abzustimmen. Nach Informationen der Rundschau hat die „Stabsstelle Stadtbau im Quartier“ (Domkümmerer) die Neuregelung schon abdrucken lassen, ohne dass das Ordnungsamt vorbereitet gewesen wäre. Unter Musikern heißt so etwas Kakophonie.