- Sein Markenzeichen ist die Latzhose, und natürlich seine Geige.
- Nun wird Klaus von Wrochem, besser bekannt als Klaus der Geiger, 80 Jahre alt.
- Wir sprechen mit dem bekanntesten Straßenmusiker Deutschlands.
Köln – Klaus der Geiger ist einer der bekannteste Straßenmusiker Deutschlands. Seit etwa fünf Jahren tritt Klaus von Wrochem nicht mehr regelmäßig auf, begleitet aber Demonstrationen. Pauline Faust sprach mit ihm.
Herr von Wrochem, gehen wir mal zurück in der Zeit, warum sind Sie so bekannt geworden?
Ich habe mich immer gegen die Widerstände durchgesetzt. Die Stadt wollte keine Protestmusik in der Schildergasse haben. Die Leute sollten sich nicht mit Bankenkrise, Krieg oder Klima auseinandersetzen, sondern einkaufen. Wer den Konsum stört, der wird bekämpft. Vom Ordnungsamt, von der Polizei, den Spießern und den Geschäftsleuten.
Warum?
Bei mir standen zeitweise mordsmäßig viele Menschen auf der Schildergasse, die Straßen waren verstopft. Die Polizei kam und wollte, dass ich aufhöre. Da habe ich gefragt: „Ja, warum denn? Die Leute wollen mich doch hören.“ Dann ging es los: abgeführt, eingesperrt, meistens bis Geschäftsschluss. Später gab es Rangeleien und alles. Deshalb bin ich bekannt geworden, wegen der Situation auf der Straße, wo es dann auch gefährlich wurde. Die Leute haben sich eingemischt – meine Zuhörer haben mich gerettet.
Haben Sie jemals mit jemandem von der Stadt gesprochen?
Nein, die wollten aber irgendwann mit mir sprechen. Die Polizei auch, das war gar nicht gut fürs Image. Die Polizeikapelle hatte sogar ein Lied von mir umgeschrieben und mich gebeten, zu ihnen zukommen. Daraufhin habe ich ein Gegenlied geschrieben, da war ich gerade in Stuttgart Stammheim, wo die RAF-Mitglieder inhaftiert waren. Da habe ich geschrieben, dass ich gerade vor Stammheim stehe und überhaupt nicht dran denke, verarscht euch doch selbst. Seitdem haben die mich in Ruhe gelassen und ich habe auf der Straße gespielt. Das war dann auch etwas schwerer für mich. Viele Leute waren stehen geblieben wegen der Bambule, und die gab es nicht mehr. Dann war es langweilig.
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Ab den 70ern sind Sie viel in den Medien gewesen. Wie war das?
Nach einiger Zeit, als das Volk auf meiner Seite war, da waren dann auch die Medien für mich. Ich weiß noch, ein Fotograf, der hat mir gesagt: „Klaus, wenn was los ist, dann rufst du direkt an.“ Das habe ich dann auch gemacht, wenn Bambule angesagt war. Und dann kamen Bilder von mir in der Zeitung. Da war ich schon stolz drauf, das war ja auch mein Job.
Haben Sie Ihr ganzes Leben als Straßenmusiker verbracht?
Nein, du kannst hierzulande nicht als Straßenmusiker allein existieren. Am Anfang habe ich alles Mögliche ausprobiert: Kellnern, Bau und Bäcker. Das war eine tolle Geschichte für mich, wenn der Ofen aufgeht und dann hundert frische Brote rauskommen... Ich habe gearbeitet, um das kennenzulernen. Ich habe dann auch Arbeiterlieder geschrieben und gesungen. Das hat die Leute begeistert, weil ich mit dem Blaumann auf die Straße gegangen bin und zeigte, dass ich ein echter Arbeiter bin.
Die Latzhose ist dann Ihr Markenzeichen geworden.
Die Hose habe ich das erste Mal auf dem Bau getragen und seitdem trage ich keine anderen Hosen mehr. Wegen der Bequemlichkeit.
Gibt es besondere Erfolge in Ihrer Karriere?
Wenn ich auf der Straße gespielt habe, ist das Volk stundenlang an mir vorbeigelaufen. Da bin ich dann sehr frustriert und traurig gewesen. Ich habe dann oft gedacht, dass das alles keinen Sinn hat. Aber es gab auch besondere Momente, wenn die Leute dann stehen blieben. Ohren aufmachen, Herz aufmachen und Kopf aufmachen. Wenn das passiert, dann gibt es eine wunderbare Atmosphäre auf der Straße. Ich liebe das – da bin ich süchtig nach.