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Erste VisualisierungenMedia-Markt-Gebäude auf Kölns Hohe Straße soll komplett umgestaltet werden

Lesezeit 5 Minuten
Das größte Gebäude an der Hohe Straße soll völlig neu genutzt werden.

Das größte Gebäude an der Hohe Straße soll völlig neu genutzt werden.

Die Umgestaltung der Kölner Hohe Straße sieht ein neues Nutzungskonzept mit Einzelhandel, Büros und Wohnflächen vor. Der Plan sieht eine Fertigstellung bis 2028 vor.

Die Hohe Straße ist eine der ältesten Kölner Straßen überhaupt, war Teil der Wegeverbindung Köln-Aachen seit der Römerzeit und folgt in weiten Teilen immer noch ihrem mittelalterlichen Verlauf. Eine Schönheit ist sie allerdings nicht, nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut mit dem, was eben da war und von der Struktur her kleinteilig, eng und kaum repräsentativ. Lange Zeit städtebaulich vernachlässigt, weil sie ja funktionierte: Die Hohe Straße ist nach wie vor eine der meist frequentierten Einkaufsstraßen europaweit. Im Jahr 2022 kam Bewegung in den politischen Willensbildungsprozess, als der innerstädtische Leitbildprozess vorgestellt wurde. Nun folgt neben vielen anderen Um- und Neugestaltungen in den nächsten Jahren (s. Infokasten) ein echtes Leuchtturmprojekt: Das größte Grundstück an der Hohe Straße, heute vom Media Markt genutzt, wird vollkommen umgekrempelt. Die Rundschau hatte bereits im Oktober darüber berichtet, nun gibt es erste Visualisierungen und einen konkreten Zeit- und Nutzungsplan.

Ladenlokale und Appartements: Eigentümer will umbauen

Die Eigentümerin, die Aachener Grundvermögen – ihr gehören einige Objekte in der City nutzt weitgehend die alte Substanz, wird dem Ensemble allerdings ein völlig anderes Gesicht geben. „Das neue Nutzungskonzept vereint hochwertigen Einzelhandel und eine für Nahversorgung vorgesehene große Fläche mit flexiblen Büroflächen, einem Boardinghouse sowie Wohnen in den Obergeschossen. So entsteht ein multifunktionaler Komplex, der Nachhaltigkeit, Klimaschutz und urbanes Leben verbindet“, erklärt Projektleiter Volker Mayntz von der Aachener Grundvermögen. Für die Umgestaltung setzt man auf das Büro Kadawittfeldarchitektur, das das annähernd 2000 Quadratmeter große Grundstück in ein zeitgemäßes und dem Domumfeld angemessenes Entree zur City verwandeln soll. Das Büro hat unter anderem die Adidas-Laces in Herzogenaurach und das Beethoven-Festspielhaus in Bonn gestaltet.

Im Erdgeschoss entstehen auf rund 3000 Quadratmetern vier Ladenlokale mit flexiblen Grundrissen, darunter ein Geschäft mit direkter Anbindung an das Untergeschoss für großflächige Handelsnutzungen. Etwa 1000 Quadratmeter sind für flexible Büroflächen im ersten Obergeschoss vorgesehen, darüber „Serviced Apartments“ — kleine, möblierte Apartments, die für verschiedene Zeiträume buchbar und mit alltäglichen Utensilien komplett ausgestattet sind. In den neu und mittels Holzkonstruktion erstellten Dachgeschossen entstehen sieben Maisonettewohnungen mit insgesamt 800 Quadratmeter Wohnfläche, Terrassen und Dom-Blick. Die zweischichtige Fassade wird aus Metallpaneelen gefertigt, ergänzt durch eine vertikale Begrünung. Dazu kommen eine Photovoltaik-Anlage und Wärmepumpen für die Energieversorgung.

„Das Gebäude ist ein wichtiger Impulsgeber und Meilenstein für den Wandel der Hohe Straße, der im Leitbild der Stadt verankert ist und als strategische Grundlage für eine Stärkung der Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der beiden zentralen Einkaufsstraßen dient“, erklärt der Geschäftsführer der Aachener Grundvermögen, Frank Wenzel.

Fertigstellung wohl bis 2028

Nach dem „Kick-off“ soll es schnell gehen. Der Projektstart ist Anfang 2027 vorgesehen, und bereits im dritten Quartal 2028 will man die Arbeiten beendet haben, der Bauantrag wurde Anfang dieser Woche bei der Stadt eingereicht. Das Dom-Carre sollte bis zum anvisierten Bauende längst in Betrieb sein, die Eröffnung des Dom Hotels steht für dieses Jahr an. Und auch das Laurenz-Carre wird nach aktuellen Planungen zumindest im Bau sein, die Via Culturalis sich ihrer Vollendung nähern. Es tut sich also viel rund um den Dom in naher Zukunft.

Ob sich die Media Markt/Saturn-Gruppe neben dem Flaggschiff an der Ecke zur Gürzenichstraße auch weiter einen zweiten großen Innenstadt-Standort leistet, ist noch nicht bekannt. Bislang war es allerdings eher Geschäftspolitik des Unternehmens, Saturn in den Städten und Media Markt abgesehen von den kleineren Filialen wie an der Ehrenstraße in der Fläche anzusiedeln. Dort hat der Media Markt im November letzten Jahres im ehemaligen Gravis-Standort einen „Media Markt Smart“ eröffnet.


Hohe Straße und Schildergasse

Die Hausnummer 152-154 an der Hohe Straße wird im Erdgeschoss als Ladenlokal und Pop-up-Store genutzt, die Obergeschosse sind kaum zu vermieten. Direkt nebenan, an der Nummer 150, laufen Überlegungen, das leerstehende Ladenlokal in zwei Einheiten zu splitten.

Die Hohe Straße 134-136 wird komplett niedergelegt, dort entsteht ein Neubau in Holzhybrid-Bauweise. Die Nummer 126, das Gebäude mit der Metallfassade und dem kinetischen Kunstwerk „Licht und Bewegung“, ist mit den oberen Etagen ohne Fenster in seiner jetzigen Form kaum noch nutzbar. Allerdings steht einer Umnutzung hier noch das Urheberrecht des Künstlers Otto Piene im Weg.

Das ehemalige Mantelhaus an der Ecke Hohe Straße 93-99 / Brückenstraße wird kernsaniert, auch für die Hausnummer 67 gegenüber der künftigen Stadtbibliothek laufen konkrete Überlegungen. Die Hohe Straße 60-66 (ehemals Wempe) soll analog des benachbarten Uniqlo/Dyson-Ensembles gestaltet werden. Das jetzige Media-Markt-Gebäude (Foto rechts) wird komplett umgebaut.

In der Schildergasse 24-30 ist zurzeit ein vorübergehendes Outlet eingerichtet. Der Gebäudekomplex neben dem Kaufhof (Schildergasse 31-37, ehemals Esprit/Karstadt Sports) wird gerade umgebaut, unter anderem wird dort der Drogeriemarkt Müller einziehen.

Die Boulderhalle in der Hausnummer 70 gegenüber der Antoniterkirche ist fertiggestellt, P&C (Schildergasse 60-68) bekommt einen Anbau an der rückwärtigen Seite zur Cäcilienstraße hin (ehemals Lederwaren Voegels). Auch die Nummer 72 wird sich verändern. In den Obergeschossen sind Büros und ein Ärztehaus untergebracht.

Schon länger im Gespräch ist die Neunutzung des Karstadt-Komplexes an der Breite Straße 130-135. Hier gab es seitens eines Investors bereits erste Entwürfe (die Rundschau berichtete mehrfach). Eine Entscheidung über die endgültige Nutzung oder konkrete Umbaupläne steht aber noch aus. (two)