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SanierungsdesasterWerden die Bühnen Köln überhaupt je fertig?

Lesezeit 4 Minuten
Buehnen und der Dom

Das Leben ist eine Baustelle – bei den Kölner Bühnen am Offenbachplatz seit mittlerweile zwölf Jahren.

Nach der nächsten Hiobsbotschaft klären wir Fragen: Wie es zu dem Sanierungsdesaster kam und wie die Baustelle am Offenbachplatz abgeschlossen werden soll.

Im Hollywood-Film „Täglich grüßt das Murmeltier“ durchlebt Bill Murray als zynischer Wetteransager Phil Connors immer wieder denselben Tag, wird immer wieder mit denselben Nachrichten und Problemen konfrontiert. Das Gefühl, in einer Zeitschleife gefangen zu sein, könnte sich auch bei jenen einstellen, die schon länger die Geschichte der Sanierung der Bühnen am Offenbachplatz verfolgen. Am Donnerstag war es wieder mal so weit. Zum x-ten Mal mussten die Bühnensanierer einräumen, dass der Bau länger dauert und teurer wird. Diesmal sind es eineinhalb Jahre mehr und 90 Millionen Euro zusätzlich – wahrlich kein Pappenstiel. Wieder mal hieß es, dass man die Dinge jetzt anders organisiere, damit die Baustelle besser läuft. Doch wie glaubwürdig ist das? Fragen und Antworten.

Wie kam es überhaupt zu dem Desaster?

2012 wurde, salopp gesagt, einfach drauflos gebaut. Die Planungen waren mehr als mangelhaft, was sich etwa daran zeigte, dass in einigen Schächten mehr Leitungen verlegt werden sollten als physisch überhaupt hineinpassten. 2015 fuhr das Projekt komplett vor die Wand, musste völlig neu aufgesetzt werden. Oberbürgermeisterin Henriette Reker holte dafür Ex-Baudezernent Bernd Streitberger aus dem Ruhestand. Der sagte über die Tücken der Baustelle, es sei in etwa so, wie die Technik einer heutigen Mercedes S-Klasse in einen VW Käfer Baujahr 1960 einbauen zu wollen.

Wie ging es dann weiter?

Streitberger und sein Team ließen neue Pläne erstellen, prüfen und überarbeiten, das dauerte Jahre. Bis April 2021 wurde auf der Baustelle kaum gearbeitet, dann begann der Einbau der neuen Haustechnik (Elektrik, Belüftung, Klima, Sanitär und Sprinkler). Doch der Terminplan geriet erneut aus den Fugen, die geplante Schlüsselübergabe am 22. März 2024 scheiterte, auch der 28. Juni 2024 war nicht zu halten. Weil Streitberger aus gesundheitlichen Gründen Ende Juni ausschied, übernahm Baudezernent Markus Greitemann am 1. Juli, dem die Stadt Jürgen Marc Volm als externen Projektleiter zur Seite gestellt hat.

Kann die Baustelle überhaupt fertiggestellt werden?

Diese Frage stellen sich viele, zum Beispiel sagt Stefanie Ruffen, Architektin und FDP-Ratsmitglied: „Vielleicht wird am Ende die Erkenntnis stehen, dass auch die aktuelle Planung nicht umzusetzen ist und eine Fertigstellung nur noch mit Kompromissen in der Ausführung zu erreichen ist.“ Am Donnerstag ließen Greitemann und Volm keinen Zweifel daran, dass man die Bühnensanierung abschließen werde, Greitemann sagte: „Wir beide sind überzeugt davon und wissen es, dass die Baustelle fertiggestellt wird, und wir wollen sie fertigstellen. Wir sind verantwortlich dafür. Sie wird fertig.“ Volm sagte: „Wir haben jetzt aufgrund der Analyse Klarheit, welche Aufgaben wir wirklich vor uns haben, was wir abarbeiten müssen. Es ist noch einiges zu tun. Nichtsdestotrotz glauben wir, dass wir gemeinsam mit dem Team diese Herausforderung bewältigen werden.“

Weshalb sollte man diesmal glauben, dass es klappt?

Diese Frage habe sie sich in den letzten Tagen auch gestellt, sagte Reker bei der Pressekonferenz. Es sei gut, dass nach der intensiven Überprüfung durch das neue Team „nach wie vor feststeht, dass die Bühnen fertiggebaut werden können“.

Dieselbe Botschaft hatte ja auch Streitberger verkündet, doch in puncto Zeitplan hatte er Reker enttäuscht. Sie habe sich gefragt, so die OB, warum sie es dem neuen Projektleiter Jürgen Marc Volm glauben könne, dass er es schaffen werde, die Baustelle abzuschließen. „Und die Antwort ist: Sie beweisen eine analytische, methodische und transparente Vorgehensweise und Sie informieren mich schonungslos.“

Wo liegen aktuell die Probleme?

Wie berichtet, hinkt der Baufortschritt den Planungen weit hinterher. Das liegt etwa daran, dass Baufirmen nicht genug Handwerker auf die Baustelle schicken, teils mangelhafte Leistungen abliefern oder nicht weiterarbeiten können, weil sie darauf warten, dass eine andere Firma fertig wird. Hinzu kommen Insolvenzen, teils fehlt Baumaterial, teils werden fertige Bereiche beschädigt, so dass nachgearbeitet werden muss. Kernproblem bleibt, dass die Bühnen alle Gewerke selbst ausschreiben. Im Nachhinein wäre es wohl besser gewesen, einen Totalunternehmer zu beauftragen, der alle Planungs- und Bauleistungen aus einer Hand anbietet.

Die gleichen Probleme gab es 2015 – was folgt nun daraus?

Damals versuchte man, den Eröffnungstermin zu retten, indem man mehr Arbeiter auf die Baustelle schickte. Doch das vergrößerte das Chaos nur – was auch an den mehr als mangelhaften Plänen lag. Die sollen jetzt in Ordnung sein. „Die Pläne sind gut“, betonte Greitemann. „Wir sehen hier Herausforderungen bei der Koordination der extrem arbeitsteiligen Bauabläufe, aber keine grundsätzlichen technischen Fragen mehr.“

Wie wird die Baustelle künftig geführt?

Man habe sich von Firmen getrennt, die nicht die gewünschte Leistung gebracht haben, so Greitemann. „Ein Beispiel ist da der Trockenbau. Da haben wir auch eine sehr schnelle und sehr harte Entscheidung gefällt, die uns jetzt in die Lage versetzt, Beschleunigung auf die Baustelle zu bekommen.“ Volm sagte, man sei dabei, mit den ausführenden Firmen die Personaleinsatzplanung zu klären. Statt 170 sollen bald 300 bis 350 Arbeiter auf der Baustelle sein. Verantwortung für die korrekte Umsetzung tragen nun elf Teilbereichsleiter. Jeden Morgen gebe es Besprechungen mit den Firmen über die abzuarbeitenden Punkte. Die würden täglich kontrolliert, so Volm.