Die neue Ausstellung im Modehaus Sauer sei nur ein Provisorium und keine dauerhafte Lösung, kritisieren der Förderverein Geschichte in Köln und vier andere Organisationen.
Modehaus nur ein „Provisorium“Vereine fordern dauerhafte Lösung für Kölns Stadtmuseum
Nach fast siebenjähriger Schließung wegen eines Wasserschadens wird am 23. März die neue Dauerausstellung des Kölnischen Stadtmuseums im früheren Modehaus Franz Sauer an der Minoritenstraße 11 eröffnet. Zwei Wochen vorher haben sich am Freitag fünf historische Vereine zu Wort gemeldet. Sie fordern von Stadtverwaltung und Politik Klarheit über die Zukunft des Stadtmuseums. Seit über 20 Jahren werde über diese Frage diskutiert. „Die Beendigung der Planungen rund um einen Museumsneubau im Bauensemble der Historischen Mitte ist ein trauriger Höhepunkt“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme des Fördervereins Geschichte in Köln, des Centrums Schwule Geschichte, der Forschungsstelle Geschichte Kölns, des Frauengeschichtsvereins und der Freunde des Kölnischen Stadtmuseums.
Vergleich mit Paris und London nicht scheuen
Darin betonen die fünf Organisationen, Köln benötige „als viertgrößte Stadt Deutschlands mit ihrer Jahrtausende umspannenden Geschichte ein Stadtmuseum, das den nationalen und internationalen Vergleich mit den großen Stadtmuseen in Städten wie Barcelona, Berlin, Paris oder London nicht scheuen muss“. Die Bedeutung, die das Museum und seine Sammlungen für Köln und überregional haben, stehe „in krassem Widerspruch zu der Situation, in der sich das Museum seit Jahren befindet“. Sie fordern, „noch in diesem Jahr eine Lösung zu finden und diese mit aller Konsequenz zu verfolgen“.
Im Zeughaus hatte das Museum rund 2500 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Das deutlich kleinere Modehaus Sauer (750 Quadratmeter) war als Interim bis zur Fertigstellung der „Mitte“ gedacht. Doch die wird es nun nicht geben. Oberbürgermeisterin Henriette Reker brachte daraufhin im Rundschau-Gespräch eine Rückkehr des Stadtmuseums ins Zeughaus ins Spiel. Das historische Gebäude von 1606 ist marode, die Kosten für die Sanierung hatte die Stadt vor Jahren auf 91 Millionen Euro geschätzt.
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In ihrer Stellungnahme fordern die fünf Geschichtsvereine jetzt „ein klares Bekenntnis von Politik und Verwaltung zum Kölnischen Stadtmuseum, zur Kölner Stadtgeschichte und zum kulturellen Erbe der Stadt Köln“. Konkret wollen sie „eine nachhaltige und verlässliche Lösung der Gebäudesituation für das Kölnische Stadtmuseum, die den zukünftigen Aufgaben des Museums und seiner Rolle im Verbund der historischen Museen Kölns gerecht wird. Diese Lösung muss der Bedeutung der Stadt und ihrer Geschichte entsprechen und kann und darf daher nicht der Verbleib im derzeitigen Provisorium sein!“
Situation der Museen „eine mittlere Katastrophe“
Joachim Oepen vom Förderverein Geschichte in Köln gab den Anstoß für die gemeinsame Erklärung, die an die Oberbürgermeisterin, den Kulturdezernenten und die Politik ging. Die Situation der historischen Museen in Köln habe sich in den vergangenen Jahren zu „einer mittleren Katastrophe“ entwickelt, sagte Oepen der Rundschau. Stadtmuseum und Römisch-Germanisches Museum seien geschlossen und könnten nur kleinere Ausstellungen zeigen, das Praetorium sei geschlossen, der Bau des jüdischen Museum MiQua ziehe sich immer weiter in die Länge.
Auf die Frage, wo das Stadtmuseum dauerhaft eine Heimat finden könne - ob im Zeughaus, in einer abgespeckten Version der Historischen Mitte oder an einem völlig anderen Ort - erklärte Oepen: „Wir haben in der gemeinsamen Stellungnahme bewusst keinen konkreten Ort vorgegeben. Das muss offen diskutiert werden. Uns ist wichtig, dass überhaupt eine Entscheidung getroffen wird, und zwar möglichst schnell.“