Rund zweieinhalb Jahre haben die Umbauarbeiten im einstigen Kaufhaus gedauert, jetzt geht es in den Endspurt.
Neu konzipierte DauerausstellungEnde März soll das Stadtmuseum die ersten Besucher anlocken
Noch wuseln zahlreiche Arbeiter durch das ehemalige Modehaus Franz Sauer an der Minoritenstraße 11. Sie montieren Vitrinen, platzieren Objekte, bringen Verkleidungen an. In 16 Tagen, am 23. März, sollen hier die ersten Besucher die vollkommen neu konzipierte Dauerausstellung des Kölnischen Stadtmuseums erleben können. Ein Blick in den Ausstellungsraum im Untergeschoss verrät: Bis dahin ist noch eine ganze Menge zu tun. Rund zweieinhalb Jahre haben die Umbauarbeiten im einstigen Kaufhaus gedauert, jetzt geht es in den Endspurt.
Am Mittwoch wurde das letzte Großobjekt angeliefert – ein rund 500 Jahre altes hölzernes Pferd. Seit die alte Dauerausstellung im Zeughaus 2017 nach einem Wasserschaden geschlossen werden musste, war die lebensgroße Tierfigur in einem Depot eingelagert. Nun, fast sieben Jahre später, brachten Mitarbeiter der Kunstspedition Hasenkamp das mehr als 200 Kilo schwere und 1,97 Meter hohe Objekt aus Lindenholz in das neue Domizil des Stadtmuseums neben der Minoritenkirche – unter den wachsamen Blicken von Museumsdirektor Matthias Hamann und Chefrestauratorin Andrea Habel-Schablitzky.
Es handele sich um ein so genanntes Rüstpferd aus der Zeit, als Pferde für Schlachten gepanzert wurden, indem man spezielle Harnische für sie anfertigte, erläuterte Hamann. Das Kölner Exemplar sei „eines der bedeutendsten und ältesten erhaltenen Objekte seiner Art in Europa“ und habe in der alten Ausstellung zu den Lieblingsstücken des Publikums gezählt. Das Lindenholz, aus dem die Figur besteht, wurde laut Hamann zwischen 1440 und 1528 geschlagen. Um 1500 habe das Pferd im „Hackeney'schen Hof“ am Neumarkt gestanden, der Kölner Residenz von Maximilian I. (1459-1519). „Es war ein Geschenk des Kaisers an seinen Rechenmeister Nicasius Hackeney.“
Aufgestellt im repräsentativen Entree des Palastes, trug die Holzfigur einen prunkvollen Rossharnisch, wie er bei großen Ritterturnieren verwendet wurde, die damals auch auf dem Neumarkt häufiger veranstaltet wurden.
Dieser Harnisch befindet sich ebenfalls im Besitz des Stadtmuseums, doch im neuen Museum wird das Pferd ohne den Harnisch präsentiert. Es steht künftig in einem Ausstellungsbereich zum Thema Mobilität neben dem ältesten erhaltenen Automobil, das jemals in Köln gebaut wurde: dem Motorwagen Vis-à-Vis Typ A mit der Nummer 225, 1902 in Sülz gefertigt. Das feuerrot lackierte Gefährt mit Speichenrädern, Blattfedern und Ein-Zylinder-Viertakt-Motor mit sechs PS ist am Freitag frisch restauriert im Modehaus Sauer angekommen. 2011 hatte das Stadtmuseum das Auto für 70.000 Euro erworben. Es hatte sich jahrzehntelang im Besitz des schwäbischen Schraubenherstellers Frauz in Rottenburg befunden, die Familie nutzte den Wagen sogar bei Karnevalsumzügen.
Im Herbst 2021 begann die aufwendige Restaurierung des Vis-à-Vis, der übrigens so heißt, weil sich die Passagiere gegenüber saßen. Der Restaurator Philip Mandrys zerlegte den Wagen in Karlsruhe in seine Einzelteile und versetzte ihn soweit wie möglich in seinen Originalzustand. Dazu gehörte auch, passende Reifenprofile herzustellen. Der Förderverein des Museums unterstützte die Restaurierung des Automobils mit Spenden. Nun wachse im Team die Vorfreude auf die Wiedereröffnung des Museums, so Hamann. „Bedeutende Schätze unserer Sammlung sind jetzt endlich wieder öffentlich zugänglich; gleichzeitig präsentieren wir auch einzigartige, bislang unbekannte Objekte. Und das an einem zentralen modernen Standort und mit einem ungewöhnlichen Konzept. Das können wir versprechen: So haben Sie Köln noch nie gesehen.“
Neues Konzept
Das Modehaus Sauer sollte ursprünglich bis zur Fertigstellung der Historischen Mitte als Interim fürs Stadtmuseum dienen. Im Januar wurde das Projekt der „Mitte“ aus Kostengründen abgesagt, nun diskutiert man wieder über eine Rückkehr ins alte Zeughaus. Im Haus Sauer zeigt das Stadtmuseum ab 23. März auf mehreren Etagen eine völlig neu gestaltete Dauerausstellung. Sie betrachtet die Stadtgeschichte unter emotionalen Fragestellungen wie „Woran glauben wir“?, „Was lieben wir?“ und „Worauf hoffen wir?“. Dabei werden Objekte aus verschiedenen Epochen auf ungewöhnliche Weise kombiniert.