Neues Kölner StadtarchivBau ist demnächst fertig – Einzugstermin offen
Köln – Es ist häufig die Rede von einer Wunde, die der Einsturz des Historischen Archivs am 3. März 2009 in dieser Stadt hinterlassen hat. Es ist ja ein Einsturz gewesen, der zwei Menschen das Leben kostete. Kann ein neu gebautes Archiv eine solche Wunde schließen? Oder kann es vielmehr eher nur dokumentieren, dass es weitergehen musste nach dieser Katastrophe vor gut elf Jahren? Schon bei der Grundsteinlegung vor drei Jahren hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) gesagt: „Es ist ein Fortschritt für die Stadt trotz der traurigen Vorgeschichte.“
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Aus dem Fortschritt ist mittlerweile ein „wie vorgesehen weitgehend fertiggestelltes“ Haus geworden, hat die Stadt jetzt mitgeteilt. Das ist eher nur die halbe Wahrheit, weil das neue Archiv ja eigentlich schon früher fertig sein sollte, im Monatsbericht März 2017 beispielsweise war die Rede von März 2020. Das hat nicht geklappt, genauso wenig wie die Preiskalkulation eingehalten wurde: Statt der 75,9 Millionen Euro sind es aktuell 90 Millionen Euro, ein Plus von 18,6 Prozent.
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Nach Angaben der Stadt handelt es sich um das modernste kommunale Archiv Europas. Im Lesesaal ist Platz für 45 Besucher.
Bis Frühjahr 2021 soll nun die Technik in Betrieb gehen, sie ist in dem Archiv komplex und wichtig, weil zwischen der Lagerung bei minus 18 Grad Celsius und der Raumtemperatur im Lesesaal gut 40 Grad Unterschied herrschen. Eine knifflige Aufgabe, es geht schließlich um teils jahrhundertalte Dokumente, die sehr empfindlich sind.
Lage an der Luxemburger Straße
Im Schatzhaus in der Mitte sind die Archivflächen, dieser Teil des Gebäudes überragt auch den umgebenden dreigeschossigen Teil. Das ist von außen auch für Passanten gut zu sehen. Insgesamt ist das neue Archiv 128 Meter lang und 45 Meter breit, es liegt nahe des Justizzentrums an der Luxemburger Straße.
Wann die 150 Mitarbeiter des Historischen Archivs und des Rheinischen Bildarchivs in das Haus einziehen können, ist laut Stadt noch unklar. Das Bildarchiv ist der neue Partner als Nutzer. In der Vergangenheit war mal die Rede davon, dass nach dem Bauende der Einzug bis zu einem Jahr dauern könnten. Das könnte also 2022 sein.
Das Archiv der Stadt Köln
2009 stürzte das alte Archiv am Waidmarkt am 3. März ein – und zwar bei den Arbeiten zur Nord-Süd-Fahrt. Zwei junge Männer starben bei dem Unglück.
27 laufende Kilometer Akten, etwa 62.000 Urkunden, rund 329.000 Karten, Pläne und Plakate, etwa 500.000 Fotos sowie 2500 Tonträger und Videos befanden sich in dem Gebäude. 95 Prozent davon bargen Helfer in den Jahren danach, interimsweise kam die Verwaltung des Archivs am Heumarkt unter, zuletzt am Rudolfplatz.
2011 setzen sich die Architekten von Waechter und Waechter unter 40 Entwürfen durch, der neue Standort ist am Eifelwall/Luxemburger Straße. Zusätzlich zum Historischen Archiv beheimatet das neue Haus noch das Rheinische Bildarchiv. Bislang hat dieses seinen Standort in der Innenstadt, es handelt sich um ein öffentliches kunsthistorisches Bildarchiv.
2016 begannen die Bauarbeiten am Eifelwall. 90 Millionen Euro soll der Bau laut Stadt kosten, vorbehaltlich der Schlussrechnung. Diese Summe hatte die Rundschau schon Ende August dieses Jahres genannt. Anfangs ging die Stadt von 75,9 Millionen Euro aus. Plus einem Risikobudget waren es 83,5 Millionen Euro.
22.584 Quadratmeter Platz hat das neue Archiv, darin befinden sich rund 50 Regalkilometer und 460 Planschränke für das Archivgut. Das Rheinische Bildarchiv verfügt über weitere rund 2,2 Regalkilometer Lagerfläche. Im Neubau kommen 150 Mitarbeiter unter, zudem bietet der Lesesaal 45 Besuchern Platz.
600 Millionen Euro zahlen die am Bau der Nord-Süd-U-Bahn beteiligten Baufirmen wegen des Archiveinsturzes an die Stadt Köln. Darauf hatte man sich im Juni in einem Vergleich geeinigt.
450,3 Millionen Euro fließen in eine Rückstellung für die Restaurierung und Wiedernutzbarmachung der Archivgüter. (mhe)
Diese Woche schauten sich die Archiv-Mitarbeiter die Räume an und sprachen sich mit der städtischen Gebäudewirtschaft ab. Es fehlen noch die Bauabnahmen und einige Abstimmungen bei den klimatischen und technischen Arbeiten.Der Haupteingang liegt an der Kreuzung Luxemburger Straße und Eifelwall, ein kleiner Platz ist davor entstanden.
Es liegt direkt neben einer freien Fläche, die später mal den Ausgangspunkt der „Parkstadt Süd“ bildet, dem größten Kölner Stadtentwicklungsprojekt. Von der Luxemburger Straße bis zum Rheinufer soll ein Grünzug samt Wohn- und Arbeitsquartieren wachsen.