AboAbonnieren

Kölner Serie „Häuser mit Historie“Wie sich das Maternushaus an Verkehrsströme anpasst

Lesezeit 3 Minuten

Frei von historischen Reminiszenzen: der Eingang zum Maternushaus mit ruhigen Arbeitsräumen.

  1. In unserer Serie „Häuser mit Historie“ stellt Anselm Weyer prägnante Gebäude vor und berichtet über Geschichte und Nutzungen.
  2. Dieses Mal geht es um das Tagungszentrum des Erzbistums, dessen Architektur sich auch an den Verkehrsströmen orientiert.

Nach dem ersten historisch Bischof Kölns, der für das Jahr 313 belegt ist, wurde das Maternushaus benannt, das Tagungszentrum des Erzbistums Köln. Entworfen wurde es als zeitloses oder zumindest überzeitliches Gebäude von den Architekten Hans Schilling und Peter Kulka.

Es sollte, so erläuterte Schillung anlässlich der Eröffnung am 6. April 1983, „frei sein von historischen Reminiszenzen und sich aus zeitlosen Quellen speisen, angesichts einer meist auf Zwecke reduzierten Architektur und angesichts entsetzlicher Neuauflagen des Historismus der Gründerzeit, und diese Formensprache sollte unter Verwendung von Materialien entstehen, die seit Jahrtausenden bekannt sind und die wir außen und innen verwendet haben: Backstein für die Wände, Marmelstein für die Böden und Holz für die Decken.“

Bei der Wahl dieser Materialien sei es, so Schilling, zudem ausschlaggebend gewesen, dass sie „auf respektable Weise altern würden“. Wie aber fast immer, wenn etwas in einer Stadt gebaut wird, stand auch im Falle des Maternushauses schon ein anderes Gebäude da, in diesem Fall das St.-Vincenz-Krankenhaus, das hier seit 1864 stand und von den Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vincenz von Paul betrieben wurde. Dieses sollte nun, so forderte der unter Kardinal Höffner und seinem Generalvikar Norbert Feldhoff ausgeschriebene Architekturwettbewerb, zumindest teilweise erhalten und in den Neubau integriert werden. Die nordöstliche Ecke des Maternushauses markiert deshalb das siebengeschossige ehemalige Schwesternwohnheim, das nunmehr als Gästehaus mit 63 Zimmern dient.

Verspielte Figuren: Über den schlichten Dächern findet sich ein goldener Mönch, der den Genüssen des Lebens frönt.

Aber nicht nur die Altbebauung, auch die Lage des Maternushauses, „auf der einen Seite der unablässige, laute Verkehrslärm der Nord-Süd-Fahrt und auf der anderen Seite die eher ruhige und heitere Kardinal-Frings-Straße, hat die architektonische Gestalt des Hauses geprägt“, erklärte anlässlich der Einweihung Schilling weiter. „Zur Kardinal-Frings-Straße hin liegen die Fensterfronten der lärmempfindlichen Arbeitsräume. In drei Geschossen gestaffelt, mit vorgelagerten, begrünten Terrassen, öffnen sich diese, vergleichbar der Höhlung einer Hand, zu dem alten Park des Erzbischöflichen Hauses. Zur Nord-Süd-Fahrt hin sind die weniger empfindlichen Funktionsbereiche angeordnet: Büchermagazine, Gastronomie und der fensterlose, mit Oberlicht versehene Maternussaal.“

Der Gebäudekomplex bildet etliche Innenhöfe und Plätze aus, etwa den sogenannten Paradiesgarten, den Ursulagarten sowie einen japanischen Garten an der Marienkapelle, den Jom Suzuki gestaltete. Er ist Verweis darauf, dass Tokio Kölns Partnerdiözese ist.

Das könnte Sie auch interessieren:

Beim Hinausgehen öffnet sich das Haus idyllisch in den Park des gegenüberliegenden Erzbischöflichen Hauses. Südlich vom Turm des ehemaligen Krankenhauses ist der 500 Personen fassende Maternussaal auf achteckigem Grundriss, dessen Fassade zur Vermeidung von Verkehrslärm im Inneren kaum von Fenstern durchbrochen wird. Die von Paul Nagel entworfene Wetterfahne auf dem Maternussaal stellt nicht wie üblich einen Hahn, sondern einen Ochsen auf einer großen Kugel dar und ist Verweis auf das Wirken von Thomas von Aquin in Köln. Weil dieser als Student schweigsam war, wurde er von seinen Mitstudenten als „Stummer Ochse“ verlacht, woraufhin sein Lehrer Albertus Magnus erwiderte: „Das Brüllen dieses Ochsen wird in ganz Europa zu hören sein.“

Maternushaus,

Kardinal-Frings-Straße 1-3,Hans Schilling und Peter Kulka1983