„111-Orte“-ReiheFünf Geheimnisse, die Sie über den Kölner Dom noch nicht kannten
Lesezeit 3 Minuten
Köln – Dreikönigenschrein, Lochner-Altar oder Richter-Fenster gehören zu den bekanntesten Kunstwerken im Weltkulturerbe Kölner Dom. Viele Besucher aus aller Welt und Einheimische hören aber wahrscheinlich zum ersten Mal von den Entdeckungen, die Petra Sophia Zimmermann und Klaus Hardering für den neuen Band der Emons-Reiseführer-Reihe „111 Orte“ zusammengestellt haben. Vom Selbstporträt des ersten Dom-Architekten Meister Gerhard über den lebendig eingemauerten Gero, Papst Franziskus als Wasserspeier und eine mittelalterliche Toilette bis zu 11.000 Sternen auf dem „Walk of Fame“ der Spender lenken beiden den Blick auf eher unbekannte Facetten des Wahrzeichens der Metropole am Rhein. Wir stellen fünf Beispiele vor.
Der Saturn im Jesus-Fenster
Auf Spenden für die Glasmalereien sind die Domherren seit dem Mittelalter angewiesen.
Wer großzügig gab, durfte sich in der Kathedrale mit Wappen verewigen. Logo heißt das heute, und ein solches prangt seit 2004 im Jesus-Fenster. Der leuchtend orange Saturn in drei der 30 Medaillons, die das Leben Jesu illustrieren, ist das Zeichen von Anni und Friedrich Wilhelm Waffenschmidt. Die Gründer der Elektronikmarktkette stifteten das Fenster nach mittelalterlichem Vorbild.
In einer gotischen Kathedrale erwarten Besucher sicher nicht unbedingt barocke Pracht.
Das Grabmal des Philipp Bertram Degenhard Freiherr von Hochkirchen ist sogar ein künstlerisch herausragendes Zeugnis dieser Stilepoche. Der Generalmajor hatte das Werk bereits zu Lebzeiten bei einem italienischen Bildhauer in Auftrag gegeben, erlebte die Aufstellung im Jahr 1704 jedoch nicht mehr. 1802 kam das Grabmal in den Dom, aufgestellt wurde nur die aus einem weißen Marmorblock geschlagene Grabfigur in der Michaelskapelle. Recht arrogant blickt der barocke Feldherrn unter seiner üppigen Lockenperücke Betrachtern entgegen.
Die Nackten auf der Empore
Pfui! Nackte Figuren, dazu noch mit deutlich dargestellten männlichen Geschlechtsteilen, im Dom?
Die Holzreliefs „Weltgericht“ von Manfred Saul stießen auf Prüderie, als sie Ostern 1959 an der Sängertribüne angebracht wurden. Schon im November ließ Kardinal Frings das anstößige Kunstwerk entfernen. Die aufwendigen Schnitzarbeiten verschwanden im Depot, bis sie 2004 an die alte Stelle zurückversetzt wurden. Dargestellt ist Christus als Weltenrichter, umrahmt von Maria, Johannes und vier Engeln. Darunter die Seligen vor der Pforte und im himmlischen Jerusalem sowie die in die Hölle Verdammten.
Der geigespielende Kardinal Frings
Der legendäre Josef Kardinal Frings war nicht nur ein volksnaher Oberhirte, sondern auch ein begabter Violinist und begeisterter Schwimmer.
Als er im Hohenstaufenbad mit einem Kaffeehausgeiger verwechselt wurde, soll er schlagfertig geantwortet haben: „Die erste Geige spiele ich zwar - aber nicht im Café Bauer.“ Seit der Kirchenmaler Peter Hecker 1948 und 1962 die Unterseiten der Betonpilze, auf denen nach dem Krieg die neue Orgel errichtet wurde, bebilderte, geigt der Kardinal neben der singenden Maria und dem Harfe spielenden König David.
Der Wolf und die „Rotkäppchen“
Man muss genau hinsehen, um die kleinen versteckten Karikaturen im Schutzgitter des Südportals zu entdecken.
Der goldene Bischof am südwestlichen Eckpfosten ist beweglich wie eine Wetterfahne, aber stets gegen den Wind gerichtet. Am Eckpfosten gegenüber klettert ein Wolf die Gitterstäbe hoch. Das Raubtier verfolgt drei rot gewandete Domkapitulare. Die Gestalt in der Mitte hält ein Buch mit einer goldenen Mark in der Hand. Da das Figurenensemble 1994 entstand, liegt die Anspielung nahe auf den ehemaligen Generalvikar Norbert Feldhoff und den damaligen Dombaumeister Arnold Wolff, der beim Erzbistum oft Unterstützung für die Dombauhütte suchte.
Klaus Hardering, Petra Sophia Zimmermann: 111 Orte im und am Kölner Dom, die man gesehen haben muss. 240 S., Emons, 16,95 Euro.