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„Eine Sensation“Kölner Dom kauft „Bares für Rares“-Exponat aus Domkran-Eichenholz

Lesezeit 5 Minuten
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Köln – Schockverliebt. Albert Maier erkennt auf den ersten Blick, vor ihm, auf dem Präsentiertisch liegt etwas, das aus einem ganz besonderem Holz ist. Eigentlich ist der beliebte Experte der Trödelshow „Bares für Rares“ dafür bekannt, sein profundes Wissen mit vornehmer Zurückhaltung in eine ausgewogene Expertise einfließen zu lassen. Sozusagen als Gegenentwurf zum Moderator Horst Lichter. Doch angesichts dieser Holzkonsole dort vor ihm gibt es kein Halten mehr: „Mir bleibt die Luft weg. Das ist eine Sensation. Das ist wunderschön.“

Was Albert Maier so elektrisiert: Das Eichenholz der Konsole stammt vom Domkran. Jenem Kran also, der den unfertigen Südturm des Doms „zierte“ und vor Fertigstellung der weltberühmten Kathedrale ein Wahrzeichen Kölns war. „Das gehört eigentlich in ein Museum, nach Köln“, fordert Maier.

Ehemaliger Dompropst greift zum Telefon

Rund 13 Kilometer Luftlinie vom Drehort der Sendung entfernt sitzt ein älterer Herr in seiner Wohnung im Schatten des Doms und nickt ob Maiers Forderung. Norbert Feldhoff hat es sich wie so oft des nachmittags gemütlich gemacht und schaut „Bares für Rares“. Der ehemalige Dompropst greift zum Telefon und wählt die Nummer des Dombaumeisters Peter Füssenich: „Es gibt da etwas, das ist was für den Dom.“

„Nein, ich wusste nicht, dass es diese Konsole gibt. Die Geschichte dieses Stücks habe ich erst durch die Expertise erfahren“, sagt Feldhoff. Für seine kulturhistorischen Einordnungen reichen Albert Maier oft schon kleinste Punzen, Signets oder Schmuckelemente. Bei der Konsole hingegen brauchte es keine „Detektivarbeit“.

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Das geschnitzte Stück Eichenholz gibt seine Geschichte offenherzig preis. Es steht alles drauf. Zuoberst, dass es aus dem Holz des Kranes erstand. Der Dom ist zu sehen und auch das Entstehungsjahr des Schnitzwerkes: Da der Domkran erst 1868 endgültig abgebaut wurde, muss es sich bei dem Holz um ein Teilstück des Kranes handeln, das damals ausgetauscht wurde.

Kranholz war beliebt für Schnitzwerk

„Ist dat so nen Ding, dat an de Wand kommt – und dann ’ne Madonna drauf?“ Albert Maier gibt Horst Lichter vollumfänglich recht. Genau dafür wurde die Konsole geschaffen. Unüblich war das nicht. Wann immer die Zeitgenossen eines Stückes Holz aus dem beliebten Kran habhaft werden konnten, wurden möglichst Devotionalien daraus gefertigt: Kreuze, Konsolen, auch Stühle.

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Also ist die „Bares für Rares-Konsole“ nur ein Stück unter vielen? Mitnichten. „In dieser Größe ist es ein Unikat“, ordnet Albert Maier ein. Und hätte es noch eines Zeichens bedurft, dass dieses Unikat wieder nach Hause gehört, so war auch das in der Sendung zu finden: Der Verkäufer der Konsole heißt Melchior. Er trägt also den Namen eines der Heiligen Drei Könige, deren Gebeine im Dom in dem prunkvollen Schrein liegen.

Der Domkran

1375 – eine ausgegrabene Münze aus diesem Jahr zeigt bereits das Fundament für den Domkran. Historiker gehen davon aus, dass er nur wenig später auch errichtet wurde.

50 Jahre – länger war der Kran nicht im Einsatz. Weil er sich aber über seine lange Standzeit zum Wahrzeichen entwickelt hatte, wurde er erst 1868 nach einer wechselvollen Geschichte abgebaut.

8 prunkvolle Stühle sollen unter anderem aus dem Holz des Domkrans geschaffen worden sein. Die Stadt verschenkte sie für besondere Verdienste. Einer ging an die Eheleute Herbertz. Sie hatten sich ganz besonders hervorgetan bei der Vorbereitung eines „historischen Festzuges“ zur Fertigstellung des Doms im Jahr 1880.

Unendlich lang ist die Liste von Gegenständen, die immer wieder nach Reparaturen aus dem ausgewechseltem Holz des Krans geschnitzt wurden.

Auch wenn die Inschriften der Konsole Indiz für ihren Wert sind, Melchior bleibt etwas zu bescheiden. „500 Euro“, nennt er seinen Wunschpreis. Meier winkt ab. Seine Expertise, mit der er den Verkäufer zu den Händlern schickt: „2000 bis 3000 Euro. Und das ist schon vorsichtig geschätzt. Ein Freund des Doms gibt da durchaus mehr.“

„Bares für Rares“: Susanne Steiger erhält Zuschlag für Holzkonsole

Im Händlerraum entspinnt sich schnell ein hitziges Bieterduell. In immer höhere Regionen schrauben sich die Gebote, bis schließlich Susanne Steiger, Händlerin aus dem Vorgebirge, bei 4250 Euro den Zuschlag bekommt. Auch sie ist elektrisiert: „Ich bin richtig zittrig. Wahnsinn“, sagt sie beim Abzählen des Geldes. Ob sie da schon eine Ahnung hatte, dass wenig später eine Delegation aus Köln bei ihr anklopfen wird?

Dombaumeister Peter Füssenich machte sich kurz nach dem Anruf des ehemaligen Dompropstes Norbert Feldhoff auf den Weg. An seiner Seite unter anderem der Leiter des Dombauarchivs Dr. Klaus Hardering. Der erinnert sich noch recht gut an die Verhandlung mit der neuen Konsolen-Besitzerin. Obwohl, eine Verhandlung war es eigentlich nicht. „Frau Steiger wollte 10.000 Euro.“ Das überstieg die Erwartung und eigentlich auch die Möglichkeiten der Dom-Delegation. „Wir hätten uns das ohne einen Spender nicht leisten können“, sagt Hardering offen.

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Weil der Dom aber für so viele Kölner eben so viel mehr ist als „nur“ ein Bauwerk, ließ sich der tatsächlich finden. Der Präsident des Kölner Traditionskorps Blaue Funken, Björn Griesemann, sprang ein. „Mit weiteren Familienmitgliedern“, wie er betont. Und warum die Großzügigkeit? „Weil wir Freundes des Doms sind.“ Damit hatte sich die Prophezeiung des Experten Albert Meier erfüllt.

Konsole könnte bald in Domschatzkammer zu sehen sein

So kehrt sie 180 Jahre nach ihrer Entstehung wieder zurück nach Köln, die Konsole. Allerdings nicht in den Dom. Eine ganze Weile war sie in einer Kiste sicher verstaut. Zurzeit hängt sie in einem Büro im Verwaltungsgebäude der Dombauhütte, dem Kurienhaus – und ist damit dem Blick der Öffentlichkeit entrückt. „Wir haben halt kein Dommuseum“, sagt Hardering fast schon entschuldigend.“

Er hofft auf den neugestalten Gebäude- und Museumskomplex Historische Mitte im Schatten des Doms. Doch wird der je gebaut? Da wird Norbert Feldhoff wohl nochmals zum Telefon greifen müssen. Denn er hat eine Idee, wie die Konsole ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden könnte: „Ich finde, da böte sich doch eine Sonderausstellung in der Domschatzkammer zum Domkran an.“