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„Häuser mit Historie“ in KölnDie Geschichte des WDR-Funkhaus am Wallrafplatz

Lesezeit 3 Minuten
Köln FUnkhaus

50 Zentimeter dicken Wände und eine Schallisolierung schirmen das Funkhaus gegen Dom-Glockengeläut ab. 

  1. In unserer Serie „Häuser mit Historie“ stellt Anselm Weyer prägnante Gebäude vor und berichtet über Baugeschichte und Nutzungen.
  2. Heute geht es um das WDR-Funkhaus am Wallrafplatz.

Köln – „Nach Informationen, die noch der Bestätigung durch die zuständigen Stellen bedürfen, soll das frühere Hotel Monopol am Wallrafplatz künftig das Kölner Funkhaus beherbergen“, meldete die Kölnische Rundschau am 29. März 1948. „Der Komplex des stark beschädigten Gebäudes ist groß genug und hat genügend Ausdehnungsmöglichkeiten, um den Anforderungen, die an das neue Heim des Kölner Rundfunks gestellt werden, zu entsprechen. Die Lage im Herzen der Stadt, nur eine Minute vom Hauptbahnhof entfernt, ist geradezu ideal. Es müsste allerdings eine Lösung gefunden werden, um den Fahrzeugverkehr in ausreichender Entfernung zu halten.“

Modernstes Funkhaus Europas

Tatsächlich führte der Standort abgesehen von seinen offenkundigen Vorteilen dazu, dass das bei seiner Eröffnung modernste Funkhaus Europas mit den beträchtlichen Schalleinwirkung etwa durch die Domglocken zu kämpfen hat, was den Einbau von 50 Zentimeter dicken Wände sowie speziellen Platten zur Schallisolierung notwendig machte. Bundespräsident Theodor Heuss meinte dann auch anlässlich der Einweihung, dass „der Schall und sein Gesetz“ eigentlicher Bauherr gewesen seien.

Als notwendig erachtet worden war ein Neubau schon längere Zeit, obwohl das alte Funkhaus in der Dagobertstraße 38 den Krieg relativ unbeschadet überstanden hatte. Schon kurz nach seiner Fertigstellung 1926 hatte es aber nicht mehr den Ansprüchen der sich schnell weiterentwickelnden Branche entsprochen. 1936 trompeteten die Machthabenden laut, in Köln solle das modernste Funkhaus Europas entstehen – nicht im geräuschvollen Treiben der Innenstadt, sondern am Decksteiner Weiher im äußeren Grüngürtel.

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Die Zeitschrift „Der Neue Tag“ verkündete im Oktober 1940 stolz, dass zu „den großen Plänen, die nach siegreicher Beendigung des Kriegs das Bild der Hansestadt Köln wesentlich bereichern werden“, auch „das Projekt eines neuen Rundfunkhauses“ gehören werden und dass sich Propagandaminister Joseph Goebbels für einen Entwurf des Kölner Architekten Op gen Oorth entschlossen habe – auf den ersten Blick eine Mischung aus Schloss und Gefängnis. Nach Kriegsende hielt Stadtplaner Rudolf Schwarz zunächst am Plan eines Funkhaus-Neubaus am Grüngürtel fest.

Stimme von NRW

Dann jedoch entschied man sich doch für den zentralen Standort, der die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die Information und freie Meinungsbildung unterstreichen sollte – und das Selbstbewusstsein des neugegründeten Landes Nordrhein-Westfalen, dessen Stimme der Sender werden sollte. Karl Arnold, damals Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, freute sich jedenfalls anlässlich der Einweihung, dass das neue Haus „mehr als bisher die besonderen Anliegen und Eigenheiten unseres Landes im Gesamtprogramm wird vertreten können“.

Gerade deshalb hatte es in Hamburg, in der Zentrale des damaligen NWDR, der das Gebiet der Britischen Besatzungszone abdeckte, lange Zeit Widerstände gegen den Bau der modernen Zweigstelle Köln gegeben. Man wollte an der Elbe keinesfalls seine Vormachtstellung verlieren. Und tatsächlich, erst das Funkhaus am Wallrafplatz, die erste Kölner Großbaustelle nach dem Krieg, ermöglichte, dass sich der WDR im Januar 1956 vom zurückbleibenden NDR abspalten konnte.

1954 fertiggestellt

Das Funkhaus Wallrafplatz entstand in zwei Bauabschnitten, von April 1948 bis 1952 sowie von 1953 bis 1954, nach Plänen von Peter Friedrich Schneider als Stahlbetonskelettbau mit Travertin-Fassade. Aus Kostengründen wurde die Bausubstanz des zerstörten Hotel Monopol so weit wie möglich genutzt.

Das flachgedeckte Gebäude mit Staffelgeschossen weist eine leichte konvexe Krümmung auf. Das Erdgeschoss ist zum Wallrafplatz großzügig verglast und signalisiert dadurch Transparenz, die mit der seit 1949 im Grundgesetz verankerten Pressefreiheit korrespondiert. Den Haupteingang akzentuieren eine in Abkehr zur vorhergehenden Architektursprache nicht mehr mittige und monumentale, sondern asymmetrisch gestaltete Treppe sowie Reliefs des Bildhauers Ludwig Gies, die an Noten erinnern und somit auf die innen liegenden Sendesäle verweisen.

Durch den Komplex und seinen Innenhof läuft eine überbaute Privatstraße, deren Eingang durch Pilzstützen getragen wird. Für die Stadtentwicklung Kölns bedeutete der Baublock mit Innenhof, der sukzessiv um weitere Gebäude erweitert wurde, angefangen mit dem anschließenden Studiogebäude, ein sich beständig weiterverbreitendes Hemmnis in der Auto- wie Personenverkehrsführung.