Köln – Borys Filatov will nicht in den Luftschutzkeller. Diesen Termin setzt der Bürgermeister von Dnipro höher an als die Gefahr, von einer Russischen Fliegerbombe getroffen zu werden. Der Abschluss eines Projektpartnerschaftsvertrages mit der Stadt Köln hat an diesem Tag für ihn höchste Priorität. Die Videoschalte mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker steht.
Dnipro liegt rund 400 Kilometer südöstlich von Kiew. Die Stadt hat wie Köln etwas mehr als eine Million Einwohner und ist ebenfalls die viertgrößte Metropole des eigenen Landes. Dnipro ist Drehscheibe für Binnenflüchtlinge.
Was Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während seines Ukrainebesuches anregte, kommunale Partnerschaften einzugehen, haben Köln und Dnipro sogleich umgesetzt – mit der Konzentration auf die Bereiche Energieeffizienz, Wasserversorgung und Abwasser sowie Technik und Kultur. Geplant sind Fachaustausche und -besuche, an denen unter anderem auch die Stadtentwässerungsbetriebe und die Rheinenergie beteiligt sind. Noch in diesem Jahr sollen für Dnipro Kommunalfahrzeuge im Wert von insgesamt 100 000 Euro beschafft werden.
Bevölkerung leidet unter Angriffen
Wie dringend gerade die Unterstützung mit Fahrzeugen benötigt wird, verdeutlicht Bürgermeister Borys Filatov bei der Videoschalte. Die Nahverkehrsflotte sei Ziel russischer Angriffe. „150 Busse sind ruiniert“, berichtet Filatov. War Dnipro zu Anfang der russischen Militäroffensive kaum betroffen, gerät die Stadt immer mehr in den Fokus von Luftangriffen. „Es gibt einen ständigen Beschuss, es ist schrecklich, unter der Bevölkerung herrscht große Angst“, fasst Filatov die Lage zusammen. Vor wenigen Tagen seien zwei Zivilisten bei einem Angriff auf eine Tankstelle getötet worden.
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Bereits vor der Projektpartnerschaft gab es eine Zusammenarbeit zwischen Köln und Dnipro. Unter anderem Medikamente und Bekleidung wurde aus der Domstadt in die ukrainische Metropole gebracht. „Wir danken der Bevölkerung von Köln für die bisherige Hilfe“, sagt Filatov. Die Hilfslieferungen seien von hoher Bedeutung für die Dniproer gewesen.
„Wir werden die Hilfe nicht missbrauchen“
Auf die Frage, was es aktuell noch brauche, wird der Wille erkennbar, sich von den Angriffen nicht brechen zu lassen. „Wir sind stolz darauf, uns selbst versorgen zu können. Wir werden die Hilfe aus Köln nicht missbrauchen“, betont Filatov. „Wir bleiben vorsichtig mit unseren Bitten.“ Reker versicherte im Gegenzug: „Die Stadt Köln steht fest an Ihrer Seite.“