Köln – Weder Trauer, noch Freude überwogen am Sonntag beim ersten Ukraine-Tag in Köln. Stattdessen wurde ein selbstbewusstes Statement nach über einem halben Jahr Krieg abgegeben: Ukrainer und Deutsche, Neu-Kölner und Alteingesessene feierten rund um das Schokoladenmuseum im Rheinauhafen mit rund 2000 Besuchern ein Fest der Solidarität mit der Ukraine und den Geflüchteten, die seit Wochen und Monaten um ihre Familien bangen, Flucht überstanden haben und sorgenvoll in die Zukunft blicken.
Der Veranstalter, der deutsch-ukrainische Verein Blau-Gelbes Kreuz e.V., hatte zu einem großen ukrainischen Kulturfest geladen – mit landestypischen Köstlichkeiten, einer Solidaritätsparade, verschiedenen Konzerten und Tanzaufführungen. Bei tollem Septemberwetter waren vor allem viele Familien gekommen, um diesen besonderen Tag zu feiern. „Wir möchten mit diesem Familientag allen Gästen ermöglichen, die Kultur der Ukraine näher kennenzulernen und Freundschaft zu schließen. Dieser Tag soll Ausdruck der Solidarität mit der Situation in der Ukraine sein“, betonte die Vereinsvorsitzende Linda Mai. Man könne sich auch über die im Juni ins Leben gerufene Projektpartnerschaft mit der ukrainischen Millionenstadt Dnipro informieren, „welche unter anderem akute Nothilfe sowie entwicklungspolitische Hilfe leistet“.
Reker wünscht Verein Glück und lobt
Der gemeinnützige Kölner Verein hat seit Beginn der Kriegshandlungen ehrenamtliche Hilfe geleistet. Seit der Invasion russischer Truppen in der Gesamtukraine im Februar gehört der Verein zu den Hilfsorganisationen, die auch vor Ort Unterstützung leisten.
Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker ließ es sich nicht nehmen, dem Verein persönlich Glück zu wünschen: „Mit dem Blau-Gelben Kreuz sind wir bereits seit Beginn des Krieges in der Ukraine in engem Austausch. Die Zusammenarbeit zeigt sich unter anderem im Bereich der Betreuung von Geflüchteten oder bei der Abwicklung mehrerer Hilfstransporte, zum Beispiel in die Stadt Dnipro, unserer Projektpartnerstadt.“ Viele Kölnerinnen und Kölner hätten in vielfältiger Weise notleidende Menschen großzügig unterstützt.
Vor der Bühne wehen schon am Mittag viele blau-gelbe Fahnen, Pänz aus der Ukraine geben Konzerte, viele Frauen in Trachten und Blumenschmuck werben für die Freundschaft zwischen Deutschland und der Ukraine, sowie zwischen Köln und Dnipro. An den Ständen werden Schmuck, Kleidung, Bücher, Kunst und weitere landestypische Accessoires verkauft, deren Erlös der Ukraine-Hilfe des Vereins zugutekommt.
Oksana aus Leverkusen, die landestypische bestickte Kleider anbietet, betont: „Diese Kleider sind auch ein kulturelles Statement, und wir tragen sie mit Stolz.“ Vereinsmitglied Danielle Rivkin hat sich ein solches Kleid in leuchtendem Rot für den heutigen Tag ausgesucht: „Wir sind alle ein wenig angespannt, aber wir stehen zusammen. Wir möchten uns mit diesem Tag herzlichst für die Unterstützung der Stadt bedanken. Mittlerweile sind wir ein kölscher Verein, und froh darüber.“
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Besonders stolz sind sie auch darauf, einen großen Namen der ukrainischen Musikszene gewonnen zu haben: Die Rapperin Alyona Alyona war früher Erzieherin und arbeitete mit Kindern. Seit vier Jahren ist sie nicht nur in ihrer Heimat ein Star, hat in vielen Ländern Osteuropas einen großen Namen und setzte sich vor dem Schokoladenmuseum für Frieden und Verständigung ein: „Meine Waffen sind die Worte“, erklärte die 31-Jährige selbstbewusst, bevor die OB ihr beipflichtete: „Ich freue mich, dass viele Flüchtlinge aus der Ukraine in Köln eine Heimat gefunden haben. Die Stadt Dnipro soll langfristig zu unserer Partnerstadt werden.“ Die Vereinsvorsitzende Linda Mai brachte es auf den Punkt: „Wir wollen die wichtigsten Werte unserer Welt verteidigen: Demokratie, Freiheit und Menschenrechte. Dafür stehen wir jeden Tag ein und wir sind froh, dass wir dies auch in Köln lautstark vertreten können. Heute haben wir der geschundenen Ukraine ein selbstbewusstes Gesicht gegeben.“