Kölner TouristenbusseStadt will Haltestelle verlegen – Chaos bei Standortsuche
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Köln – Seit Anfang Juli verschickt Kölntourismus Infoblätter an Busreiseveranstalter, unter anderem in Belgien und den Niederlanden. Das ganz normale Vorgehen. Als Haltepunkt für die Busse gibt das städtische Tochterunternehmen wie gewohnt die Komödienstraße an – allerdings gibt es da ein Problem: Die Straße am Dom wird ab diesem Winter gar nicht mehr angefahren, die Stadt will die teils zweireihig aufgestellten Vehikel vom Weltkulturerbe verbannen. So hat es Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) selbst am 9. August per Pressemitteilung verkündet. Claudia Neumann, Sprecherin von Kölntourismus, sagte am Freitag: „Wenn die Entscheidung über den neuen Standort gefallen ist, werden wir die Stadt bestmöglich bei der Kommunikation unterstützen.“
Busunternehmer kritisiert überstürztes Handeln
Möglicherweise ist das eine gute Idee, denn das Chaos rund um die Verlagerung des Haltepunkts ist ziemlich ausgewachsen. Rund vier Wochen vor der Adventszeit mit bis zu 4000 Touristenbussen insgesamt steht immer noch nicht fest, wo die Touristen künftig aussteigen, um Dom oder Weihnachtsmärkte zu besuchen. Nach Rundschau-Informationen hatte die Verwaltung nie geplant, die Station an die Goldgasse am Musical-Zelt zu verlegen – obwohl sie das am 9. August verkündet hatte. Die Überschrift lautete: „Goldgasse statt Komödienstraße zum kurzzeitigen Aus- und Einstieg.“
Nur: Eigentlich meinte die Stadt nach Rundschau-Informationen gar nicht die Goldgasse, sondern den Bereich etwas weiter westlich gelegen, hinter dem Verkehrskreisel (siehe Grafik). Dabei handelt es sich aber laut Stadtplan um die Straßen Breslauer Platz und Maximinenstraße. „Die Stadt kennt ihre eigenen Straßennamen nicht“, sagt ein Beteiligter. Es handelt sich wohl um ein Missverständnis – das viel Kritik einbrachte, weil der direkte Weg von der Goldgasse zum Dom durch den Tunnel Johannisstraße führt, manch Beteiligter nennt ihn „Urin-Tunnel“ aufgrund der hygienischen Verhältnisse dort. Wie berichtet, bleibt er möglicherweise noch zehn Jahre so, bevor saniert wird.
Aber warum preschte Reker mit der Mitteilung zur Goldgasse an die Öffentlichkeit? Darin heißt es: „Die Verwaltung verspricht sich an der Goldgasse eine bessere Abwicklung der ankommenden und abgehenden Reisebusverkehre und damit eine Verbesserung gegenüber der Situation an der Komödienstraße.“ Intern soll Reker gesagt haben, dass sie sich doch auf ihre Leute verlassen können müsse. Haben also die Beteiligten im Rathaus schlicht aneinander vorbei geredet?
Anders als zuletzt berichtet, stehen laut Stadt aktuell zwei Optionen zur Auswahl. Es geht offenbar um das Areal Breslauer Platz/Maximinenstraße und die Gereonstraße nahe der Industrie- und Handelskammer (IHK). Ein Stadtsprecher teilte mit: „Die verwaltungsinternen Prüfungen, die noch nicht abgeschlossen sind, beziehen sich auf mehrere Alternativstandorte zur Komödienstraße.“ Auf Nachfrage bestätigte der Sprecher, dass es zwei sind. Und: „Es muss also nicht zwangsläufig der als erste Alternative ins Gespräch gebrachte Breslauer Platz (Nähe Goldgasse) sein.“ Von Alternative war im August keine Rede, von „Nähe Goldgasse“ ebenfalls nicht.
Shuttle-Service soll eingerichtet werden
Die Gereonstraße hatte der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Ulrich Soénius im August ins Spiel gebracht, die OB nahm sie auf und lässt sie prüfen. Aktuell läuft es wohl sogar auf die Gereonstraße, vor dem Sitz der IHK, hinaus. Dort ist Platz und weniger Verkehr. Busunternehmer Jürgen Weinzierl sagte: „Die Haltestation ist absolut okay. Es ist ein gutes Umfeld mit guten Fußwegen, es gibt genug Platz und keine direkten Anwohner.“ Es müssten aber einige Auto-Stellplätze wegfallen. Weinzierl kritisierte die Stadt. „Das ganze Vorgehen ist über das Knie gebrochen. Dann hätte man es lieber vernünftig 2020 gemacht.“ Er fürchtet, dass angesichts des Zeitdrucks Kinderkrankheiten unbeachtet bleiben, die sich erst in der Adventszeit zeigen und für Verstimmung sorgen. „Dann wäre die eigentlich gute Lösung beschädigt.“
Später soll vom Parkplatz Kuhweg an der Mülheimer Brücke ein abgasarmer Shuttle-Service eingerichtet werden. Der Reisebus lässt die Gäste dort raus, per Shuttle-Verbindung gelangen sie in die Stadt und später wieder zurück. Dafür muss der Parkplatz fit gemacht werden, etwa mit Toiletten.