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Stadt will Dieselfahrverbote verhindernUmstrittene Pförtnerampel nimmt Dienst auf

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Die Pförtnerampel erzeugt an der Stadtgrenze künstlich Stau, damit weniger Autos in die Stadt fahren.

Köln – Am heutigen Mittwoch wird an der Aachener Straße im Laufe des Tages die Pförtnerampel eingerichtet. Es handelt sich um die erste Ampel nach der Weidener Ortseinfahrt – von der Kreuzung Bonnstraße am Stadtrand aus gesehen. Die Ampel sicherte bisher nur einen Fußgängerüberweg und eine Wendeschleife für Autos ab.

Was bedeutet Pförtnerampel?

Als „Pförtner“ verwehrt die Ampel häufiger die Weiterfahrt als früher. Das heißt, sie zeigt länger Rot. Die Grünphasen werden kürzer, und zwar um 30 Prozent. Bei der früheren Schaltung konnten bis zu 1200 Autos in der Stunde während der Grünphasen passieren. Künftig sollen es nur 700 sein. Die Pförtnerampel verringert also den Durchfluss an Fahrzeugen und erzeugt bei großem Andrang Stau.

Was soll die Ampel bringen?

Die Ampel muss dafür sorgen, dass am Rheincenter in Weiden, wo der Stickstoffdioxid-Gehalt der Luft gemessen wird, ein Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm nicht überschritten wird. Denn Atemwegserkrankungen und Lebenserwartung hängen davon ab. Die Einhaltung des Grenzwertes mit einer Toleranz von bis zu vier Mikrogramm ist eine Auflage des Oberverwaltungsgerichts Münster, weil sonst nach dem vorangegangenen Urteil des Verwaltungsgerichts Köln ein Dieselfahrverbot für die gesamte Stadt hätte erlassen werden müssen. Nach Berechnungen der Stadt kann der Grenzwert eingehalten werden, wenn je Stunde maximal 700 Fahrzeuge an der Messstelle stadteinwärts vorbei fahren. Diese Rechnung setzt voraus, dass auch andere Auflagen umgesetzt werden, die im Luftreinhalteplan der Bezirksregierung verankert sind – etwa dass die Kölner Verkehrs-Betriebe ihre Flotte bis Jahresende soweit erneuert haben, dass die Fahrzeuge die Euro-6-Norm erfüllen. Die beiden umstrittenen Expressbuslinien folgen im Dezember.

Wann wird die Ampel geschaltet?

Nach dem Umbau wird die Ampel sofort Pförtner sein. Die erste Auswirkung wird sich aber erst im Berufsverkehr am Donnerstagmorgen zeigen. Grundsätzlich verwendet die Ampel aber 24 Stunden täglich die neuen, verkürzten Schaltzeiten – mit Ausnahme von Samstag und Sonntag. Faktisch entstehen dadurch insgesamt an dieser Ampel längere Wartezeiten. Die Stadt argumentiert damit, dass an dieser Ampel keine Menschen wohnen, wohl aber im Umfeld des Rheincenters. Laut Stadt relativiert sich der Stau, weil künftig der Verkehr auf der Aachener Straße insgesamt flüssiger laufe. Die Aachener Straße hat eine „Grüne Welle“, die jedoch durch den Vorrang der Stadtbahn unterbrochen wird. An Wochenenden drosselt die Pförtnerampel nicht: So wird es keine künstlichen Staus im Anreiseverkehr zu Spielen des 1. FC Köln geben.

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Wo drohen die meisten Staus?

Stau ist das Kernkonzept der Pförtnerampel. Er wird vor allem im morgendlichen Berufsverkehr ungewohnt hohe Wartezeiten erzeugen. Denn zwischen 7 und 9 Uhr rollen, wie Zählungen zeigten, je Stunde rund 1000 Autos an dieser Stelle stadteinwärts. Die Stadt vermutet, dass es wegen der Drosselung im Schnitt zwar nur zu einem Stau von fünf Minuten kommen dürfte. Aber dieser Stau soll die Menschen zum Umdenken und Umsteigen auf den Öffentlichen Personennahverkehr bringen. Der Bereich von der Bonnstraße stadteinwärts bis zu dieser Ampel wird der „Stauraum“. Die Kreuzung soll immer frei bleiben, dafür will die Stadt sorgen.

Welche Parkplätze sollen Pendler anfahren?

Der Parkplatz in Weiden West ist ausgelastet. Selbst am Dienstag während der Ferien kreisten etliche Fahrzeuge in der Hoffnung, doch noch einen Platz zu bekommen. Ein Parkdeck ist in Planung, soll aber erst 2020 fertig werden. Derweil empfiehlt die Stadt das Haus Vorst. Die Planungen sind mit dem Rhein-Erft-Kreis koordiniert, dort werden Buslinien verstärtk, um 400 Pendler mehr nach Weiden West bringen zu können.