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Rathenau-PlatzSo bewegend war der Israel-Tag in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Eine deutsche und eine israelische Fahne vor der Synagoge an der Roonstraße.

Eine deutsche und eine israelische Fahne vor der Synagoge an der Roonstraße.

Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogengemeinde, dankte den Besuchern und formulierte seine Hoffnung.

Als die Nachricht von der Befreiung einer Geisel durch die israelische Armee aus einem Tunnel der Terrororganisation Hamas bekanntgegeben wurde, brandete lautstarker Beifall und Jubel über den Rathenauplatz. Zugleich erinnerte diese Nachricht die Besucher schmerzlich daran, welch dunkler Schatten über dem scheinbar so unbeschwerten Sommertag bei der Veranstaltung im Kwartier Latäng lag: Schließlich fand der diesjährige Israeltag der Synagogen-Gemeinde Köln (SGK) nur wenige Wochen vor dem 7. Oktober, dem ersten Jahrestag des mörderischen Überfalls der Hamas auf Israel, statt. Noch immer sind über 100 Menschen in der Gewalt der Terroristen. Noch immer leidet die einzige Demokratie im Nahen Osten unter Krieg, Terror, Gewalt.

Israel-Tag in Köln: „Bring them Home now“

Viele Plakate mit den Porträts und einigen kurzen biografischen Angaben zu den Verschleppten hingen an den Ständen der rund 20 beteiligten Organisationen und Initiativen. Viele Besucher trugen um den Hals eine Kette, an der eine metallene Plakette mit der Aufschrift „Bring them Home now (Bringt sie nach Hause)“ hing. Auch auf dem riesigen Plakat an der Front der Synagoge, das immer wieder zwischen der Bühne, den Ständen sowie Bäumen zu sehen war, prangt in großformatigen Lettern diese Hoffnung.

Abraham Lehrer und Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf dem Rathenauplatz.

Abraham Lehrer und Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf dem Rathenauplatz.

„Dass Sie Zivilcourage zeigen und mit uns die Gründung des Staates Israel feiern, dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen“, rief Abraham Lehrer den rund 400 Besuchern zu. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie Vorstandsmitglied der SGK wünscht sich von der Stadtgesellschaft eben diese Zivilcourage, „weil sie der jüdischen Gemeinschaft bei der Beantwortung der Frage, ob wir überhaupt noch gewollt sind, hilft“. Oberbürgermeisterin Henriette Reker erinnerte an die Jahrzehnte lange Partnerschaft zwischen Köln und Tel Aviv und unterstrich: „Israel ist die Heimat der Hoffnung, und diese Hoffnung wird niemals sterben.“

Vielfältiges Leben der jüdischen Gemeinschaft in Köln

Neben israelischen Köstlichkeiten und einem unterhaltsamen Bühnenprogramm mit viel Musik zeigten die mitwirkenden Organisationen aus Köln und der Region nicht nur die Vielfalt innerhalb der jüdischen Gemeinde, sondern deren Bedeutung und Beteiligung in der kölnischen Stadtgesellschaft. So informierten beispielsweise die Kölner Damen der Women‘s International Zionist Organisation (WIZO) über die konfessionsübergreifenden Sozialprojekte der nach eigenen Angaben größten Frauenorganisation der Welt. Makkabi Köln, die hiesige Sektion des jüdischen Sportvereins mit über 200 Mitgliedern aus allen Bereichen der Gesellschaft, stellte seine Angebote für sechs verschiedene Sportarten vor. Zudem bewarb der Verein unter den Besuchern seine Stellenanzeige „Schachtrainer/in gesucht“.

Reges Interesse fand auch der Auftritt des jüdischen Karnevalsvereins „Kölsche Kippa Köpp“. Vorstandsmitglied Volker Schulz-Goldenberg wies auf die freundschaftlichen Verbindungen zur Stattgarde hin, die in der kommenden Session das Dreigestirn stellt. „Der nächste Karnevalsprinz sowie weitere Stattgardisten sind bei uns fördernde Mitglieder“, so Schulz-Goldenberg. Er verriet zudem, dass das kommende Dreigestirn bei zwei Veranstaltungen der „Kölschen Kippa Köpp“ auftreten werde.

Einen besonderen Dank richteten die Veranstalter an die Polizei und den Sicherheitsdienst der Synagoge. Vor dem Hintergrund des grauenhaften Anschlags in Kölns Nachbarstadt Solingen zeigten die Sicherheitskräfte zwar deutlich, aber dennoch unaufdringlich Präsenz. Am Ende der Veranstaltung sangen alle Beteiligten, Gäste und Besucher die israelische Nationalhymne während der Davidstern, der das neoromanische jüdische Gotteshaus an der Roonstraße bekrönt, besonders golden im Licht der milden Abendsonne über das bunte Treiben funkelte.