Vor gut fünf Jahren haben sich die Kippa Köpp gegründet und damit die jüdische Kultur zurück in den Karneval gebracht. An diesem Sonntag luden sie erstmals wieder zum Frühschoppen in die Synagoge.
Jüdischer KarnevalsvereinWie die kölschen Kippa Köpp für Furore sorgen
Was war das für ein bewegender Moment, als die rund 150 Gäste des jüdischen Karnevalsvereins „Kölsche Kippa Köpp“ inbrünstig jenes Lied sangen, aus dessen Text das Motto der diesjährigen Karnevalssession entnommen ist: „Ov krüzz oder quer, ov Knäch oder Hähr – mer looße nit un looße nit vum Fasteleer.“ Schließlich war es mit Emil Jülich (1854 bis 1923) ein jüdischer Jeck, der im Jahr 1905 das Lied verfasst hatte. „Das ist ein weiterer Beleg dafür, wie sehr Jüdinnen und Juden sich mit ihrer Vaterstadt Köln und dem Karneval verbunden gefühlt und hier eingebracht haben“, betonte Aaron Knappstein, Präsident des 2017 gegründeten Vereins. Jan und Griet spenden einen Stolperstein Dementsprechend jeck und raderdoll ging es am Sonntag im Festsaal der Synagogen-Gemeinde Köln zu. Nach zwei langen Corona-Jahren konnten die „Kölschen Kippa Köpp“ wieder ihre Tradition des karnevalistischen Frühschoppens unter dem Motto „Falafel&Kölsch“ im festlich dekorierten Gemeindesaal des jüdischen Gotteshauses im Kwartier Latäng aufnehmen. Auf den Tischen lag das Sessionsheft mit der deutsch und hebräisch geschriebenen Überschrift „Das elfte Buch Moses“.
Neben den rund 100 Mitgliedern des Vereins nahmen auch zahlreiche Ehrengäste teil – etwa Armin Hoffmann, Vizepräsident der Blauen Funken, der Kölner Stadtdechant Robert Kleine, der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, sowie Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Im vergangenen Jahr ist der Verein in den Rang der hospitierenden Mitgliedsgesellschaft beim Festkomitee aufgenommen worden – nach einigen Jahren folgt dann die Ernennung als ordentliche Gesellschaft. „Die Mitglieder engagieren sich darüber hinaus vielfältig in der Stadtgesellschaft, etwa im Jüdischen Wohlfahrtszentrum, bei Kulturabenden, beim Israel-Tag oder bei der Verlegung von Stolpersteinen“, lobte Anne Henk-Holstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung des Landschaftsverband Rheinland (LVR) bei der Verleihung des Rheinlandtalers.
Die Verlegung von Stolpersteinen ist auch dem diesjährigen Jan und Griet-Paar wichtig. Sabine und Karl Heinz Wührer, die mit einer Abordnung des Reiter-Korps Jan von Werth in den Gemeindesaal einzogen, überreichten Präsident Aaron Knappstein eine Spende für einen Stolperstein. Jan und Griet ließen es sich nicht nehmen, den Rahmen für eine besonders emotionale Ehrung zu geben. Elfriede Bossewe, die bescheiden an einem Tisch an der Seite gesessen und den Verlauf der Sitzung strahlend verfolgt hatte, wurde zu ihrer eigenen Überraschung von Aaron Knappstein mit der Ehrenmitgliedschaft für die „Kölschen Kippa Köpp“ geehrt. Die 96 Jahre alte Kölnerin ist die uneheliche Tochter von Max Salomon (1886 bis 1970). Als „de Pläät“ trat der Handelsvertreter in den 1920er Jahren als Büttenredner in den Sälen des Kölner Karnevals auf und war Gründer sowie Präsident des ersten jüdischen Karnevalsvereins der Stadt, „Kleiner Kölner Klub“.