Köln – Es dürfte eine Erfahrung sein, die schon so manch ein Angler machen musste. Alles ist auf den großen Fang ausgerichtet. Und dann der Moment, in dem die Wahrheit aus dem Wasser gezogen wird: Ein kleiner Fisch. So ergeht es nun auch „Shared Mobilty“, der Plattform, auf der sich die sieben Kölner E-Scooter-Verleiher zusammengeschlossen haben. Nach monatelangem Streit um die im Rhein liegenden E-Scooter, ist unter maximaler medialer Aufmerksamkeit und beachtlichen Aufwand der große Moment im Rheinauhafen gekommen. Ein Mobilkran hebt die geborgenen elektronischen Tretroller heraus: Zwei.
Maximaler Aufwand bei bisher minimaler Ausbeute
Nein, das war er noch nicht der große Fang. Und er wirkte vor dem Hintergrund des enormen Aufwands umso mickriger. Der Entsorger Remondis hatte neben dem Kran zahlreiche Metallkörbe für die zu erwartenden Scooter angeliefert. Die Feuerwehr stand bereit, um mit einer hydraulischen Schere die Akkus herauszutrennen. Spezialcontainer wurden geöffnet, damit die leicht entflammbaren Zellen dort schnell verstaut werden können.
Für den Aufwand gab es einen Grund. „Shared Mobility“ hatte im Vorfeld ein Sonarschiff über den Rhein geschickt. „Es entdeckte 105 potenzielle Fundstellen“, sagt der Plattformsprecher Sebastian Schlebusch. 60 davon im Rheinauhafen. Jedoch, das Sonar hat technische Grenzen. „Es kann Größe und Beschaffenheit eines Objektes ausmachen“, erklärt Schlebusch. Aber wohl nicht zwischen Bürostuhl oder E-Scooter unterscheiden.
Die beiden Roller sind also noch deutlich weniger als die potenziellen 105, die wiederum deutlich weniger sind als die prognostizierten 500 E-Scooter, die angeblich im Rhein liegen könnten. Eine Zahl, die einst von einigen Anbietern selbst genannt wurde. „Die aber nicht zu halten ist“, so Schlebusch. Kann vielleicht die Zahl der generell verlorenen E-Scooter Orientierung geben? Da will sich Schlebusch nicht festlegen lassen. Nur so weit: „Pro Monat kommen einige Dutzend weg.“ Klar, wenn das letzte Signal des GPS-Senders in Rheinnähe gesendet wurde, liege der Verdacht nah, der Roller ist versenkt. „Er könnte ihn aber auch jemand ausgeschlachtet haben.“ Angesicht dieser diffusen Lage räumt Schlebusch ein: „Wir können nicht gewährleisten, jeden Scooter zu finden.“
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Anhand der GPS-Daten dürften die Verleiher also schon länger damit gerechnet haben, dass nicht wenige ihrer Fahrzeuge im Rhein liegen. Spätestens Anfang Juni hatten sie Gewissheit, als Bautaucher zufällig auf die ersten stießen. Warum brauchte es solange, bis der mehrfachen Aufforderung von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, zu bergen, nachgekommen wurde? „Den Vorwurf müssen wir uns gefallen lassen“, gibt sich Schlebusch reuig. „Das Thema haben wir zu lange vernachlässigt.“ Zudem: „Das ist ein großes strategisches Projekt, und ist nicht immer einfach, die sieben Verleiher, die sich auch als Konkurrenten verstehen, zusammenzubringen.“ Den Lerneffekt, den er verspricht: „Wir müssen nun schon bei der Wahrscheinlichkeit, dass ein Scooter im Rhein liegen könnte, regieren.“ Darüber hinaus appelliert Schlebusch an die Vernunft der Nutzer. Um die zu fördern, habe er die „Vision einer großen Kampagne“.
Der Rheinauhafen mag der Bereich sein, in dem das Sonar am häufigsten ausschlug. Aber immerhin 45 Scooter wurden direkt im Rhein, vorrangig im Bereich der Hohenzollernbrücke, ausfindig gemacht. Wann startet deren Bergung? „Dafür benötigen wir ein Baggerboot.“ Weil viele davon aber an der Ahr im Einsatz seien, sei ein Termin noch nicht absehbar. Vorerst noch bis Dienstagnachmittag wollen die Verleiher am Rheinauhafen bergen lassen. Die Kosten wollen die Verleiher nicht genau beziffern: „Ein sechsstelliger Betrag“, sagt Schlebusch lediglich.