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Aufräumen in Kölns Gewässer„Krake“ fischt E-Scooter aus Aachener Weiher

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aachener escooter

Im Aachener Weiher entdeckte die Aufräum-Einheit bei ihren Aktionen zahlreiche E-Scooter.

Köln – Die Bergung der massenhaft im Rhein liegenden E-Scooter ist noch immer in weiter Ferne. Die für Anfang September 2021 angepeilte Aktion ist weiter nicht beim Wasser- und Schifffahrtsamt des Bundes beantragt worden. Dies erfuhr die Rundschau aus informierten Kreisen. Bei einem virtuellen Treffen hatten sich Stadt und Verleiherfirmen auf einen Bergungstermin im September verständigt, nachdem die Aktion schon zwei Mal verschoben worden war.

Aufräumarbeiten in Rhein und Seen

Wie wichtig die Bergung der Geräte ist, verdeutlicht am Dienstag die Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit (Krake). „Die Akkus der E-Scooter sind eine Gefahr für die Umwelt“, warnt der Gründer der Vereinigung, Christian Stock. Er geht davon aus, dass deutlich mehr als 500 E-Scooter im Wasser liegen. Erst vor wenigen Tagen seien zwölf E-Scooter am Uferbereich des Rheinboulevards an Land geholt worden. An vielen Stellen seien die Flitzer unter der Wasseroberfläche zu erahnen, besonders im Innenstadtbereich. „Wir wünschen uns sehr, dass die Betreiber bei der geplanten Bergung mehr Tempo machen“, ergänzt Stock.

Die „Krake“ will Ende September/Anfang Oktober 2021 wieder eine eigene große Aktion starten und den Uferbereich des Rheins nach den umstrittenen Flitzern absuchen. Der Termin sei vom Rheinpegel abhängig. Bei ähnlichen Aktionen in den vergangenen Jahren hatten die Umweltfreunde bereits eine große Anzahl von E-Scootern aus dem Rhein oder beispielsweise dem Aachener Weiher gefischt.

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Mit ihrer Aktion kommt die Krake-Truppe vermutlich den Verleiherfirmen der E-Scooter zuvor. Das Wasser- und Schifffahrtsamt betonte mehrfach, dass die Bergung von E-Scootern aus dem Rhein sehr aufwendig sei, es eines ausgeklügelten Bergungskonzepts bedürfe und mehrere Behörden und Fachleute eingebunden werden müssten. In Behördenkreisen wird nicht davon ausgegangen, dass es in den kommenden Wochen zu einer derartigen Aktion kommt. Die Bergung koste laut Wasser- und Schifffahrtsamt bis zu 100.000 Euro und müsste von den Betreibern bezahlt werden.

Neben dem Einsammeln der E-Scooter wird die „Krake“ am 11. September, beim diesjährigen Rhine Clean-Up Day, unter anderem am Rheinufer in Stammheim in Höhe des Rudervereins tätig und hofft auf große Unterstützung der Bevölkerung. Auch in Niehl wird das Ufer abgesucht und gesäubert. Durch die Hochwasserkatastrophe sei dort sehr viel Unrat angespült worden. Die Mitglieder waren in den vergangenen Wochen auch im Ahrtal unterwegs und halfen dort bei den Aufräumarbeiten.

Dass E-Scooter in die Flüsse geworfen werden, ist international ein Problem. Es gibt etwa Vorfälle in Paris, wo sie aus der Seine geholt werden mussten. Auch Madrid und Oslo melden ähnliche Fälle. In den großen Städten rund um Köln ist dies offensichtlich kein großes Problem. „Kein E-Scooter-Anbieter hat der Landeshauptstadt gegenüber eingestanden, dass tatsächlich in Gewässern Fahrzeuge gefunden wurden“, sagt ein Sprecher der Stadt Düsseldorf. Ob und wie viele Geräte in einem Gewässer versenkt wurden, dazu können von den Betreibern nur Mutmaßungen angestellt werden, heißt es weiter. Allerdings wurden auch in Düsseldorf vereinzelt Geräte im Rhein entdeckt.

Aus Bonn ist zu hören: „Diese Fälle sind bislang selten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass mit den Anbieterfirmen vereinbart wurde, technisch vorzusorgen, dass in den Rheinuferbereichen keine Mietvorgänge beendet werden können. Dadurch soll verhindert werden, dass E-Scooter in Ufernähe abgestellt und zurückgelassen und in den Fluss geworfen werden können.“ Vereinzelt seien aber E-Scooter aus dem Wasser geholt worden.

Hintergrund: Die Aufräum-Einheit

Die „Krake“ wurde im Jahr 2016 vom Schauspieler Christian Stock gegründet und findet sich mehrmals im Monat zusammen, um Müll am Rheinufer, in Seen, Parks und Wäldern zu sammeln. Gründer Christian Stock war vor Jahren in Nepal, wo ihm Unmengen an Müll aufgefallen waren, der in Flüssen und an anderen Orten lag.

Zurück in Deutschland, wurde die Organisation gegründet. „Müllsammeln ist sexy“, sagt Stock. Er gehe nicht mehr ohne Greifzange aus dem Haus und sammele häufig Müll ein. „Wir wollen nicht den Zeigefinger heben, sondern um Verständnis werben. Der Müll in der Natur ist ein großes Problem“, betont der Gründer. Es sei einfach uncool, seinen Einweggrill am Rheinufer zurückzulassen.

Neben dem Rheinufer sind die Mitglieder der Aufräum-Einheit auch an der Mosel oder Lahn unterwegs. Mehrere Tonnen Müll seien bereits gesammelt worden. (ta)