Die Polizei sei auf alle Szenarien vorbereitet. Neu ist im Kwartier Latäng ein weiterer Schutz für die Grünflächen. Wir geben einen Überblick über den Einsatz für die tollen Tage.
Angespannte LageWie die Kölner Polizei für Karneval plant
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Die Zülpicher Straße am Elften Elften.
Copyright: Thomas Banneyer
Eine Ausnahmesituation sind die Karnevalstage für die Polizei schon immer. Vor dem Auftakt des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht in der kommenden Woche ist die Lage aber schon eine besondere. Angesichts der jüngsten Anschläge in Magdeburg, Aschaffenburg und München richtet sich der Blick zum Höhepunkt der Session in besonderem Maße auf den Kölner Karneval. Ein Überblick über die Pläne von Stadt und Polizei.
Polizei auf alle Szenarien vorbereitet
Die Sicherheitslage in diesem Jahr angespannter als sonst, sagt Polizeidirektor Martin Lotz. Um sogenannte Überfahrtaten wie in München zu verhindern, richtet die Stadt an bestimmten Stellen Überfahrsperren ein. Seit der Fußball-Europameisterschaft im vergangenen Sommer sei das allerdings Standard. Neben Angriffen mit Autos gebe es viele weitere Szenarien, auf die sich die Polizei vorbereiten müsse. Konkret nennt Lotz „Messer und andere gefährliche Alltagsgegenstände, an die die Menschen leicht herankommen und fürchterliche Angriffe ausüben können“. Überall, wo Karneval gefeiert wird, seien Messer verboten. Dementsprechende Kontrollen wird es in den Feierzonen geben. Konkrete Hinweise auf Anschlagspläne lägen der Polizei nicht vor. Klar sei aber auch: Eine hundertprozentige Sicherheit könne man nun mal nicht gewährleisten.
Viel Personal von Stadt und Polizei im Einsatz
Neben den Einsatzkräften, die ohnehin täglich auf den Kölner Straßen unterwegs sind, plant die Polizei an den Karnevalstagen mit fast 1500 zusätzlichen Polizisten. Das entspricht in etwa den Zahlen des Vorjahrs. „Alles, was wir irgendwie bekommen, bringen wir auf die Straße, streichen Dienstfrei, Urlaub und alles, was eben geht, um möglichst alle Kräfte in den Einsatz zu bekommen“, sagt Lotz. Besonderen Schutz bekommt erneut die Synagoge an der Roonstraße.
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Neben rund 190 Einsatzkräften des Ordnungsamtes setzt die Stadt an den Karnevalstagen bis zu 1200 Kräfte privater Sicherheitsunternehmen ein. „Diese werden wir im Vorfeld aber auch an den Tagen selbst intensiv kontrollieren“, sagt Ordnungsamtschef Ralf Mayer.
Alles beim Alten auf der Zülpicher Straße
Um die Massen so gut es geht in den Griff zu bekommen, verwandelt sich das Zülpicher Viertel erneut in eine Art Sperrzone. Zugänge gibt es lediglich im Bereich der Unimensa und auf der Roonstraße. Sobald die Zülpicher Straße voll ist, schließen Stadt und Polizei die Zugänge. Feiernde werden dann auf die Ausweichfläche auf der Uniwiese geleitet.
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Karneval in Köln
Copyright: Harald Woblick
Seit 2023 ist diese Fläche fester Bestandteil des städtischen Sicherheitskonzepts. Bodenplatten sollen die Wiese vor größeren Schäden bewahren. So wie bereits am Elften Elften wird auf der abgedeckten Wiese kein Alkohol ausgeschenkt. Auf der Fläche gibt es zwar Musik, allerdings nicht von einem DJ. „Wir wollen Aufenthaltsqualität auf der Fläche haben, wir wollen aber explizit keine Party-Location“, sagt Mayer.
Neue Glas-Regeln am Aachener Weiher
Große Teile der Uniwiese, vor allem im nördlichen Teil, werden genauso wie die Parkflächen am Aachener Weiher umzäunt und sind damit für Feiernde gesperrt. Auch am Elften Elften hatten sich die Feiernden aufgrund des großen Andrangs bis in den Hiroshima-Nagasaki-Park ausgebreitet und hinterließen große Mengen Müll. Erstmalig gilt um den Aachener Weiher und im südlich davon gelegenen Hiroshima-Nagasaki-Park ein Glasverbot. „Wir wollen dort kein Glas haben, weil es zum einen eine Verletzungsgefahr für die Feiernden darstellt, zum anderen werden die Flächen ganzjährig von Menschen und Tieren genutzt“, sagt Mayer.
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Die Grünflächen am Aachener Weiher und im Hiroshima-Nagasaki-Park sollen durch ein Glasverbot geschützt werden.
Copyright: Thomas Banneyer
Das letzte Mal Uniwiese?
Die Uniwiese ist Teil des Landschaftsschutzgebiets, in dem normalerweise keine Veranstaltungen dieser Art stattfinden dürfen. Möglich wird die Feier-Fläche an den Karnevalstagen durch eine Befreiung von diesem Verbot durch die Untere Naturschutzbehörde. Diese Befreiung wurde in den vergangenen Jahren mit dem Argument der Gefahrenabwehr erteilt. Die erweiterte Glasverbotszone war eine Bedingung für eine erneute Befreiung. Bereits im Januar hatte die Stadt mitgeteilt, die Uniwiese im Straßenkarneval letztmalig als Ausweichfläche für die Zülpicher Straße nutzen zu wollen. Wie sich die Suche nach einer alternativen Fläche gestaltet, darüber sprach die Stadt am Dienstag nicht.
Jugendschutz verstärkt im Auge
Bereits zum Elften Elften lenkte die Stadt den Blick verstärkt auf den Jugendschutz, die Richtung setzt sie nun fort. Jugendamt und Ordnungsamt werden vor den „Tollen Tagen“ Kioskbetreiber und Gastronomien aufsuchen, um über Jugendschutzgesetze zu informieren. Erneut werden im Vorfeld und an den Karnevalstagen selbst Testkäufe in Kiosken durchgeführt. „Ich appelliere an die Eltern, mit ihren Kindern im Vorfeld über die Thematik Alkohol, Drogenmissbrauch und seine Risiken zu sprechen und aufzuklären“, sagt Jugendamtsleiterin Dagmar Niederlein. Die Eltern sollten sich mit den Fragen befassen: Wo hält mein Kind sich auf? Wann kommt es nach Hause? Und in welcher Verfassung kommt es nach Hause?
Im Kwartier Latäng ist ein Notfallversorgungszentrum eingerichtet, um Feiernde zu versorgen, die zu viel Alkohol konsumiert haben. Auch in den sozialen Medien appelliert die Stadt an Jugendliche und junge Erwachsene, respektvoll zu feiern und fordert sie zu einem respektvollen Umgang mit Alkohol auf.