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Kölner PolizeistatistikZwei Messerangriffe am Tag - Wiener Platz nach wie vor ein Brennpunkt

Lesezeit 4 Minuten
Polizeipräsenz am Wiener Platz: 262 Tage im Jahr ist die Polizei vor Ort, sagt die Statistik.

Polizeipräsenz am Wiener Platz: 262 Tage im Jahr ist die Polizei vor Ort, sagt die Statistik.

Der Wiener Platz in Mülheim ist rund um die Uhr Waffenverbotszone. Nirgendwo wurden im vergangenen Jahr mehr Messer sichergestellt.

An keinem Platz in Köln wurden im vergangenen Jahr mehr Messer von der Polizei gefunden als am Wiener Platz. Mehr als 150 sichergestellte Messer und Waffen zählt die Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz der Kölner Polizei in Mülheim, rund 100 waren es auf den Ringen, keine 20 auf der Zülpicher Straße. „Der Einfallsreichtum ist wirklich enorm“, sagt der leitende Polizeidirektor Martin Lotz und zeigt ein Foto eines an einem E-Scooter festgeklebten Messers. Seit Juni 2024 existiert die Waffenverbotszone auf dem Mülheimer Platz, die es den Beamten erlaubt, dort rund um die Uhr Personen auf Waffen zu kontrollieren. Seit Februar sind dort sämtliche Arten von Messern verboten. „Unsere Wahrnehmung ist, dass unsere Einsatzkräfte da sehr erfolgreich sind und immer wieder Messer in den Taschen feststellen“, sagt Polizeipräsident Johannes Hermanns. „Und jedes gefundene Messer, jede Anzeige, jede Maßnahme trägt ein bisschen mehr zur Sicherheit bei.“

Während Hermanns und der Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz, Martin Lotz, die Einsatzzahlen des Jahres 2024 am Brennpunkt Wiener Platz vorstellen, wirkt dieser ziemlich aufgeräumt. Doch der Schein trügt: In der Vergangenheit wurde der Platz immer wieder Schauplatz für Drogengeschäfte und Kriminalität, nachts, aber auch tagsüber. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen Angst haben, sich über die Plätze zu bewegen oder an ihnen in die Bahn zu steigen“, sagt Hermanns und meint nicht nur den Wiener Platz, sondern auch die anderen Brennpunkte im Linksrheinischen: den Neumarkt, den Ebertplatz, den Friesenplatz und den Appellhofplatz.

Polizeipräsident Johannes Hermanns (r.) und der Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz, Martin Lotz

Polizeipräsident Johannes Hermanns (r.) und der Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz, Martin Lotz

Die Einsatzzahlen der Kölner Polizei bewegen sich 2024 auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr, mit laut Polizei nur leichtem Anstieg: 316.558 Einsätze gab es in Köln (2023: 315.504). „Alle zwei Minuten fährt ein Streifenwagen zu einem Einsatz“, sagt Johannes Hermanns. Die meisten Einsätze gab es im rechtsrheinischen Süden, in Kalk und Porz (rund 60.500), gefolgt von der Innenstadt mit fast 57.000 Einsätzen im vergangenen Jahr. Für die Sicherheit soll wie berichtet auch die Zusammenarbeit der Polizei mit Ordnungsamt und KVB sorgen. In verschiedenen Netzwerkgruppe werden die Einsatzkonzepte immer wieder angepasst. „Wenn wir über unsere Zuständigkeitsgrenzen hinaus zusammenarbeiten, dann können wir eine sichere und lebenswerte Stadt gestalten“, ist sich Hermanns sicher.

Wenn wir über unsere Zuständigkeitsgrenzen hinaus zusammenarbeiten, dann können wir eine sichere und lebenswerte Stadt gestalten.
Polizeipräsident Johannes Hermanns

An den Brennpunkten habe man die Polizeipräsenz im vergangenen Jahr intensiviert. Dennoch seien zwei Messerangriffe pro Tag keine Seltenheit, sagt Hermanns: Die Messergewalt ist in Köln im vergangenen Jahr um 30 Prozent gestiegen. Alleine am Wiener Platz wurden seit September rund 5700 Menschen kontrolliert, dabei wurden 55 Menschen fest- oder in Gewahrsam genommen. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass der Verkehrsknotenpunkt in Mülheim auch ein beliebter Platz für Drogendeals sind: In den vergangenen acht Monaten wurden bei Kontrollen dort rund zwölf Kilo Rauschmittel sowie 80.000 Euro Bargeld gefunden. 

Eine neue Schwerpunktgruppe wurde im März auch in Kalk gegründet, seitdem wurden auch dort rund 1000 Menschen kontrolliert, 33 wurden festgenommen, 165 Strafanzeigen wurden gestellt. Jeder Brennpunkt sei anders, so Lotz. „Unser Bestreben ist, dass wir für die individuellen Plätze auch individuelle Maßnahmen treffen.“ Die höchste polizeiliche Präsenz haben in Köln der Ebertplatz und der Neumarkt: An 360 Tagen waren Beamte in Uniform und in Zivil dort unterwegs, mehr als 14.500 Stunden Anwesenheit verzeichnet die Statistik der Polizei. 


So schnell ist die Polizei am Einsatzort

16 Minuten und 50 Sekunden dauert es im Schnitt, bis die Polizei in Köln am Einsatzort ist. Bei einem Unfall mit Verletzten sind es 6,42 Minuten, ist noch ein Täter am Ort sind es nur 4,12 Minuten. Der landesweite Richtwert liege bei 16 Minuten, sagt Martin Lotz, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz. Sie seien also etwas zu langsam. Schneller als der Landesdurchschnitt (7,40 Minuten) sei man jedoch bei Unfällen mit Verletzten und bei Ereignissen mit Tätern am Ort (4,40 Minuten). Am schnellsten am Einsatzort ist die Polizei im Bereich der Innenstadt (13,53 Minuten), am längsten dauert es in Kalk und Porz (19,34 Minuten).

Zusätzliche Einsätze

1764 Versammlungen gab es 2024 in Köln und Leverkusen, die die Polizei begleitet hat. Die Zahl sei stetig steigend: 2017 waren es nur 664. Zudem gab es 2024 mehr als 150 Sport-Großveranstaltungen mit Polizeipräsenz in Köln, bei denen alleine mehr als 325.000 Personalstunden geleistet wurden. Eine davon war die Fußball-EM mit bis zu 1800 eingesetzten Kräften in der Spitze. Groß angelegt war auch der Messerkontrolltag an Halloween, bei dem mehr als 13.000 Personen von rund 1300 Beamten kontrolliert wurden. Überstunden würden über mehrere Jahre vor sich hergeschoben, so Hermanns. Man sei bemüht, dass Überstunden entweder finanziell vergütet oder mit Freizeit ausgeglichen werden können.