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Kliniken KölnKonzentration auf Standort Merheim – Riehl und Holweide vor Verlagerung

Lesezeit 3 Minuten
Die Klinik Merheim bietet Platz für Erweiterungen – die Kliniken Holweide und Riehl könnten hierher verlagert werden.

Die Klinik Merheim bietet Platz für Erweiterungen – die Kliniken Holweide und Riehl könnten hierher verlagert werden.

Die mit hohen Verlusten kämpfenden Kliniken der Stadt Köln sollen nach Informationen der „Kölnischen Rundschau“ am Standort Merheim konzentriert werden.

Die Kliniken der Stadt Köln stehen vor der größten Umstrukturierung ihrer Geschichte. Die Klinik-Geschäftsführer Sylvia Langer und Prof. Dr. Axel Goßmann haben Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) am Mittwoch ein Konzept vorgelegt, wie sie die wachsenden Verluste von derzeit im Schnitt rund 1,7 Millionen Euro pro Woche stoppen und die Kliniken zukunftsfähig machen wollen. Ihr Plan dürfte in der Stadt noch für viel Wirbel sorgen.

Drei Kliniken an einem Standort vereinen

Nach Rundschau-Informationen schlagen sie vor, die bislang drei städtischen Krankenhäuser an einem Standort auf dem Gelände des Klinikums Merheim zu konzentrieren. Dort soll mit massiven Investitionen – die Rede ist von rund 600 Millionen Euro – ein neuer Gesundheitscampus errichtet werden. Die Klinik Holweide und das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße in Riehl sollen ab Ende des Jahrzehnts aufgegeben und nach Merheim verlagert werden. Das ist nach Ansicht der Geschäftsführung die aussichtsreichste Strategie, um – wie von Reker gefordert – das jährliche Defizit unter 10 Millionen Euro zu drücken und zugleich die hohe Qualität der medizinischen Versorgung sicherzustellen und weiterzuentwickeln. Am Donnerstag wurden der Betriebsrat und die Ratspolitiker darüber informiert.

Ohne einen Sanierungsplan werde die Stadt ihren Kliniken keine frischen Kredite mehr geben, hatte die OB vor fünf Wochen gedroht. Das Geld reicht derzeit nur bis Ende März. Nach diversen Sanierungsversuchen in den vergangenen Jahren, die getrost als gescheitert angesehen werden dürfen, war 2022 die komplette Geschäftsführung ausgetauscht worden.

Verschiedene Alternativen verworfen

Die neue Finanzchefin Langer, die seit November im Amt ist, und der ärztliche Direktor Goßmann, seit Mai dabei, hatten vor kurzem Stadt und Aufsichtsrat informiert, dass ohne durchgreifende Änderungen künftig Verluste von rund 90 Millionen Euro pro Jahr anfallen werden – Tendenz steigend. Im Auftrag des Aufsichtsrats hatten sie gemeinsam mit Chief Restructuring Officer Manuel Berger verschiedene Alternativen skizziert, die jedoch alle zu Gunsten einer Konzentration in Merheim verworfen wurden. Dazu zählt auch eine Privatisierung, die jedoch von Belegschaft, Ratsmehrheit und OB abgelehnt wird. An der bisherigen „2+1“-Strategie festzuhalten, reicht nach Ansicht der Geschäftsführung nicht für eine wirtschaftliche Gesundung aus. Denn das würde dem Vernehmen nach das Defizit nur auf rund 40 Millionen Euro pro Jahr senken. „2+1“ sieht vor, Holweide als Plankrankenhaus zu schließen, nach Merheim zu verlagern und in Holweide ein Facharztzentrum mit Notfallambulanz einzurichten. Die Kinderklinik bliebe erhalten.

Grafik zu den Kliniken der Stadt Köln

Grafik zu den Kliniken der Stadt Köln

Auch die Variante „2+0“ – Erhalt von Merheim und Riehl bei völligem Verzicht auf den Standort Holweide – wurde nicht weiterverfolgt. Stattdessen setzen die Klinik-Chefs jetzt auf „1+0“: Alles nach Merheim verlagern, Holweide und Riehl aufgeben und die Grundstücke anderweitig verwerten – etwa für den Bau von Wohnungen oder Pflegeeinrichtungen.

Argumentiert wird dabei nicht nur finanziell. Ein neuer Gesundheitscampus Merheim, in den 600 Millionen Euro für Neubauten und Sanierungen sowie neueste Medizintechnik fließen sollen, könne zum Befreiungsschlag werden, heißt es. Statt Geld in hochdefizitäre Strukturen zu pumpen, würde die Stadt in eine bessere medizinische Versorgung und attraktivere Arbeitsbedingungen für das Personal investieren. Viele Leistungen der Kliniken seien heute auf mehrere Standorte verteilt. Sie räumlich zu konzentrieren, spare Transporte und ermögliche eine ganzheitlichere Behandlung der Patienten.

Ob es wirklich so kommt und was dann mit den Grundstücken in Holweide und Riehl passiert, muss der Stadtrat entscheiden, der sich am 16. Mai damit befassen soll. Unklar ist, inwieweit sich Land und Bund an den erforderlichen Investitionen beteiligen würden und ob die Stadt die hohen Summen notfalls auch alleine stemmen würde. Offen ist auch, was aus dem geplanten Klinikverbund mit der Uniklinik wird. Das Land hat dazu bisher nicht Farbe bekannt. Ein konsequentes Sanierungskonzept der Stadt Köln für ihre Kliniken dürfte die Chancen, dass es doch noch klappen könnte, zumindest nicht verschlechtern.