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Interview mit Kölns Stadtdirektor„Nicht enttäuscht, dass Kölns CDU nicht gefragt hat"

Lesezeit 5 Minuten
Stephan_Keller

Kölns Stadtdirektor Stephan Keller (CDU) will Oberbürgermeister in Düsseldorf werden. 

  1. Kölns Stadtdirektor Stephan Keller will für die CDU das Oberbürgermeisteramt in Düsseldorf zurückerobern.
  2. Keller hatte seiner Partei im April 2019 noch abgesagt.
  3. Die Gründe, warum er sich jetzt anders entschieden hat, sind vielfältig. Ein Interview.

Herr Keller, Sie haben Ende 2016 kurz vor Ihrem Wechsel nach Köln zu Ihren Gründen gesagt: „Köln ist eine Herausforderung mit vielen Variablen.“ Und dass Sie für mehr Konstanz sorgen möchten. Nun wollen Sie nach nicht mal der Hälfte der achtjährigen Amtszeit gehen. Warum?

Weil das Angebot, möglicherweise Oberbürgermeister in Düsseldorf zu werden, eine extrem reizvolle Herausforderung ist. Düsseldorf ist genau wie Köln eine hochspannende Metropole, und es ist die Stadt, in der ich lebe. Dort eine noch verantwortungsvollere Aufgabe angeboten zu bekommen, hat mich sehr gefreut. Es ist nicht einfach nur der nächste Job. Ich fühle mich gut gerüstet, das Gesamtpaket passt.

Mussten Sie erstmal Düsseldorf verlassen, um als OB-Kandidat infrage zu kommen?

Ich weiß nicht, ob ich das musste, ich glaube aber, dass es mir persönlich sehr gut getan hat und mich in vielerlei Hinsicht weiter gebracht hat.

In welcher Hinsicht?

Über Politik und das Management einer Verwaltung habe ich viel gelernt. Ich habe in Köln eine exponiertere Stellung als früher in Düsseldorf, beispielsweise vertrete ich Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Ich bin also noch viel enger in die Führung der Stadtverwaltung eingebunden, das prägt mich.

Zur Person

Dr. Stephan Keller, 49, ist in Aachen geboren worden. Er hat Rechtswissenschaften studiert. Bevor er in Düsseldorf Dezernent für Recht, Ordnung und Verkehr wurde (2011 bis 2016), war der CDU-Mann Beigeordneter beim Städte- und Gemeindebund.

Seit Januar 2017 ist er Stadtdirektor in Köln. Keller ist verheirat und hat drei Kinder, er lebt mit seiner Familie in Düsseldorf.

Formal muss die CDU ihn am 29. Februar zum Kandidaten wählen, das gilt als sicher. Er tritt am 13. September unter anderem gegen Amtsinhaber Thomas Geisel (SPD) an. (mhe)

Mussten Sie lernen, durch das politische Stahlbad zu gehen?

Der Begriff Stahlbad geht mir zu weit, aber Köln ist in der politischen Auseinandersetzung intensiver als etwa Düsseldorf.

Weil die Politiker sich mehr einmischen?

Ja. Und weil die Politik etwas heterogener ist, die Mehrheiten nicht so klar sind.

Sie haben in Düsseldorf im April 2019 abgesagt. Wie hat die Landes-CDU Sie denn jetzt doch noch ködern können?

Die Düsseldorfer CDU hat mich angesprochen. Man muss mich auch nicht ködern für eine solche Kandidatur. Im vorigen Jahr war die Situation in Köln anders als heute: Viele offene Baustellen von damals sind geschlossen.

Sie meinen die Berufsfeuerwehr und die laut Ihrer Aussage Meuterei-ähnlichen Szenen aufgrund der Arbeitsbelastung im Rettungsdienst?

Genau. Die Anfrage kam, als es in der Feuerwehr buchstäblich lichterloh brannte. Das hat mich davon abgehalten, einen Weggang anzukündigen. Ich bin auch jetzt weit davon entfernt zu sagen, ich bin fertig in Köln. Aber die Situation in meinem Fachbereich ist entspannter.

Wäre es vor einem Jahr ein Weglaufen und aus der Verantwortung stehlen gewesen?

Ja, was die Feuerwehr betrifft, ganz bestimmt. Und auch die Situation im Personalamt war sehr kritisch, das ist heute anders. Wir sind zwar nicht ganz am Ziel, haben aber zukunftsfähige Strukturen geschaffen. Deshalb bewerte ich das heute anders.

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Und Sie haben für den Fall einer Niederlage keinen Plan B?

Nein. Ich habe eine gute Ausbildung und viel Berufserfahrung. Was soll mir passieren? Formal bin ich bei einer Niederlage nach der Wahl genauso Beigeordneter der Stadt Köln wie vorher.

Bei Ihrer Pressekonferenz am Freitag konnte man heraushören: Für Sie ist nach dem 13. September Schluss in Köln.

Ich gehe davon aus, nach dem 13. September OB in Düsseldorf zu sein, alles andere wird man dann sehen.

Sozialdezernent Harald Rau wollte OB in Offenburg werden und ist nach seiner Niederlage zurückgekehrt. Wäre das denkbar für Sie?

Wie gesagt: Es gibt eine formaljuristische Seite und eine praktisch-politische. Die formaljuristische ist eindeutig, die praktisch-politische komplexer.

Sind Sie enttäuscht, dass die Kölner CDU Sie nie als OB-Kandidaten erwogen hat?

Nein, überhaupt nicht. Ich bin nach Köln gekommen und habe gesagt, ich möchte die OB unterstützen und tue das nach Kräften. Die Oberbürgermeisterschaft von Frau Reker ist langfristig angelegt und das habe ich immer unterstützt.

Ihr erstes Interview als designierter OB-Kandidat haben Sie der „Rheinischen Post“ in Ihrem Amtszimmer gegeben. Damit haben Sie Ihre politischen Ambitionen mit dem Beamtenstatus vermengt, der Sie zur Neutralität verpflichtet. War das ein Fehler?

Dazu drei Dinge. Erstens: Ich bin bis zur Aufstellungsversammlung kein offizieller Kandidat. Zweitens: Wenn der Kölner Stadtdirektor plant, sich beruflich verändern zu wollen – und auch noch nach Düsseldorf – dann muss er das der Öffentlichkeit erklären und kann ein Interview in seinem Büro geben. Und drittens: Wahlwerbung für ein Amt in Düsseldorf sollte man wohl eher nicht mit einem Dom-Bild im Hintergrund machen.

Wie sehen die nächsten Monate aus?

Das Dezernat läuft wie bisher, ich vertraue meiner Mannschaft. Und ich habe der Düsseldorfer CDU gesagt: Ich werde meiner Verantwortung in Köln vollumfänglich gerecht bleiben und meinen Job gewissenhaft ausüben, bis die heiße Wahlkampfphase beginnt. Dafür werde ich meinen kompletten Jahresurlaub nehmen. Wie in jeder Stadtverwaltung üblich, werde ich in dieser Zeit vertreten. Bis zu den Sommerferien wird sich an meiner Arbeit in Köln nichts ändern.

Außer dass Kämmerin Dörte Diemert für Sie diesen Monat als Wahlleiter übernimmt.

Das ist die einzige Aufgabe in meinem Dezernat, die sensibler ist als die normalen Verwaltungstätigkeiten. Formaljuristisch wäre auch das zwar kein Problem, es ist aber sicher sinnvoll, diese Funktion abzugeben.

Wie blicken Sie denn auf Ihre drei Jahre in Köln zurück?

Es ist zu früh für eine Rückschau. Ich bin noch über ein halbes Jahr da. Es war eine spannende Zeit, die mich mit Köln sehr verbunden hat und in der ich gemeinsam mit Frau Reker viel auf den richtigen Weg gebracht habe.