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Der Hundertprozentige will nach HauseKölner Stadtdirektor will Düsseldorfer OB werden

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Stephan Keller (1)

Köln/Düsseldorf – Kölns Stadtdirektor Stephan Keller (49) mag keine halbe Sachen, der Hobby-Rennradfahrer hat mal gesagt: „Wenn ich mir eine Strecke vorgenommen habe, dann fahre ich die gerne auch zu Ende.“ Doch seit Donnerstagmorgen ist klar: Keller, Ende 2016 für acht Jahre ins Amt gewählt, will am liebsten auf halber Strecke in Köln aufhören. Der CDU-Politiker möchte Oberbürgermeister in Düsseldorf werden, das berichten am Donnerstagfrüh Düsseldorfer Zeitungen, im Kölner Rathaus ist Keller an diesem Morgen das Thema schlechthin. Gegenüber der Rundschau bestätigt er: „Ja, das stimmt.“ Am heutigen Freitag soll die Düsseldorfer CDU Keller öffentlich präsentieren.

Keller ist fest mit Düsseldorf verbunden

Keller. Düsseldorf. Es ist eine lange Liaison, schon zwischen 2011 und 2016 war er Dezernent für Ordnung und Verkehr in der Landeshauptstadt, im Paket mit Andrea Blome wechselte er im Januar 2017 nach Köln. Blome als Verkehrsdezernentin, Keller als Stadtdirektor. Doch auch nach seinem Abgang wohnte er mit seiner Familie in Düsseldorf, darüber mopperten häufig Menschen. „Wenn jemand für eine Stadt brennt, dann wohnt er auch hier“, sagt ein Politiker. Mittlerweile soll er aber eine zweite Wohnung in Köln haben.

Das Herumkritteln könnte ab 13. September vorbei sein, dann wählt Düsseldorf wie ganz NRW sein Stadtoberhaupt. Formal müssen ihn die CDU-Mitglieder noch am 29. Februar wählen. Aktuell führt Thomas Geisel (SPD) die Stadt, 2014 holte er erst in der Stichwahl mit 59,2 Prozent das Amt, setzte sich gegen den damaligen CDU-OB Dirk Elbers (40,8 Prozent) durch. Im ersten Wahlgang hatte noch Elbers klar vorne gelegen, und zwar mit 46,1 zu 37,9 Prozent.

„Ab jetzt ist Keller im Wahlkampf“

Heißt: Keller hat als CDU-Kandidat durchaus Chancen – wenn er einen guten Wahlkampf hinlegt. „Ab jetzt ist Keller im Wahlkampf“, sagt ein Düsseldorfer Politiker.

An Kellers Kampftauglichkeit im Polit-Treiben zweifeln einige Kölner und Düsseldorfer Politiker. Keller gilt als Verwaltungsfachmann, als Detailversessen, aber auch als etwas steif. Salopp gesagt kann Keller vermutlich die Aktentitel in seinem Büro rückwärts buchstabieren, aber kann er auch einen Marktplatz emotionalisieren? Aufgrund seiner Art ist das aber zumindest in Düsseldorf leichter als in Köln. „Für mich ist er ein absoluter Verwaltungsprofi, aber kein Oberbürgermeister“, sagt ein Kölner Politiker.

Stadtdirektor Stephan Keller (rechts).

Trotzdem mäanderte Kellers Name in Köln vor dem vergangenen September immer wieder durch die CDU, bis dahin war unklar, ob Amtsinhaberin Henriette Reker (parteilos) noch mal für Schwarz-Grün an den Start geht. Vor allem die alten Recken sahen ihn Keller einen guten eigenen Kandidaten. Warum sich also nicht von Reker und dem ganzen grünen Krimskrams abwenden und stattdessen auf einen eigenen Mann setzen – zumal ohne Stichwahl, die das Gericht damals noch nicht kassiert hatte? Doch die CDU-Spitze um Partei- und Fraktionschef Bernd Petelkau zementierte früh ihre Position: Sie setzte alles auf Amtsinhaberin Reker. Petelkau sagt auf die Fragen, ob Keller zu den Kandidaten gehört habe und ob die CDU es bereue, nicht auf ihn gesetzt zu haben: „Die Fragen haben sich nicht gestellt, weil wir die erfolgreiche Zusammenarbeit mit einer sehr guten Amtsinhaberin fortsetzen wollten.“ Keller selbst bezeichnete eigene Ambitionen früh als Unsinn.

Welche Partei Kellers Nachfolger vorschlagen darf, ist offen und hängt davon ab, welches Bündnis nach der Wahl im Rat bestimmt. Die Absprachen des schwarz-grünen Kooperationsbündnisses sind dann hinfällig.

Kämmerin Diemert könnte für Keller übernehmen

Eigentlich hatte Keller vergangenen April schon in Düsseldorf abgesagt, doch offensichtlich hat er danach gedanklich kehrt gemacht. „Er war immer einer der Top-Kandidaten“, heißt es aus Düsseldorf. Trotz der ersten Absage. Zu den Gründen schwieg Keller am Donnerstag zunächst. „Er ist eigentlich keiner, der das Risiko sucht“, sagt ein Beteiligter verwundert.

Die Stadt Köln könnte also den qua Amt zweitwichtigsten Mann verlieren, zuständig unter anderem für Personal, Ordnung und Feuerwehr. Einen, der Ordnung schafft, manch einem zu viel – etwa als er den Ebertplatz teils zusperren lassen wollte. Der Stadtrat kassierte die Idee. Ob Keller für den Wahlkampf Urlaub nimmt oder sich freistellen lässt, ist am Donnerstag unklar. Es gilt als wahrscheinlich, dass er zumindest seine Funktion als Wahlleiter für die Kommunal- und OB-Wahl schnell niederlegt, wenn er offiziell vorgestellt worden ist. Keller gilt als Hundertprozentiger. Dann übernimmt Kämmerin Dörte Diemert.

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Reker selbst äußert sich nicht zu der Personalie, anders als im Juli 2018, als Sozialdezernent Harald Rau für die Grünen in Offenburg als OB-Kandidat antrat. Rau scheiterte und kehrte zurück – unbeschädigt, was vorher als undenkbar galt. Aber Rau ist nicht Keller und der Sozialdezernent nicht der Stadtdirektor. Kann Keller einfach wieder zurückkehren? Oder hat er etwas in der Hinterhand? Falls Keller und Reker gewinnen, sitzt er Reker zukünftig gegenüber, etwa bei der Metropolregion Rheinland – und nicht mehr als zweiter Mann, sondern auf Augenhöhe.