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NachrufHejo Emons ist tot – Weggefährten erinnern sich an die gemeinsame Zeit

Lesezeit 4 Minuten
Der Verleger Hermann-Josef Emons.

Der Verleger Hermann-Josef Emons ist im Alter von 73 Jahren gestorben. Hinter diesem Bild mit Hut steckt eine ganz besondere Geschichte.

Vor zwei Tagen feierte er noch seinen 73. Geburtstag, nun ist Hermann-Josef Emons verstorben. Ein Nachruf.

„Die dunkle Welt der Kriminalliteratur hat einen Laternenanzünder verloren.“ Mit diesen poetischen Worten reagiert Krimi-Autor Friedrich Ani auf den Tod eines Mannes, in dessen Verlag sowohl er als auch viele andere Vertreter des Genres ihre ersten literarischen Schritte unternahmen: Zwei Tag nach seinem 73. Geburtstag ist am Sonntag der Kölner Verleger Hejo Emons nach längerer Krankheit gestorben.

Alles begann mit dem „Tödlichen Klüngel“ 1984, dem ersten Buch im neugegründeten Verlag. Das Manuskript von Christoph Gottwald lektorierte Emons im wahrsten Sinne des Wortes zu Fuß: Als er den Text gelesen hatte, sei er durch die Stadt gelaufen und habe überprüft, ob etwa ein beschriebenes Klingelschild wirklich abgerissen ist. „Wir dachten, wir machen zwei, drei Bücher aus dieser Reihe, und dann war es das“, erinnerte er sich im Gespräch mit dieser Zeitung anlässlich seines 70. Geburtstages vor drei Jahren.

Hejo war ein liebenswerter, cooler Typ mit wunderbar schrägen Ideen. Er geht zu früh, da hat das Schicksal einfach Mist gebaut!
Frank Schätzing

Seine „Köln Krimis“ machten nicht nur bundesweit Schule, sie waren auch für viele Autorinnen und Autoren das Karrieresprungbrett. Zum Beispiel für Frank Schätzing. Vor gut 30 Jahren trafen sich die beiden erstmals, „aber es fühlt sich an wie gestern. Ich mochte ihn sofort“, erinnert sich Schätzing.

„Hejo startete gerade durch mit seinem genialen Einfall, Krimis in Köln spielen zu lassen, ich hatte eine Romanidee. Er gab mir die Chance zu debütieren.“ Das Buch hieß „Tod und Teufel“, das erste von fünfen bei Emons, bis Schätzing mit dem „Schwarm“ zu KiWi wechselte.

Beim ersten Treffen bot er mir das Du an, ich könne Hejo oder Jupp sagen. Weil ich Jupp kölscher fand, habe ich mich dafür entschieden. Erst später ist mir klar geworden, dass er von allen Menschen Hejo genannt wurde.
Bernd Imgrund

Auch Rundschau-Autor Bernd Imgrund brachte Bücher bei Emons heraus, legte mit „111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss“ den Grundstein für die erfolgreiche Reihe. „Er war ein bauernschlauer Kaufmann in Geschäftsdingen, im Verlag war er wie ein zweiter Vater“, erzählt Imgrund. „Mir als Autor gegenüber war er wie ein guter Freund, der so ziemlich jedes Bier bezahlt hat, das ich bei Lesereisen und Messen getrunken habe.“ Und Bier, konkret Kölsch, spielte auch im Miteinander der beiden eine wichtige Rolle: „Immer, wenn wir Streit hatten, sind wir in den ,Knobelbecher' im Belgischen Viertel, haben ein paar Bier getrunken, dann war der Ärger vom Tisch!“

Auch Frank Schätzing hat eine gastronomische Erinnerung: „Wir beide liebten die italienische Küche, haben stundenlang in Marios Trattoria die Zeit vergessen, und sein Risotto mit Radicchio war unübertroffen.“ Warmherzig und witzig – diese Worte fallen immer wieder, wenn Menschen über Hejo Emons sprechen.

„Als mein erster Krimi ,Millionenallee' erschien, wurden vor dem damaligen Verlagssitz in der Lütticher Straße Autorenfotos geschossen. Fotografin Britta Schmitz und Verleger Hejo Emons entschieden: Wir nehmen ein Franzmann-Foto mit Hut, das hat mehr Wiedererkennungswert als sein Kopf ohne Hut“, erzählt Edgar Franzmann, der fortan Hut trug. Als er den Ehrenglauser-Preis der Autorenvereinigung Syndikat bekam, klaute sich Emons bei der Verleihung Franzmanns Kopfbedeckung und wurde von den Anwesenden als „Pate der Kriminalliteratur“ tituliert, „was er natürlich auch ohne Hut war.“

Ein Strippenzieher, der andere begeistern konnte. So entstand bei „einer Tasse Kaffee“ die Idee für ein weiteres erfolgreiches Projekt: die „Crime Cologne“. „Wir haben uns gefragt, ob das nicht eine sehr gute Idee sei und gesagt, na ja, dann machen wir das doch!“, berichtet Mitorganisator Achim Mantscheff über die Gründung des Krimi-Festivals im Jahr 2012. „Es fing klein an“, aber wurde schnell groß und größer, auch internationale Autorinnen und Autoren wurden zu regelmäßigen Gästen. Deon Meyer, Martin Walker oder Arne Dahl kamen genauso wie Donna Leon oder Tess Gerritsen.

Denn es war auch Emons' Idee, sich von Anfang an nicht nur auf die lokale Szene zu beschränken. Dies würde sich nicht rechnen, so der absolut richtige Gedanke des Geschäftsmannes. Was aus der „Crime Cologne“ wird, weiß Achim Mantscheff, der mit Emons „36, 38 Jahre befreundet“ war, noch nicht. „Ich habe keine Ahnung, wie wir das jetzt machen, fragen Sie mich in ein paar Wochen noch einmal.“

Hejo Emons hinterlässt eine Lücke. „Es war absolut nicht in seinem Plan, jetzt zu sterben, weil er sich auf das Alt-Werden mit seinen Enkelkindern gefreut hat.“ Doch die Zukunft des Verlages ist schon länger geregelt: Seine Tochter Franziska Emons-Hausen wird das Haus in seinem Sinne fortführen.